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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Familienname.«
    Dahling kaute an ihrer Unterlippe. »Sie sind wirklich ganz schön«, gab sie schließlich zu. »Aber du bist trotzdem ein bißchen häßlich.«
    »Du hast auch die gleichen schönen dunklen Haare wie dein Vater. Gefallen dir meine Haare nicht? Sie sind kastanienbraun, wie du siehst.«
    »Sie sehen nicht schlecht aus, weil sie so lockig sind. Ich habe leider keine Locken. Tante Arleth meint, daß ich mich damit abfinden muß.«
    »Aber du bist trotzdem eine große Schönheit?«
    »Oja, das hat Papa mir gesagt«, erklärte Dahling im Brustton der Überzeugung.
    »Glaubst du alles, was dein Papa dir sagt?«
    Das kleine Mädchen legte den Kopf schief. »Er ist doch mein Papa. Er liebt mich, aber manchmal übersieht er mich und Philip einfach, seit er das Oberhaupt des Kinross-Clans ist. Das ist nämlich eine sehr wichtige Aufgabe. Er ist ein wichtiger Mann, und alle brauchen ihn. Da hat er nicht viel Zeit für Kinder.«
    »Die Nase hast du aber nicht von deinem Vater. Es ist eine Stupsnase. Hatte deine Mama auch so eine Stupsnase?«
    »Das weiß ich nicht. Ich werde Tante Serena fragen. Sie ist Mamas jüngere Schwester und paßt auf mich auf, wenn gerade keine Gouvernante da ist, aber sie tut es nicht gern. Viel lieber pflückt sie draußen Blumen und trägt hübsche Kleider, so als würde sie auf einen Prinzen warten.«
    Ein leichtes Gefühl der Beklommenheit stieg in Sinjun auf. »Hattet ihr denn schon viele Gouvernanten?«
    »O ja, weil wir sie nämlich nie leiden können. Es sind immer Engländerinnen, so wie du, und sie sind häßlich, und wir vertreiben sie. Ein paar haben sich auch nicht mit Mama vertragen, und sie hat sie weggeschickt. Mama wollte keine anderen Damen hier haben.«
    »Ich verstehe«, murmelte Sinjun, aber das stimmte nicht. »Wieviel Gouvernanten habt ihr denn gehabt, seit eure Mama im Himmel ist?«
    »Zwei«, sagte die Kleine sehr stolz. »Mama ist ja auch erst seit sieben Monaten im Himmel. Wir können auch dich vertreiben, wenn wir wollen.«
    »Glaubst du wirklich? Nein, du brauchst darauf nicht zu antworten. So, meine Liebe, und jetzt muß ich mich zum Abendessen fertigmachen. Möchtest du mir dabei helfen, oder soll ich dir helfen?«
    Dahling runzelte die Stirn. »Ich bin doch fertig.«
    »Ißt du im Kinderzimmer oder mit der Familie?«
    »Das entscheidet Papa. Er entscheidet alles, seit er der Graf ist, und das gefällt Tante Arleth nicht. Manchmal bekommt sie ganz rote Augen, weil sie so wütend auf ihn ist. Papa sagt, daß Philip und ich richtige kleine Teufel sein können, und deshalb will er uns nicht immer um sich haben, wenn er in Ruhe seine Suppe essen will.«
    »Aber heute abend solltet ihr vielleicht mit uns essen, um meine Ankunft zu feiern. Hast du ein anderes Kleid?«
    »Ich mag nicht und will nicht feiern. Du bist nicht meine Mama. Ich werde Philip sagen, daß wir dich vertreiben müssen.«
    »Hast du ein anderes Kleid?«
    »Ja, aber kein neues. Es ist genauso kurz wie das hier. Tante Arleth schimpft, daß ich viel zu schnell wachse, und sie sagt, daß Papa für mich kein Geld rausschmeißen soll. Sie sagt auch, daß wir nur deshalb so arm sind, weil Papa nie hätte Graf werden sollen.«
    »Hmmm. Jetzt hat dein Papa genug Geld für neue Kleider. Wir werden ihn fragen, ja?«
    »Das ist dein Geld. Ich habe gehört, wie Vetter MacDuff zu Tante Arleth gesagt hat, du seist eine reiche Erbin, und deshalb habe Papa dich geheiratet. Und sie hat geschnaubt und gesagt, daß es richtig von ihm sei, sich zu opfern. Sie hat gesagt, das sei die erste anständige Tat seines ganzen Lebens.«
    O Gott, dachte Sinjun deprimiert, diese Tante Arleth scheint ja eine garstige Person zu sein. Trotzdem zwang sie sich zu einem Lächeln. »Sie hat recht. Dein armer Vater ist sehr edel und vernünftig, und du solltest es dir auch noch einmal überlegen, ob du mich wirklich vergraulen willst, nachdem ich ja aus wichtigeren Gründen hier bin als eure Gouvernanten.«
    »Tante Serena hat gesagt, daß Papa jetzt dein ganzes Geld hat, und daß du vielleicht bald wie meine Mama in den Himmel kommen wirst.«
    »Dahling! Halt den Mund!«
    Colin hatte unbemerkt das Schlafzimmer betreten, und seine Tochter starrte ihn verzückt, aber auch etwas bestürzt an, weil er sich so ungehalten mit ihr anhörte. Sinjun fiel auf, daß er zwar streng und einschüchternd aussah, ganz der Herr und Meister, das allmächtige Familienoberhaupt, aber doch etwas beunruhigt und verlegen wirkte.
    »Sie hat mir nur

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