Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jungfrau Im Eis

Die Jungfrau Im Eis

Titel: Die Jungfrau Im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
vor ihnen zurückweicht, wurde der Schlafende von Erinnerungen und Träumen heimgesucht. Aber er stieß nur gemurmelte Wortfetzen hervor und das bereitete ihm offenbar solche Schmerzen, daß Cadfael, der diesen kritischen Teil der Nachtwache selbst übernommen hatte, all seine Kunst aufwandte, die Qualen aus dem Geist seines Patienten zu verbannen und ihn zurück in den heilsamen Tiefschlaf zu leiten.
    Vor Morgengrauen wurde Cadfael abgelöst, und Elyas schlief friedlich. Der Körper sammelte Kräfte und genas, der Geist jedoch schweifte umher und entzog sich der Erinnerung.
    Cadfael schlief bis Mittag, und als er aufgestanden war, stellte er fest, daß sein Patient im Wachen ruhiger war als im Schlaf. Er war sehr gefaßt, hatte keine großen Schmerzen und wurde von einem älteren Mönch, der über eine große Erfahrung als Krankenpfleger verfügte, gut versorgt. Der Himmel war klar - es würde erst spät dunkel werden. Obwohl der Frost immer noch anhielt und es in der kommenden Nacht zweifellos wieder schneien würde, waren die Sonne und die verbleibenden hellen Stunden des Tages um diese Uhrzeit verführerisch.
    »Er wird gut gepflegt«, sagte Cadfael zum Prior. »Ich kann ihn unbesorgt für ein paar Stunden allein lassen. Mein Pferd ist inzwischen ausgeruht und bis zum nächsten Schnee, oder bis erneut Wind aufkommt, werden die Wege einigermaßen frei sein. Ich werde nach Godstoke reiten und fragen, ob unsere Sorgenkinder dort angekommen sind, ob sie sich wieder auf den Weg gemacht haben und, wenn ja, auf welcher Straße. Es muß jetzt sechs Tage her sein, seit er sie in Foxwood, wie Ihr sagt, zurückgelassen hat. Wenn sie die Ländereien der Priorei von Wenlock sicher erreicht haben, dann werden sie mittlerweile wohl entweder nach Wenlock oder nach Shrewsbury gelangt sein, und niemand braucht sich mehr Sorgen zu machen. Dann werden wir endlich aufatmen können.«

3. Kapitel
    Godstoke schmiegte sich tief in einen bewaldeten Taleinschnitt zwischen Hügeln und gehörte zur Priorei von Wenlock, die ein Drittel des Landes selbst bebaute. Für den Rest bestanden lebenslange Pachtverträge. Es war eine wohlhabende Siedlung, die über genügend Vorräte und Feuerholz für den Winter verfügte. Flüchtlinge, welche die kahlen Hügel erst einmal überquert und diesen geschützten Ort erreicht hatten, konnten sich hier ausruhen und erholen, bevor sie ihren Weg fortsetzten, wobei sie auf dem Land der Priorei von Gutshaus zu Gutshaus ziehen konnten.
    Diese Flüchtlinge aber hatten Godstoke nie erreicht. In diesem Punkt war der Verwalter des Priors ganz sicher.
    »Wir wußten, daß sie gesucht werden, aber wir hatten nicht viel Grund zu der Annahme, daß sie diesen Weg nehmen würden, anstatt den nach Ludlow oder irgendeinen anderen.
    Dennoch habe ich überall nachfragen lassen. Ihr könnt versichert sein, Bruder, daß sie nicht in dieser Gegend sind.«
    »Zuletzt hat man sie in Foxwood gesehen«, sagte Bruder Cadfael. »Von Cleobury dorthin befanden sie sich in Begleitung eines Bruders unseres Ordens, der sie drängte, mit ihm nach Bromfield zu kommen, aber sie wollten weiter in nördlicher Richtung über die Hügel. Ich hatte den Eindruck, daß sie die Absicht hatten, zu Euch zu kommen.«
    »Das würde ich auch sagen«, stimmte ihm der Verwalter zu.
    »Aber hier sind sie nicht angekommen.«
    Cadfael dachte nach. Er war mit dieser Gegend nicht genau vertraut, aber er kannte sie gut genug, um sich zurechtzufinden.
    Wenn sie nicht hier durchgekommen waren, hatte es wenig Sinn, noch weiter nördlich zu suchen. Und es war zwar möglich den Weg, den sie hätten nehmen müssen, um diesen Ort zu erreichen, zurückzuverfolgen und zwischen hier und Foxwood nach Spuren von ihnen zu suchen, doch würde das bis später warten müssen. Der heutige Tag war schon zu weit fortgeschritten. Die Abenddämmerung kündigte sich bereits an und es war besser, auf dem schnellsten Weg zurückzukehren.
    »Nun, so haltet die Ohren offen - es könnte sein, daß Ihr etwas von ihnen hört. Ich werde nach Bromfield zurückkehren.«
    Auf dem Hinweg hatte er die Hauptstraßen benutzt, aber die beschrieben einen Umweg und er hatte einen guten Orientierungssinn. »Ich nehme an, wenn ich mich von hier aus immer in südwestlicher Richtung halte, nehme ich den direktesten Weg nach Bromfield. Wie sind die Wege?«
    »Ihr werdet einen Teil des Cleewaldes durchqueren müssen, aber wenn Ihr Euch ein wenig links von der untergehenden Sonne haltet, könnt Ihr den Weg

Weitere Kostenlose Bücher