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Die Jungfrau Im Eis

Die Jungfrau Im Eis

Titel: Die Jungfrau Im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Bromfield?«
    »Aber herzlich gerne, Yves, und du wirst all denen, die nach dir suchen, sehr willkommen sein. Nachdem ihr aus Worcester geflohen seid, ist euer Onkel d'Angers aus dem Heiligen Land zurückgekehrt. Als er nach Gloucester kam, hörte er, ihr würdet vermißt, und er hat darum gebeten, euch in der ganzen Grafschaft zu suchen. Er wird hocherfreut sein zu erfahren, daß du unversehrt wieder zurück bist.«
    »Mein Onkel d'Angers?« Der Gesichtsausdruck des Jungen schwankte zwischen Neugier und Zweifel. »In Gloucester?
    Aber... aber es waren doch Männer aus Gloucester, die...«
    »Das stimmt, aber er hatte daran keinen Anteil. Zerbrich dir nicht den Kopf über die Zwistigkeiten, die ihn daran hinderten, selber nach dir zu suchen - weder du noch ich können daran etwas ändern. Aber wir haben ihm versprochen, dich sicher und unversehrt zu ihm zurückzubringen, und darauf kannst du dich verlassen. Wir sind jedoch auf der Suche nach dreien, und hier haben wir nur einen. Wo sind deine Schwester und ihre Lehrerin?«
    »Ich weiß es nicht!« Es klang fast wie ein Schluchzen. Einen Augenblick lang zitterte das feste Kinn des Jungen, dann faßte er sich wieder. »Ich habe Schwester Hilaria in Sicherheit in Cleeton zurückgelassen, und ich hoffe, daß sie noch immer dort ist. Aber was hat sie wohl getan, als sie merkte, daß sie allein war...? Und meine Schwester... meine Schwester ist an all dem schuld! Sie ging in der Nacht mit ihrem Liebhaber fort. Er kam, um sie abzuholen, und ich bin sicher, daß sie ihn darum gebeten hatte. Ich wollte ihnen folgen, aber dann kam der Schnee...«
    Cadfael holte tief Luft. Er war zugleich verwundert, bestürzt und erleichtert. Einer der drei Gesuchten wenigstens war gefunden, eine andere befand sich, wenn auch vielleicht beunruhigt, in Cleeton in Sicherheit, und die dritte schien, obwohl sie eine große Dummheit begangen hatte, in der Obhut von jemandem zu sein, der sie liebhatte und vermutlich nur ihr Bestes wollte. Möglicherweise nahm alles noch ein gutes Ende.
    Im Augenblick jedoch sah es so aus, als sei dies eine sehr lange und verwickelte Geschichte, und außerdem brach bald die Nacht herein. Der Rand der Sonne berührte bereits den Horizont, sie hatten noch einige Meilen vor sich, und sicher war es das Beste, den Jungen nach Bromfield zurückzubringen und dafür zu sorgen, daß er nicht fortlief und sich wieder verirrte.
    »Komm jetzt - laß uns nach Hause gehen, bevor uns die Dunkelheit überrascht. Setz dich vor mich. Du bist nicht schwer und dein Gewicht wird dieser Bursche leicht aushalten. Stell deinen Fuß auf meinen - so...« Der Junge mußte sich hoch recken. Mit festem Griff packte er Cadfaels Hand, stieß sich vom Boden ab und setzte sich auf den Rücken des Pferdes. Mit einem großen Seufzer wich die Anspannung aus seinem Körper.
    Als beurteile er kritisch sein eigenes Betragen sagte er mit leiser, rauher Stimme: »Ich habe Thurstan gedankt und Lebewohl gesagt. Die Hälfte des Geldes, das ich noch hatte, habe ich ihm gegeben, aber das war nicht sehr viel. Er sagte, daß er es weder wolle noch brauche, und daß ich willkommen gewesen sei, aber ich hatte nichts anderes, mit dem ich mich bei ihm hätte bedanken können, und ohne ihm ein Geschenk zu geben, konnte ich nicht gehen.«
    »Vielleicht ergibt sich eines Tages die Gelegenheit, ihn noch einmal zu besuchen«, tröstete ihn Cadfael. Der Junge war gut erzogen - er war sich seiner Stellung und seiner Verpflichtungen wohl bewußt. Das sprach durchaus für den Unterricht, den er im Kloster genossen hatte.
    »Das würde ich gerne tun«, sagte das Kind und schmiegte sich in die warme Höhle unter Cadfaels Arm. »Ich hätte ihm meinen Dolch gegeben, aber er sagte, ich würde ihn noch brauchen, und daß er mit einem solchen Ding nichts anfangen könne, weil er es nicht wagen könne, ein solches Messer offen zu tragen. Man würde denken, er habe es gestohlen.«
    Vor lauter Dankbarkeit darüber, daß er selber aus der Not errettet worden war, schien er für den Augenblick seine Sorgen über die beiden Frauen, die er irgendwo im Schneegestöber verloren hatte, vergessen zu haben. Dreizehn Jahre war er alt, hatte es geheißen. Da war es sein gutes Recht froh zu sein, wenn ein anderer die Verantwortung für ihn übernahm.
    »Wie lange bist du dort bei ihnen gewesen?« »Vier Tage.
    Thurstan sagte, ich solle warten bis ein vertrauenswürdiger Mensch vorbeikäme, denn man erzähle sich, daß sich Räuber in den Hügeln

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