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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Monate zurück —, aber nachdem du es ja nur des Geldes wegen getan hast, sollte man sie so schnell wie möglich darüber informieren. Findest du nicht auch, MacDuff?«
    Colin ersparte seinem Vetter eine Antwort, indem er sagte: »Nach meiner Rückkehr werden wir uns weiter darüber unterhalten.«
    Sinjun wandte ihre Aufmerksamkeit ihrem neuen Zuhause zu, das ihr viel besser gefiel als ihre Tischgefährten. Das Eßzimmer im Tudorstil war lang und schmal, und an den Wänden hingen Porträts. Der riesige Tisch und die kunstvoll geschnitzten Stühle waren schwer und dunkel und erstaunlich bequem. Die Vorhänge an der langen Fensterfront waren alt und fadenscheinig, aber von sehr schöner Farbe. Sinjun beschloß, für die neuen Vorhänge genau den gleichen matten Goldbrokat zu besorgen.
    »Vere Castle ist das schönste Haus in der ganzen Grafschaft.«
    Sinjun lächelte Serena zu. »Es ist ein richtiges Märchenschloß.«
    »Und es verfällt zusehends«, warf Tante Arleth ein. »Ich nehme nicht an, daß Colin dich schon geschwängert hat?«
    Eine Gabel fiel klirrend auf einen Teller, und Sinjun sah, daß Colin seine Tante fassungslos anstarrte. Natürlich war es eine unverschämte Frage, aber da Colin auch schon davon gesprochen hatte, war Sinjun jetzt nicht besonders schockiert.
    »Nein«, sagte sie knapp.
    »Denk bitte daran, daß die Kinder anwesend sind, Tante.«
    »Wir wollen ihre Kinder nicht hier haben!« rief Philip. »Du wirst es doch nicht erlauben, Papa? Du hast Dahling und mich und brauchst keine Kinder mehr.«
    »Wir würden sie nämlich nicht mögen«, sagte Dahling. »Sie wären genauso häßlich wie sie selbst.«
    »Na, na«, lachte Sinjun, »vielleicht wären sie ja so schön wie dein Vater. Außerdem hast du zugegeben, Dahling, daß meine blauen Augen und meine kastanienbraunen Haare ganz hübsch sind.«
    Dahling schob die Unterlippe vor. »Du hast mich dazu gezwungen.«
    »Stimmt genau. Ich habe dir den Arm verrenkt und Nadeln in deine Stupsnase gesteckt, weil ich eine schrecklich böse Stiefmutter bin.«
    »Perlen-Jane wird dich holen«, fiel Dahling als letzter Ausweg ein.
    »Ich freue mich schon darauf, sie kennenzulernen«, sagte Sinjun. »Mal sehen, ob sie so eindrucksvoll wie unsere Jungfräuliche Braut ist.«
    »Jungfräuliche Braut?« MacDuff legte den Kopf schief und hob fragend seine buschigen roten Brauen.
    »Das ist unser Gespenst in Northcliffe Hall, eine junge Dame aus dem sechzehnten Jahrhundert, deren Mann gleich nach der Hochzeit ermordet wurde, bevor er zu ihr kommen konnte.«
    Dahling sah Sinjun jetzt fasziniert an. »Gibt es sie wirklich? Hast du sie selbst gesehen?«
    »O ja. Meistens zeigt sie sich nur den weiblichen Familienmitgliedern, aber ich weiß ganz genau, daß mein ältester Bruder, der Graf, sie auch gesehen hat, obwohl er es nicht zugeben will. Sie ist wunderschön, mit sehr langen hellblonden Haaren und einem fließenden Gewand. Sie redet auch, aber nicht laut — man hört sie sozusagen nur im Geiste — und sie scheint die Damen der Familie beschützen zu wollen.«
    »Völliger Unsinn!« kommentierte Colin.
    »Das sagt Douglas auch immer, aber er hat sie gesehen, wie ich von Alex weiß. Er will es nur nicht zugeben, weil er befürchtet, daß die Leute ihn für hysterisch halten könnten. Alle Grafen von Northcliffe haben über sie geschrieben, aber Douglas weigert sich noch. Wirklich ein Jammer.«
    »Ich glaube dir nicht«, sagte Philip. »Jungfräuliche Braut — was für ein alberner Name!«
    »Nun, ich glaube dir auch nicht, und Perlen-Jane ist ein genauso alberner Name. Nein, ich werd dir erst glauben, wenn ich eure Perlen-Jane mit eigenen Augen gesehen habe.« Eine ausgezeichnete Herausforderung, dachte Sinjun insgeheim, während sie Philip unter den Wimpern hervor beobachtete. Es würde sie nicht im geringsten wundern, wenn Perlen-Jane ihr nach Colins Abreise ihre Aufwartung machen würde.
    »Kinder, Zeit zum Schlafengehen. Da ist Dulde.«
    Sinjun war enttäuscht, daß die Kinder verbannt wurden, gerade als es ihr gelungen war, zumindest ihr Interesse zu wecken. Philip warf seinem Vater einen flehenden Blick zu, aber Colin schüttelte nur den Kopf. »Ich komme später, um euch Gute Nacht zu sagen. Seid jetzt brav und geht mit Dulcie. Joan, wenn du fertig bist, könntest du dich vielleicht mit Tante Arleth und Serena in den Salon begeben. MacDuff und ich müssen noch ein paar Dinge besprechen, kommen aber bald nach.«
    »Ein Jammer, daß du ihn so wenig

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