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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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umbringen, aber du mußt es natürlich schlau genug anstellen.«
    Er fand einfach keine Worte.
    »Ich könnte meinen Brüdern schreiben und sie fragen, wie man so etwas am besten bewerkstelligt.«
    »Nein«, sagte er hastig, »tu das bitte nicht. Hör zu, es ist ja immerhin möglich, daß Robbie gar nichts mit der Sache zu tun hat. Er ist ein guter Schütze, und wenn er es war, der in Edinburgh geschossen hat, verstehe ich eigentlich nicht, warum er mich verfehlt hat.«
    »Du vergißt den Vorfall in London.«
    »Natürlich ist es wahrscheinlich, daß er dahintersteckt, aber ich bin mir da nicht ganz sicher.«
    »Dann willst du also in Edinburgh bleiben, bis entweder er dich umbringt oder du ihn in Notwehr tötest.«
    Er grinste. »Du hast's erfaßt.«
    »Manchmal glaube ich, daß Männer viel zu weichherzig sind.«
    »Ich möchte nicht unbedingt gehängt werden.«
    »Oh, kein Mensch würde dich verdächtigen, denn du gingest bestimmt sehr schlau vor. Glaubst du nicht auch?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe noch nie jemanden vorsätzlich getötet.«
    Er ließ sie los, und sie trat zu einem der riesigen Ledersessel und stützte sich auf die Rückenlehne. »Ich auch nicht. Trotzdem solltest du es zumindest in Erwägung ziehen. Und jetzt solltest du dich für dein gräßliches Benehmen von heute nachmittag entschuldigen, finde ich.«
    Er wurde so steif wie der Feuerhaken am Kamin. »Du und ich, wir hatten eine Abmachung getroffen, und du hast dich nicht daran gehalten. Du hast mir nicht gehorcht.«
    »Und wenn ich nicht gerade unpäßlich wäre, würdest du mich dafür bestrafen.«
    »Verdammt, Geschlechtsverkehr ist doch keine Strafe!«
    »Ha! Ich bin deine Frau und kann die Sache aus eigener Erfahrung beurteilen. Natürlich ist es eine Strafe! Es ist schmerzhaft und demütigend, und nur der Mann hat einen Genuß davon, aber Männer kämen wahrscheinlich sogar mit einer Ziege auf ihre Kosten.«
    Er fluchte, was auf leicht zerrüttete Nerven hindeutete, und da Sinjun kein Unmensch war, sagte sie: »Schon gut, Colin, ich verzeihe dir, obwohl du keine Entschuldigung über die Lippen bringst. Ich werde die Hände auch in Zukunft nicht in den Schoß legen, aber ich muß dir leider sagen, daß meine zweihundert Pfund aufgebraucht sind.«
    »Ausgezeichnet. Dann ist endlich Schluß mit deiner verdammten Einmischung.«
    »O nein, wenn du mir kein Geld zur Verfügung stellst, werde ich in Zukunft einfach lächelnd dabeistehen, wenn Mrs. Seton alle Geschäftsleute nachdrücklich darauf hinweist, daß es dem Mitgiftjäger — das bist natürlich du — tatsächlich gelungen ist, sich eine reiche Erbin zu angeln.«
    »In Zukunft? Heißt das, daß sie es schon einmal getan hat?«
    »O ja, und sie hat mich sehr ins Herz geschlossen, weil ich eine schier unerschöpfliche Geldquelle bin. Es war wirklich leicht, sie auf meine Seite zu ziehen.«
    Er hatte das Gefühl, ohne Hoffnung auf Rettung im gefährlichen Kelly-Torfmoor zu versinken. »Ich werde ihr befehlen, ihre Zunge in Zukunft zu hüten.« Natürlich spürte er, daß es ein ziemlich kläglicher Versuch war, die Herrschaft wieder zu übernehmen, aber deshalb brauchte sie noch lange nicht zu grinsen.
    Seufzend gab er klein bei. »Ehrlich gesagt bin ich nach Hause gekommen, um dich zu sehen. Und natürlich meine Kinder. Könntest du nicht versuchen, ihre Zuneigung zu gewinnen?«
    »Kindern muß man einfach Zeit lassen, auch Philip und Dahling. Ich bin eigentlich sehr zufrieden mit unseren Fortschritten.«
    »Du bist neunzehn und nicht neunundneunzig! Du verstehst nichts von Kindern!«
    »O doch, und ich habe stets festgestellt, daß sie unberechenbar, widerspenstig und überaus erfinderisch sind. Aber richtig verstockt ist auf Dauer kaum ein Kind. Wir werden sehen. Natürlich wäre es eine große Hilfe, wenn du hier wärest. Dann würden sie wahrscheinlich schneller begreifen, daß ihre Stiefmutter eine ganz liebenswerte Person ist.«
    »Ich reite nach Clackmannanshire, um den Einkauf von Schafen zu überwachen. Die Rinder kommen aus Berwick. Wenn das erledigt ist und wenn Robert MacPherson entweder tot ist oder ich von seiner Unschuld überzeugt bin, komme ich nach Hause.«
    Sinjun sah ihn lange an. »In deinem Arbeitszimmer liegen mehrere Listen zur Begutachtung — notwendige Anschaffungen für die Pächter, die ich besucht habe. Du willst sie doch bestimmt sehen, oder?«
    Er fluchte wieder, aber sie schenkte ihm keine Beachtung mehr und zog hinter dem orientalischen Paravant ihr

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