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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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verletzen konnten. »Ich habe getan, was ich für richtig hielt«, sagte sie.
    »Dann bist du wohl viel zu jung, als daß man dir vertrauen könnte.«
    »Das ist doch absurd, Colin, und du weißt es. Ah, da kommt Serena. Wahrscheinlich will sie dich wieder küssen. Möchtest du deine Strafpredigt in ihrer Gegenwart fortsetzen? Ich kann auch Tante Arleth und die Kinder rufen, wenn du möchtest. Vielleicht können sie einen Chor bilden und dir alle meine Sünden Vorsingen. Nein? Dann begleitest du mich vielleicht am besten in dein Turmzimmer und redest dir dort alles von der Seele.«
    Sie drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum, und ihm fiel wieder einmal auf, daß sie den unbekümmerten Gang eines jungen Mannes hatte, ohne jedes kokette Schwenken der Hüften. Er folgte ihr, konnte es aber einfach nicht lassen, ihr weitere Vorwürfe zu machen. »Es wäre schön gewesen, wenn du dir Mühe gegeben hättest, mit meinen Kindern Freundschaft zu schließen. Wie ich sehe, betrachten sie dich noch immer als Eindringling, und du scheinst sie genausowenig zu mögen wie sie dich.«
    Sie drehte sich nicht nach ihm um, sondern sagte nur über die Schulter hinweg: »Lauter, Colin! Weißt du, Kinder neigen dazu, das Verhalten ihrer Eltern nachzuahmen.«
    Das brachte ihn zum Schweigen, aber er blieb ihr auf dem ganzen Weg zum Nordturm dicht auf den Fersen. Auch hier roch es nach Bohnerwachs und Zitronen, und er begriff, daß sie die Unverfrorenheit besessen hatte, auch in seinem Zimmer — dem einzigen Raum, der ausschließlich ihm gehörte — nach ihrem eigenen Belieben zu schalten und zu walten. Als er die reparierten Treppenstufen sah, schrie er: »Was zum Teufel hast du getan? Diese Art der Reparatur ist ganz und gar nicht nach meinem Geschmack!«
    Sie blieb drei Stufen über ihm stehen. »Oh, was hättest du denn gewollt? Vielleicht schräge Stufen? Oder hätte man jede zweite Stufe herausreißen sollen, damit alle, die unvorsichtig sind, zur Strafe in einem Verlies unter dieser Treppe landen?«
    »Du hattest kein Recht, dich in meine Angelegenheiten einzumischen. Ich hatte es dir verboten.«
    Er stürmte an ihr vorbei, riß die messingbeschlagene Tür seines Turmzimmers auf und wurde von den frischen Gerüchen fast überwältigt. Mitten in dem runden Raum blieb er stehen und starrte die Vase mit Sommerrosen auf seinem Schreibtisch an. Rosen, die Lieblingsblumen seiner Mutter, deren Duft sich mit dem Zitronengeruch vermischte.
    Er schloß die Augen. »Du bist entschieden zu weit gegangen.«
    »Oh, du bevorzugst also Schmutz? Wolltest du, daß deine Bücher vollends verrotten? Sie waren nahe daran, was kein Wunder war, nachdem die Regale nicht nur schimmlig, sondern auch wurmstichig und weiß der Himmel, was sonst noch waren. Es fehlte wirklich nicht viel, und sie wären vermodert.«
    Seine Augen schleuderten Blitze, als er sich ihr zuwandte. Verdammt, natürlich hatte sie im Grunde recht, und er führte sich wie ein richtiger Neidhammel auf. Aber es war sein Heim, es waren seine Lumpen und Fetzen, und ihm oblag es, die notwendigen Veränderungen durchzuführen.
    Seine Frau hatte es gewagt, auf eigene Faust Entscheidungen zu treffen, ohne seine Erlaubnis einzuholen. Das war unverzeihlich!
    Er versuchte sie nach Kräften zu beschützen, und sie nutzte seine Abwesenheit schamlos aus. In seiner Wut fiel ihm aber nichts Besseres ein als zu schimpfen: »Ich hasse Bohnerwachs und Zitronen! Und von Rosenduft wird mir speiübel.«
    »Aber Mrs. Seton hat gesagt, daß deine Mutter . . .«
    »Wag es nicht, über meine Mutter zu sprechen!«
    »Wie du willst.«
    »Du bist in mein Zimmer eingedrungen, in meinen Privatbereich, und hast alles nach deinem Geschmack umgemodelt.«
    »Ich habe überhaupt nichts umgemodelt, wie du feststellen wirst, sobald du dich nicht mehr wie ein Narr aufführst. Die Rosen sind schließlich keine Veränderung, sondern nur eine kurzlebige Dekoration. Wolltest du denn wirklich, daß die Wandteppiche, die deine Urgroßmutter gewebt hat, vor Schmutz starren und irgendwann einmal zu Staub zerfallen? Und der rissige Steinboden war geradezu lebensgefährlich, Colin! Du hättest dir beide Beine oder auch deinen Dickschädel brechen können. Wie du siehst, passen die neuen Steine genau zu den alten. Und zumindest erkennt man jetzt, welch leuchtende Farben dieser herrliche Aubusson-Teppich hat.«
    »Es wäre meine Sache gewesen, diese Aufträge zu erteilen.«
    Er führte sich wie ein Hund auf, der sich an einem

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