Die Jungfernbraut
Menge über Männer, deren seltsame Ansichten und unberechenbare Verhaltensweisen gelernt hatte.
Im Augenblick benahm sich Colin wie ein Sultan, und sie sollte seine Sklavin sein. Diese Vorstellung gefiel ihr. Freilich wäre es noch schöner gewesen, wenn er sie lachend geneckt hätte. O ja, und Schleier, Dutzende von Schleiern in verschiedenen Farben, und sie würde für ihn tanzen und . . .
»Worüber lächelst du?«
»Schleier.«
»Joan, hast du den Verstand verloren?«
»O nein, ich hatte nur ein Bild vor Augen — du als Sultan und ich als deine Sklavin, und ich tanze für dich, in Schleier gehüllt.«
Ihm verschlug es zunächst die Sprache. Immer wieder verblüffte sie ihn mit ihren gänzlich unerwarteten Äußerungen. Und sogar bei weniger aus dem Rahmen fallenden Bemerkungen überraschten ihn noch immer ihre Offenheit und unverblümte Ausdrucksweise. Diese Direktheit schockierte ihn einfach.
»Das ist eine sehr reizvolle Idee. Aber heute nacht wirst du nackt für mich tanzen müssen, und ich werde in die Hände klatschen, falls du musikalische Begleitung brauchst. Ich werde dir aber einige Schleier aus Edinburgh mitbringen, damit wir es nächstes Mal deinen Vorstellungen entsprechend versuchen können.«
»Ah, du willst mich also morgen früh wieder verlassen? Wahrscheinlich bei Tagesanbruch, während ich schlafe, stimmt's? Ich verstehe, Colin. Du willst dir den Anblick einer weinenden Frau ersparen, die dich bitten könnte, sie nicht wieder hier allein zu lassen — allein in diesem fremden Haus, allein in diesem fremden Land. Könnte ich dich vielleicht zum Hierbleiben überreden? Nein, das dachte ich mir schon. O ja, ich darf natürlich nicht deine lieben Verwandten vergessen, mit denen ich es gezwungenermaßen irgendwie aushalten muß. Tante Arleth ist wirklich ein Schatz. Sie haßt dich, sie haßt mich, und die einzigen Menschen, die sie je geliebt zu haben scheint, waren dein Bruder und dein Vater, der sie aber — zumindest ihrer Ansicht nach — an der Nase herumgeführt hat. Und was Serena betrifft, bin ich mir nie sicher, ob sie überhaupt von dieser Welt ist oder nicht eher eine Märchengestalt. Sie ist ein bißchen verrückt, aber nicht unangenehm. Und die Kinder — nun ja, die werde ich einfach auch in Zukunft verprügeln, wann immer mir der Sinn danach steht.«
»Ich möchte heute abend nicht mehr mit dir streiten, Joan. Aber schreib dir eines hinter die Ohren — du wirst während meiner Abwesenheit nichts mehr unternehmen. Nichts! Du wirst versuchen, freundlich zu meinen Leuten und zu meinen Kindern zu sein, wie ich das von meiner Frau erwarten darf.«
»Geh zum Teufel, Colin!«
Sie warf trotzig den Kopf zurück, und sein Blut geriet in Wallung. Dieses Mädchen, das ihn in London so angebetet hatte, das auf dem ganzen Weg nach Schottland versucht hatte, ihn zu verführen — es hatte sich in ein zänkisches Weib verwandelt. In den blauen Augen der Sherbrookes war von Bewunderung keine Spur mehr zu sehen; vielmehr versprühten sie ein eisiges Feuer. Aber seltsamerweise erregte ihn diese herausfordernde Haltung.
Er tat einen Schritt auf sie zu. Sie wich nicht zurück, weil sie keine Lust zu einer wilden Verfolgungsjagd quer durchs ganze Schlafzimmer verspürte, obwohl sie einmal gehört hatte, wie Alex quiekte, während Douglas hinter ihr herrannte. Und dann war das Quieken verstummt, und Sinjun hatte gewußt, daß sie jetzt etwas Wundervolles taten. Aber bei Colin und ihr würde es nicht so wundervoll enden.
»Du darfst mich küssen, Colin. Wie schon gesagt, das genieße ich sehr.«
»O ja, ich werde dich küssen.«
»Wenn du willst, werde ich dich auch küssen.«
»Natürlich erwarte ich von dir, daß du meine Küsse erwiderst.«
»Nein, ich meine, wenn du willst, werde ich dein Geschlechtsorgan küssen und dich streicheln. Es hat mir gefallen, als ich dich damit zum Stöhnen brachte . . .«
Er schluckte, und seine Erektion verstärkte sich beträchtlich, weil er sich plötzlich daran erinnerte, wie sie ihn mit Mund und Händen berührt hatte, während sich ihre langen Haare auf seinem Bauch ausgebreitet hatten.
»Nein«, sagte er, »ich will nicht, daß du das machst« — eine Behauptung, der sein Körper energisch widersprach.
»Warum nicht? Es hat dir doch gefallen. Ich verstehe nicht, warum ich so plötzlich damit aufhören mußte, gerade als ich begriffen hatte, wie man es richtig macht. Ich könnte dir heute nacht auf diese Art und Weise stundenlang Genuß bereiten.
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