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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Sie trug ein Nachthemd und einen hellblauen Morgenrock, während Colin noch eine Wildlederhose und ein weißes Batisthemd anhatte. Es war ein kühler Abend, und das prasselnde Feuer im Kamin übte auf Sinjun eine beruhigende Wirkung aus. Sie lehnte ihr Gesicht an die Schulter ihres Mannes und küßte ihn zwischendurch auf den Hals.
    »Deine Brüder haben sich offenbar mit ihren Frauen versöhnt«, berichtete Colin, »und wenn Sophie bisher noch nicht schwanger war, so wird sie es bestimmt bald sein. Ryder hat sie während des ganzen Abendessens völlig ausgehungert angesehen.«
    »Das tut er immer, sogar wenn er wütend auf sie ist.«
    »Sie muß eine glückliche Frau sein.«
    »Vielleicht könntest du mich gelegentlich auch so ansehen.«
    »Vielleicht.« Er nahm sie fester in den Arm. »Wie fühlst du dich?«
    »Unser Abenteuer mit Robert MacPherson hat mich überhaupt nicht ermüdet.«
    »Aha, und warum hast du dann nach der Rückkehr zwei Stunden wie ein Murmeltier geschlafen?«
    »Na ja, vielleicht ein wenig«, gab sie zu. »Glaubst du, daß er seine Angriffe jetzt einstellen wird, und man sich auf seine Versprechen verlassen kann?«
    Colin dachte an die Stunde, die sie mit Robbie in der Kate verbracht hatten. Sie waren mitten am Nachmittag dort angekommen, und er hatte ihr erlaubt, als erste einzutreten. Ihr Auftreten eines Generals, der seine Truppen in die Schlacht führt, brachte ihn zum Schmunzeln, und er war froh, sie mitgenommen zu haben. Noch vor zwei Monaten wäre so etwas für ihn völlig undenkbar gewesen, aber Joan hatte ihn gelehrt, viele Dinge mit anderen Augen zu sehen.
    Robert MacPherson war im ersten Moment völlig sprachlos vor Wut. Als die Frau die Hütte betrat, hätte er sich am liebsten auf sie gestürzt und sie bewußtlos geschlagen. Dann sah er Colin hinter ihr und bekam es erstmals mit der Angst zu tun, wollte sich das aber natürlich nicht anmerken lassen und spuckte deshalb auf den schmutzigen Boden. »Aha, es war also doch ein abgekartetes Spiel!« rief er. »Du hast deine Frau vorgeschickt, um mich in die Hände zu bekommen. Du erbärmlicher, widerlicher Feigling!«
    »O nein«, widersprach Sinjun sofort, »Colin ist hier, um Sie vor mir zu retten. Ich wollte Sie der Royal Navy ausliefern, und dann hätten Sie Decks schrubben können, bis Sie über Bord gegangen und ertrunken wären, aber Colin hat es mir nicht erlaubt.«
    »Du scheinst es hier nicht allzu gemütlich zu haben, Robbie.« Colin rieb sich zufrieden die Hände, und MacPherson ging wütend auf ihn los, wurde aber schon nach einem knappen Meter durch die Ketten abrupt gestoppt.
    »Befrei mich von diesen Dingern!« kreischte er hysterisch.
    »Später«, sagte Colin. »Vorher möchte ich mich mit dir unterhalten. Ein Jammer, daß es hier keine Stühle gibt, Joan. Du siehst ein bißchen blaß aus. Am besten setzt du dich auf den Lehmboden und lehnst dich an die Wand. So ist's recht. Robbie und ich haben einiges zu besprechen.«
    »Du verfluchter Mörder! Wir haben nichts zu besprechen. Bring mich ruhig um, du Hurensohn! Dann werden meine Männer Vere Castle und deine ganzen Ländereien verwüsten. Na los, nun mach schon!«
    »Warum sollte ich?«
    »Warum nicht? Schließlich hast du auch meine Schwester und den armen Dingle umgebracht.«
    »O nein, Dingle wurde von einem deiner eigenen Männer getötet. Zufällig war mein Sohn Philip Zeuge des Geschehens. Natürlich ging es bei der Auseinandersetzung um eine Frau. Alfie hat ihn umgebracht.«
    Robert MacPherson schüttelte angewidert den Kopf. »Dieser Dummkopf! Wie oft habe ich den Kerlen schon gesagt...« Er verstummte mitten im Satz und zerrte wieder erfolglos an seinen Ketten. »Also gut, in diesem Fall warst du offenbar unschuldig. Aber du hast meine Schwester ermordet.«
    Sinjun öffnete den Mund, schloß ihn aber sofort wieder, weil sie begriff, daß dies eine Angelegenheit war, die Colin und MacPherson unter sich ausfechten mußten.
    Obwohl es ihr sehr schwerfiel, begnügte sie sich ausnahmsweise mit der Rolle der Beobachterin.
    »Deine Schwester ist vor fast acht Monaten gestorben. Warum bist du nicht sofort gegen mich vorgegangen?«
    »Damals wußte ich noch nicht, daß du sie umgebracht hast. Mein Vater war von deiner Unschuld überzeugt, und ich glaubte ihm, bis ich die Wahrheit herausfand.«
    »Aha, die Wahrheit! Könntest du mir verraten, von wem du diese angebliche Wahrheit erfahren hast?«
    MacPherson wirkte plötzlich verschlagen. »Warum sollte ich? Ich habe

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