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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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keinen Grund, an meiner Informationsquelle zu zweifeln. Und meinem Vater würde es genauso gehen, wenn in seinem armen Gehirn auch nur ein Funke Verstand verblieben wäre.«
    »Als ich deinen Vater zuletzt besucht habe, war er völlig klar im Kopf«, sagte Colin. »Reite nach Edinburgh und erzähl ihm deine Version der Dinge. Dann wirst du ja sehen, wie er darauf reagiert. Ich könnte wetten, daß er dich auslachen wird, und ich glaube, daß du ihm nichts davon erzählst, weil du dich vor seinem Zorn über deine Gutgläubigkeit fürchtest. Und du verbreitest überall das Märchen, dein Vater wäre schwachsinnig, nur weil du weißt, daß er dir — was mich betrifft — nie zustimmen wird. Erzähl ihm alles, Robbie. Er ist das Familienoberhaupt der MacPhersons. Er ist dein Vater. Vertrau ihm. Und jetzt sag mir, wer dir weisgemacht hat, daß ich deine Schwester ermordet hätte.«
    »Nein.«
    »Wie könnte ich dich dann freilassen? Ich möchte noch nicht sterben, und ich möchte mir auch nicht dauernd Sorgen um die Sicherheit meiner Frau und meiner Kinder machen müssen.«
    MacPherson betrachtete seine aufgeschürften Handgelenke. Er war an die Wand gekettet wie ein Verbrecher! Und was am allerschlimmsten war — das hatte eine Frau ihm angetan, dieses lächerliche Geschöpf dort drüben, das auf dem Boden saß und ihn aus großen blauen Augen betrachtete. Von einem Weib ausgetrickst zu werden — es war einfach unvorstellbar! Sein Blick schweifte von ihr zu Kinross, den er sein Leben lang kannte. Colin war groß und schlank, ein Mann mit männlich markanten Gesichtszügen, dem die Weiber in Scharen nachliefen.
    Fiona hatte ihn trotz ihrer krankhaften Eifersucht leidenschaftlich geliebt, und kein Mensch zweifelte an Colins  Potenz. Wie oft hatte er mit eigenen Ohren gehört, daß alberne Mädchen von Colin schwärmten. Konnte es ihm da jemand verübeln, daß er neidisch auf diesen kraftstrotzenden Kerl war?    
    Er sagte leise: »Wirst du mich freilassen, wenn ich dir verspreche, weder diesem Mädchen noch deinen Kindern etwas zuleide zu tun? Um Himmels wissen, Mann, Philip und Dahling sind mein Neffe und meine Nichte, Fionas Kinder. Du glaubst doch wohl nicht, daß ich ihnen etwas antun könnte?«    
    »Nein, ich glaube, dazu wärest nicht einmal du fähig,
    Robbie. Aber dann bleibt immer noch Joan übrig. Sie ist meine Frau, und sie hat nun mal die unselige Angewohnheit, mich ständig beschützen und retten zu wollen.«    »Sie hätte eine ordentliche Tracht Prügel verdient. Schließlich ist sie nur ein Weibsbild, weiter nichts.« »Wenn sie dich beschützen wollte, würdest du deine Meinung wahrscheinlich irgendwann revidieren. Wer hat dir erzählt, daß ich Fiona ermordet hätte?«
    »Ich werde deiner Frau kein Haar krümmen, ich versprech's dir.«    
    »Aber Sie werden auch in Zukunft versuchen, Colin etwas zuleide zu tun, stimmt's?« Sinjun war aufgesprungen. Sie hatte nicht das geringste Mitleid mit MacPherson. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte er hier angekettet vermodern können.    
    Er konnte ihre Gefühle an ihrem Gesicht ablesen und mußte unwillkürlich grinsen, während Colin sagte: »Setz dich, Joan, und halt dich aus dieser Sache heraus.«
    Sie gehorchte, aber ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Wer hatte Colin des Mordes beschuldigt? Tante Arleth? Das schien eine einleuchtende Möglichkeit zu sein. Wenn er tot wäre, könnte sie tun, was sie wollte. Dennoch ergab es keinen richtigen Sinn. Tante Arleth wußte die Mitgift, die sie — Sinjun — in die Ehe eingebracht hatte, durchaus zu schätzen. Natürlich würde die Frau sie gern tot sehen, aber haßte sie auch Colin so sehr, daß sie ihm den Tod wünschte, vielleicht weil sie ihn für den Tod seines Bruders verantwortlich machte? Sinjun bekam plötzlich Kopfweh, pochende Schmerzen über der rechten Schläfe. Das alles war einfach ein bißchen zuviel.
    Colin wurde abrupt aus seinen Erinnerungen an den Nachmittag mit Robbie gerissen, als ein Holzscheit funkensprühend in sich zusammenfiel. Er zog seine Frau fester an sich, und sie fragte: »Glaubst du ihm, Colin?« Dann küßte sie ihn wieder auf den Hals. Seine Haut war warm und schmeckte leicht salzig, einfach wundervoll. Sie hätte ihn bis in alle Ewigkeit küssen mögen.
    »Ich möchte heute abend nicht mehr über Robbie sprechen.«
    »Aber du hast ihn freigelassen, und das macht mir Angst.«
    »Er hat beim Namen seines Vaters geschworen, dir nichts zuleide zu

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