Die Jungfernbraut
geschrieben stand. Verdammt, sie hatte ihn gewarnt, aber er war ja zu stolz und eigensinnig gewesen, um auf sie zu hören. »Hallo, Douglas, verzeih mir, daß ich dir soviel Ärger gemacht habe«, sagte sie, »aber ich befürchte, daß du halsstarrig sein könntest. Du weißt ja selbst, wie störrisch du sein kannst. Willkommen in unserem Haus! Ja, Douglas, ich bin jetzt ein verheiratete Frau — in jeder Hinsicht eine verheiratete Frau, wie ich betonen möchte. Deshalb kannst du dir eine Annullierung sofort aus dem Kopf schlagen, falls du mir einen solchen Vorschlag unterbreiten wolltest. Und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du nicht versuchst, ihn umzubringen, denn ich bin viel zu jung für ein Witwendasein.«
»Himmelherrgott nochmal!« Ryder stand plötzlich neben Douglas, mit zornrotem Kopf und mordlustig funkelnden Augen, während Douglas gefährlich ruhig und kalt wirkte. »Ist das der Mitgiftjäger, der dich aus Douglas' Haus entführt hat?«
»Das ist er«, knurrte Douglas zähneknirschend. »Dein Mann, daß ich nicht lache! Ihr hattet gar keine Zeit zu heiraten. Ryder und ich sind geritten wie der Wind. Du lügst, Sinjun, gib es zu, und dann machen wir uns sofort auf den Rückweg nach London.«
Colin betrat endlich sein eigenes Haus und hob beschwörend die Hände. »Jetzt seid alle mal still! Joan, geh beiseite! Wenn deine Brüder mich umbringen wollen, werden sie es tun, auch wenn du noch so sehr versuchst, mich mit deinen wehenden Unterröcken zu beschützen. Angus, wir brauchen eine kleine Erfrischung. Meine Frau hat Durst, und ich auch. Meine Herren, entweder ihr tötet mich auf der Stelle, oder ihr kommt erst mal mit in den Salon.«
Sinjun mußte unwillkürlich lächeln, weil ihr diese Szene so bekannt vorkam. »Kein Schirmständer zu sehen«, sagte sie, aber Douglas ließ sich nicht ablenken. Er blickte noch immer so grimmig wie ein Henker drein.
»Ryder, das ist mein Mann, Colin Kinross. Wie du siehst, kann er genauso laut brüllen wie Douglas und du, und er sieht Douglas sogar ein bißchen ähnlich, aber er ist viel attraktiver, humorvoller und vernünftiger.«
»Blödsinn!«
»Woher willst du das wissen? Du hast ihn doch soeben erst kennengelernt. Colin, das ist mein Bruder Ryder.«
»Uns steht zweifellos eine interessante Diskussion bevor«, sagte Colin.
Ryder musterte ihn aufmerksam, während er seine Schwester anbrüllte: »Ich sehe ihm auf den ersten Blick an, daß er nichts von all dem ist, was du behauptest. Vernünftig, ha! Er dürfte bestenfalls so vernünftig wie Douglas sein. Verdammt, Sinjun, du hast dich einfach idiotisch benommen, und ich kann dir nur sagen . ,..«
»Gehen wir in den Salon, Ryder. Dort kannst du mir dann sagen, was immer du willst.« Sie warf Colin einen fragenden Blick zu.
»Hier entlang.« Colin führte die Geschwister durch die schmale Eingangshalle, in der es muffig roch, in einen Raum von schäbiger Eleganz, wenn man es vornehm ausdrücken wollte.
»O Gott!« rief Sinjun. »Die Proportionen sind ja sehr schön, Colin, aber wir brauchen dringend einen neuen Teppich und neue Vorhänge — du lieber Himmel, die hier müssen ja mindestens achtzig Jahre alt sein. Und schau dir nur mal diese Stühle an — die Polsterbezüge sind halb vermodert!«
»Sinjun, halt den Mund!«
»Oh, Douglas, tut mir leid. Du hast an meinen hausfraulichen Plänen wohl nicht besonders viel Interesse. Bitte setz dich. Wie schon gesagt — willkommen in meinem neuen Heim. Colin hat mir erzählt, daß dieses Haus über zweihundert Jahre alt ist.«
Douglas warf Colin einen scharfen Blick zu. »Bist du wieder gesund?«
»Ja.«
»Schwörst du, völlig wiederhergestellt und bei Kräften zu sein?«
»Ja.«
»Ausgezeichnet.« Douglas stürzte sich auf ihn und versuchte ihn an der Kehle zu packen, doch Colin war auf den Angriff vorbereitet gewesen. Staub wirbelte von dem fadenscheinigen Teppich auf, als beide Männer ineinander verkeilt zu Boden stürzten und hin und her rollten, wobei abwechselnd der eine und der andere oben lag.
Sinjun sah Ryder flehentlich an, der den Kampf mit blitzenden Augen beobachtete. »Wir müssen diesen Unsinn beenden. Dies ist nun schon das zweite Mal, und es wäre ein geschmackloses Melodram, wenn es nicht so gefährlich wäre. Hilfst du mir? Dies ist doch absurd. Ihr seid angeblich zivilisierte Herren.«
»Vergiß die Zivilisation. Falls dein Mann durch einen unwahrscheinlichen Zufall Douglas k.o. schlägt, bin ich an der Reihe.«
»Verdammt,
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