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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Hör zu, Colin, du kennst meine Brüder nicht. Du mußt mich zu deiner Frau machen, möglichst noch heute nacht, sonst . . .«
    »Schluß jetzt! Du tust ja gerade so, als wollte ich dich foltern und nicht deine verdammte Unschuld bewahren. Von Unsinn kann überhaupt keine Rede sein. Ich werde dich und deine Familie nicht auf diese Weise entehren. Mir wurde beigebracht, die Ehre hochzuhalten, und ich habe dieses Ehrgefühl auch einfach im Blut. Es gehört zu meinem Erbe, es wurde von Generation zu Generation weitergegeben, trotz aller blutigen Fehden und grausamen Schlachten. Wie du weißt, muß ich schnell handeln, um meine Familie und meinen Besitz zu retten und vor den MacPhersons, diesen verdammten Lügnern und Plünderern, zu schützen, aber ich will mich bei einem unschuldigen Mädchen, das noch nicht meine Frau ist, nicht wie ein brünstiger Hirsch aufführen.«
    »Wer sind die MacPhersons?«
    »Verdammt, die wollte ich nicht erwähnen. Vergiß sie.«
    »Und wenn Douglas uns nun einholt?«
    »Mir wird schon etwas einfallen, falls das passieren sollte.«
    »Die Sache mit der Ehre verstehe ich schon, Colin, wirklich, aber es geht dir nicht nur darum, stimmt's? Bin ich dir so zuwider? Ich weiß, daß ich viel zu groß und vielleicht auch viel zu mager bin, aber . . .«
    »Nein, ich finde dich weder zu groß noch zu mager, Joan, aber mein Entschluß steht fest. Ich werde dich erst entjungfern, wenn wir verheiratet sind, und damit basta!«
    »Sehr wohl, Mylord. Nun, Mylord, mein Entschluß steht ebenfalls fest. Wenn wir Schottland erreichen, soll meine Jungfernschaft nur noch eine Erinnerung sein. Ich halte es für unvernünftig zu glauben, du könntest so ohne weiteres mit Douglas fertigwerden, wenn er uns erwischt. Du kennst meinen Bruder nicht. Ich kann mich für noch so clever halten, weil ich unwahrscheinliche Routen auswähle, um ihm zu entkommen, aber er ist listiger als jede Schlange. Du mußt mich meiner Jungfernschaft so schnell wie möglich berauben, Colin. Es ist einfach unumgänglich, und damit basta! Nun, wessen Meinung wird sich wohl durchsetzen?«
    Sie wünschte, er würde herumbrüllen wie Douglas und Ryder, aber er erklärte sehr ruhig und kalt: »Natürlich die meine. Ich bin schließlich der Mann. Ich werde dein Gemahl sein, und du wirst mir gehorchen. Damit kannst du jetzt anfangen. Es wird deinem Charakter zweifellos guttun.«
    »Außer meiner Mutter hat noch niemand so mit mir geredet, und sie konnte ich immer ignorieren.«
    »Mich kannst du aber nicht ignorieren. Sei nicht kindisch und vertrau mir.«
    »Du bist genauso selbstherrlich wie Douglas, obwohl du nicht so brüllst.«
    »Dann müßte dir eigentlich klar sein, daß du gar keine andere Wahl hast als den Mund zu halten.«
    »Du kannst dir deine Fäden selbst ziehen!« erklärte sie wütend und kehrte ihm demonstrativ den Rücken zu, um aus dem Fenster zu schauen.
    »Ein verwöhntes englisches Gör! Ich hätte es wissen müssen, und ich bin zwar enttäuscht, aber nicht überrascht. Noch kannst du einen Rückzieher machen, meine Liebe, nachdem deine ganze englische Tugend noch intakt ist. Du bist nicht einfach freimütig, sondern streitsüchtig und rechthaberisch und ein Trotzkopf, wenn du deinen Willen nicht durchsetzen kannst. Du könntest eine regelrechte Xanthippe werden, und allmählich glaube ich, daß dein ganzes Geld diesen gravierenden Charakterfehler nicht aufwiegen kann.«
    »Sei doch nicht so intolerant! Nur weil ich anderer Meinung bin als du, bin ich noch lange kein Trotzkopf oder eine Xanthippe.«
    »Möchtest du alles rückgängig machen? Ausgezeichnet, du brauchst nur dem Kutscher Bescheid zu sagen, daß er umkehren soll.«
    »Nein, das wäre viel zu einfach! Ich werde dich heiraten und dir beibringen, daß man jemandem vertrauen und auch Kompromisse schließen kann.«
    »Ich bin nicht daran gewöhnt, einer Frau zu vertrauen. Daß ich dich reizvoll finde, habe ich dir schon gesagt, aber alles andere kommt nicht in Frage, das kannst du mir glauben. Und jetzt bin ich so müde, daß mir die Augen zufallen. Wenn du meine Frau sein willst, benimm dich bitte wie eine Dame.«
    »Soll ich vielleicht meine Hände in den Schoß legen und Däumchen drehen?«
    »Ein ausgezeichneter Anfang. Und halt den Mund.«
    Sie starrte ihn fassungslos an. Es war fast so, als versuchte er sie zu vergraulen, aber er konnte unmöglich wollen, daß sie ihn nicht heiratete. Das Ganze war nur männlicher Eigensinn, weiter nichts. Aber auch ihr blieb

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