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Die Jungfrau Im Eis

Die Jungfrau Im Eis

Titel: Die Jungfrau Im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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auszurichten, daß wir hier auf etwas gestoßen sind, das meiner Meinung nach die erste Spur der drei Leute ist, die er sucht.«
    »Das werde ich tun«, antwortete Prior Leonard. »Es ist ein Stoffhändler aus Shrewsbury hier, der auf dem Heimweg ist, um Weihnachten im Kreis seiner Familie zu feiern. Sobald er gegessen hat, will er aufbrechen, um noch bei Tageslicht anzukommen. Ich werde ihm die Botschaft sogleich mitteilen.
    Ihr aber geht nur und schlaft.«
    Noch vor Abend öffnete Bruder Elyas seine Augen zum zweitenmal und obwohl das Licht ihn etwas blinzeln ließ, schloß er sie nicht gleich wieder. Nach einigen Augenblicken riß er sie weit auf und betrachtete alles um ihn herum mit Verwunderung.
    Erst als der Prior sich über Cadfaels Schulter zu ihm herabbeugte, trat ein Schimmer des Erkennens in die Augen des Kranken. Es schien ihm, als kenne er dies Gesicht. Er öffnete die Lippen und sagte, ungläubig aber hoffnungsvoll, mit einem heiseren Flüstern: »Vater Prior...?«
    »Ja, Bruder«, antwortete Leonard sanft. »Ihr seid bei uns in Bromfield, in Sicherheit. Ruht Euch aus und erholt Euch. Ihr seid schwer verwundet worden, aber nun seid Ihr unter Freunden, und es wird für Euch gesorgt. Fürchtet nichts... und wenn Ihr etwas braucht, so müßt Ihr es nur sagen.«
    »Bromfield...« flüsterte Elyas stirnrunzelnd. »Dorthin wurde ich geschickt«, sagte er unruhig und versuchte den Kopf zu heben. »Das Reliquiar... es ist doch nicht verloren...?«
    »Ihr habt es wohlbehalten hergebracht«, versicherte ihm Leonard. »Es steht hier auf dem Altar unserer Kirche, Ihr wart bei unserer Vigilie zugegen. Erinnert Ihr Euch nicht? Ihr habt Euren Auftrag gewissenhaft erfüllt. Ihr habt alles getan, was man von Euch erwartete.«
    »Aber wie... mein Kopf schmerzt...« Seine klagende Stimme erstarb, ängstlich und schmerzvoll zog er die dunklen Brauen zusammen. »Was ist es, das auf mir lastet? Was ist mit mir geschehen?«
    Behutsam schilderten sie ihm, wie er wieder von der Priorei aufgebrochen sei, um zu seinem eigenen Kloster in Pershore zurückzukehren, und wie man ihn, der zusammengeschlagen und scheinbar tot am Wegrand zurückgelassen worden war, wieder zurückgebracht hatte. Bei der Nennung des Namens ›Pershore‹ hellte sich sein Gesicht auf. Er wußte, daß er dorthin gehörte, und er erinnerte sich, von dort aufgebrochen zu sein, um den Fingerknochen der Heiligen Eadburga nach Bromfield zu bringen, wobei er den gefährlichen Weg über Worcester vermied. Sogar Bromfield selbst kam ihm nach und nach ins Bewußtsein zurück. Aber was ihm nach seinem Aufbruch widerfahren war, davon wußte er nichts. Wer immer es gewesen war, der ihn derart mißhandelt hatte, in seinen verwirrten Gedanken fand sich keine Spur von ihm. Cadfael beugte sich vor und drängte ihn sanft: »Habt Ihr sie nicht mehr wiedergesehen? Das Mädchen und den Jungen, die unbedingt über die Hügel nach Godstoke wollten? Das war unbesonnen, aber das Mädchen war fest dazu entschlossen, und ihr jüngerer Bruder konnte sie nicht überzeugen...«
    . »Von welchem Mädchen und welchem Jungen sprecht Ihr?« fragte Bruder Elyas verständnislos und zog die Augenbrauen noch enger zusammen.
    »Und die Nonne... erinnert Ihr Euch nicht an eine Nonne, die die beiden begleitete?«
    Nein, er erinnerte sich nicht. Die Anstrengung regte ihn auf, er stocherte in seinem Gedächtnis, brachte aber nur jene tiefe Verzweiflung zutage, die mit dem Scheitern verbunden ist, und in seinem jetzigen Zustand war Scheitern gleichbedeutend mit Schuld. Alle Arten unerledigter Obliegenheiten tauchten ungreifbar hinter seinen gehetzten Augen auf und ließen sich nicht bannen. Schweiß trat ihm auf die Stirn und Cadfael wischte ihn sanft mit einem Tuch ab.
    »Macht Euch keine Sorgen, sondern liegt still und überlaßt alles Gott und - unter Gottes Leitung - uns. Ihr habt Eure Aufgabe treu erfüllt. Jetzt dürft Ihr ruhen.«
    Sie kümmerten sich um sein leibliches Wohl, salbten seine Wunden und Abschürfungen, flößten ihm eine Brühe ein, die aus den mageren Fleischvorräten des Klosters für das Krankenquartier bereitet worden war und außerdem Kräuter und Haferflocken enthielt, und sprachen das Abendgebet mit ihm, aber die ganze Zeit über ließen die gerunzelten Augenbrauen erkennen, daß Bruder Elyas sein Gedächtnis nach etwas durchforschte, das sich ihm entzog. In der Nacht jedoch, während jener dunklen Stunden, da der Geist die Grenzen der Welt entweder überschreitet oder

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