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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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allem.«
    »Trotz allem? Soll das eine Anspielung auf deine nicht gerade märchenhafte Erfahrung im Ehebett sein? Also gut, du warst von unserer Vereinigung nicht begeistert. Ich habe mich mehrmals dafür entschuldigt, daß ich zu stürmisch war und dich beim drittenmal regelrecht vergewaltigt habe, und ich habe dir versprochen, daß es in Zukunft besser gehen wird. Kannst du mir nicht einfach vertrauen?«
    »Nein. Du bleibst ja doch, wie du bist — viel zu grob und viel zu groß.«
    »Und du willst immer deinen Kopf durchsetzen, stimmt's?«
    »Ach, hol dich der Teufel, Colin!«
    »Hast du dir dein Gesicht im Spiegel angeschaut, Joan? Die Schramme ist noch immer rot. Die Kugel hätte dich schwer verletzen oder sogar töten können, und du wirst in Vere Castle bleiben, bis ich dafür gesorgt habe, daß sich so etwas nicht wiederholen kann.«
    »Aber ich habe noch nicht einmal das Edinburgher Schloß besichtigt!«
    »Nachdem du nun wahrscheinlich immer in Schottland leben wirst, dürftest du dazu noch oft genug Gelegenheit haben.«
    »Leben die MacPhersons in Edinburgh?«
    »Nein, etwa zwanzig Kilometer von Vere Castle entfernt, aber der alte Herr, das Familienoberhaupt, hält sich zur Zeit in Edinburgh auf, wie ich gehört habe. Sie haben ein schönes Haus in der Nähe des Parlamentsgebäudes. Ich muß mit ihm sprechen. Außerdem muß ich eine ganze Menge anderer Angelegenheiten erledigen, wie ich dir schon ein paarmal erklärt habe. Gespräche mit Bankiers und Baumeistern führen, neue Möbel anschaffen, Schafe kaufen und ihren Transport nach Vere Castle organisieren und . . .«
    Er verstummte, als sie ihm plötzlich demonstrativ den Rücken zukehrte. Verdammt, er tat so, als interessierte sie sich nicht für neue Möbel, Schafherden und Renovierungsarbeiten. Er wollte sie von allem ausschließen, und ihre Argumente ließ er einfach nicht gelten.
    Sie setzte sich auf einen Koffer und sagte kein Wort mehr, obwohl in ihrem Innern ein heftiger Sturm tobte. Sollte sie ihm vielleicht auch noch dafür dankbar sein, daß er heute morgen nicht wieder über sie hergefallen war? Ihr tat alles weh, aber das würde sie niemals zugeben. Sie würde klaglos reiten, auch wenn sie noch so wund war, und sie konnte nur hoffen, daß es nicht ihr Tod sein würde.
    Eine Stunde später waren sie unterwegs nach Vere Castle, ihre Koffer an die Sattel geschnallt.
    »Vielleicht können wir im Sommer eine Reise in die Highlands machen. Das ist so, als käme man von einem ruhigen See auf ein stürmisches Meer hinaus. Eine wilde, urwüchsige Landschaft, fernab aller Zivilisation. Dir wird es dort bestimmt gefallen.«
    Ein knappes »Ja« war alles, was Sinjun hervorbrachte. Sie hätte nie gedacht, daß Reiten eine solche Qual sein konnte.
    Colin warf ihr einen forschenden Blick zu. Sie starrte stur geradeaus, zwischen den Ohren ihres Pferdes hindurch, und reckte ihr Kinn, wie sie das in den letzten Ta-gen meistens getan hatte. Ihr dunkelblaues Reitkostüm war sehr elegant und stand ihr vorzüglich, und die Straußenfeder ihres blauen Samthutes umrahmte reizvoll ihre rechte Wange. Natürlich war das Kostüm jetzt ziemlich staubig und zerknittert, denn sie trug es nun schon seit Tagen, aber es gefiel ihm trotzdem. Nun, da er Geld hatte, würde er ihr ebenfalls schöne Sachen kaufen können. Unwillkürlich fielen ihm ihre langen, schlanken Beine und ihre straffen Schenkel ein, und sein Herz klopfte.
    »Wir werden in einem Gasthaus in der Nähe von Lanark zu Mittag essen, dort bekommst du einen ersten Eindruck von unseren Nationalgerichten. Agnes rümpft über die schottische Küche die Nase, weil ihre Mutter aus Yorkshire stammte. Sie liebt englisches Rindfleisch und gekochte Kartoffeln, aber das sind eben keine schottischen Speisen, obwohl ich zugeben muß, daß sie eine großartige Köchin ist.«
    Sie mußte sich eingestehen, daß er nett zu sein versuchte, aber im Augenblick lag ihr nichts daran, weil sie viel zu starke Schmerzen hatte. »Wie weit ist es noch bis zu dem Gasthaus.?«
    »Etwa drei Kilometer.«
    Drei Kilometer! Sie hatte das Gefühl, nicht einmal mehr drei Meter im Sattel sitzen zu können. Dabei war die breite Straße durchaus bequem, und die Landschaft erinnerte an England: sanfte Hügel mit vielen Fichten und Lärchen, Bauernhäuser, weidende Rinder und bestellte Felder. Colin hatte ihr erzählt, daß die Halbinsel, die sich zwischen dem Firth of Forth und dem Forth of Tay erstreckte, aufgrund dieser günstigen geographischen

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