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Die Jungfrau Im Eis

Die Jungfrau Im Eis

Titel: Die Jungfrau Im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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nicht verfehlen. Und die Bäche sind kein Hindernis, schon gar nicht seit der Frost eingesetzt hat.«
    Der Verwalter begleitete ihn ein Stück des Weges aus dem bewaldeten Talkessel hinaus und zeigte ihm den schmalen, geraden Pfad, der zwischen den sanft geschwungenen Hügeln verlief. In Cadfaels Rücken lag die breite, gedrungene Kuppe des Brown Clee, zu seiner Linken ragte der dunklere, gezackte Umriß des Titterstone Clee auf. Die Sonne hatte längst ihre Kraft verloren und hing als stumpfroter Ball hinter einem dünnen, grauen Wolkenschleier. Bis zum unvermeidlichen abendlichen Schneefall würde es noch ein oder zwei Stunden dauern. Es war windstill und sehr kalt.
    Nach einer Meile Weges war er im Wald. Von den Zweigen, die dem Gewicht des gefrorenen Schnees noch standhielten, hingen dort, wo die Sonne eingefallen war, lange Eiszapfen herab, und auf dem mit einer dicken Schicht verfaulter Blätter und Tannennadeln bedeckten Boden kam sein Pferd gut voran.
    Zwischen den Bäumen hatte sich sogar etwas von der Wärme des Tages erhalten. Der Wald von Clee war im Besitz der Krone, aber jetzt war er sich selbst überlassen, so wie auch große Teile Englands vernachlässigt wurden, brachlagen oder von opportunistischen Provinzfürsten an sich gerissen wurden, während der König und die Kaiserin damit beschäftigt waren, um die Macht zu kämpfen. Dies war ein einsames, wildes Land, obwohl es bis zur nächsten Stadt oder Burg nur zehn Meilen waren. Es gab nur wenige gerodete Lichtungen und die lagen weit auseinander. Die wilden Tiere hatten diesen Wald für sich, aber ohne vorsorgliche Fütterung durch Menschen würde in einem solchen Winter sogar das Rotwild hungern. Das Futter, das für die Bauern zu kostbar war, um verschwendet zu werden, mochte vom Lehnsherrn ausgegeben werden, der damit die Erhaltung seines Wildbestandes in einem strengen Winter sichern wollte. Cadfael kam an einer solchen Futterstelle vorbei. Das Heu war verstreut und in den Schnee getreten und überall waren die Fährten der hungrigen Tiere zu sehen. Der Forstverwalter, dessen Familie dieses Amt seit Generationen innehatte, versah also immer noch seine Pflicht, ganz gleich welcher der beiden rivalisierenden Herrscher der Besitzer des Waldes war.
    Die Sonne war kurz zwischen den Bäumen zu sehen. Sie stand jetzt sehr tief, und der Abend hing wie eine große Wolke über dem Land, obgleich das Licht am Boden immer noch ausreichte. Vor Cadfael wichen die Bäume zurück, und das Dämmerlicht des schwindenden Tages hellte sich etwas auf.
    Jemand hatte dem Wald eine Lichtung abgerungen und um ein geducktes Häuschen einen schmalen Garten und ein kleines Feld angelegt. Ein Mann trieb zwei oder drei Ziegen vor sich her in ein Gatter aus geflochtenen Zweigen. Als er das Knirschen von Schnee und gefrorenem Laub unter den Hufen des Pferdes hörte, sah er aufmerksam auf. Er war nicht älter als vierzig Jahre, ein stämmiger, vierschrötiger Bauer in einem braunen, handgewebten Kittel und Hosen aus selbstgegerbtem Leder. Sein einsam gelegener Besitz war gut unterhalten.
    Sobald er das Gatter hinter seinen Ziegen geschlossen hatte, wandte er sich um und sah dem Fremdling in aufrechter Haltung entgegen. Mit zusammengekniffenen Augen musterte er die Mönchskutte, das große, starke Pferd und das breite, wettergegerbte Gesicht unter der Kapuze.
    »Gottes Segen über den Besitz und den Besitzer«, sagte Cadfael und brachte das Pferd am Gatter zum Stehen.
    »Gott mit Euch, Bruder!« Seine Stimme klang tief und ruhig, aber seine Augen waren wachsam. »Wohin des Wegs?«
    »Nach Bromfield, mein Freund. Bin ich hier richtig?«
    »Ja, Ihr seid auf dem rechten Weg. Wenn Ihr auf ihm bleibt, kommt Ihr nach einer halben Meile an den Hopton-Bach. Den müßt Ihr überqueren und Euch danach etwas links halten, über die beiden kleineren Bäche, die in ihn münden. Nach dem zweiten gabelt sich der Weg. Nehmt den rechten Arm, der am Fuß des Hügels entlangführt, und Ihr werdet unterhalb von Ludlow an die Straße gelangen. Von dort ist es noch eine Meile bis zur Priorei.«
    Er fragte nicht wie es kam, daß ein Benediktinermönch um diese Zeit einen so einsamen Weg entlangritt. Er fragte gar nichts. Trotz seiner höflichen Miene und seiner verbindlichen Worte versperrten seine breiten Schultern den Zugang zu seinem Besitz wie ein solides Tor. Nur seine Augen verrieten, daß er dort drinnen etwas vor neugierigen Blicken zu verbergen hatte, und daß er sich alles, was er sah und

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