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Die Jungfrau Im Eis

Die Jungfrau Im Eis

Titel: Die Jungfrau Im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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hörte, gut merkte, um es woanders getreulich wiederzugeben. Aber andererseits mußte einer, der sich mitten im Wald diesen kleinen Hof aufgebaut hatte, ein praktischer, rechtschaffener Mann sein.
    »Habt Dank für Eure Auskunft«, sagte Cadfael. »Nun helft mir noch in einer anderen Sache, wenn Ihr könnt. Ich bin ein Mönch aus Shrewsbury und pflege jetzt im Krankenquartier der Priorei von Bromfield einen Bruder unseres Ordens aus Pershore. Unser kranker Bruder macht sich Sorgen über gewisse Leute, die er getroffen hat, als sie auf der Flucht vor der Plünderung von Worcester nach Shrewsbury waren. Sie wollten nicht mit ihm nach Bromfield kommen, sondern sich weiter nördlich, in dieser Richtung halten. Sagt mir, ob Ihr eine Spur von Ihnen gesehen habt.« Während er sie beschrieb, bekam er Zweifel an der Richtigkeit seiner Intuition, bis er bemerkte, daß der Mann einen kurzen Blick über seine Schulter zum Haus warf, bevor er ihn wieder unverwandt ansah.
    »Eine solche Reisegesellschaft ist nicht durch den Wald gekommen«, sagte er bestimmt. »Und warum sollte sie auch?
    Dieser Weg führt in die Wildnis.«
    »Reisenden in einem fremden, verschneiten Land kann es sehr wohl passieren, daß sie den Weg in die Wildnis einschlagen und sich verlaufen«, antwortete Cadfael. »Von hier ist es nicht sehr weit nach Godstoke, wo ich bereits nachgefragt habe. Nun, wenn irgendeiner von ihnen oder alle drei dieses Wegs kommen, so sagt ihnen, daß sie von der ganzen Grafschaft und allen Klöstern zwischen Worcester und Shrewsbury gesucht werden, und daß sie sicher geleitet werden sollen, wo immer sie hinwollen. Die Garnison von Worcester ist verstärkt worden, und dort macht man sich Sorgen um alle Vermißten. Dies richtet ihnen aus, wenn Ihr sie seht.«
    Die wachsamen Augen sahen ihn gedankenvoll an. Der Mann nickte und sagte: »Das werde ich tun. Wenn ich sie sehe.«
    Er blieb vor dem Gatter stehen bis Cadfael sein Pferd wieder in Bewegung gesetzt hatte und den Weg entlangtrabte, aber als er den Schatten der Bäume erreicht hatte und sich umsah, war der Siedler bereits in seinem Haus verschwunden, als habe er einen Auftrag, der keinen Aufschub duldete. Cadfael ritt weiter, jedoch nurmehr im Schritt, und als er außer Sicht war hielt er an und lauschte. Seine Geduld wurde durch leise, vorsichtige Geräusche hinter ihm belohnt. Jemand folgte ihm leichtfüßig und scheu - jemand, der sich bemühte unbemerkt zu bleiben - und der sich dennoch beeilte. Ein schneller Blick über die Schulter zeigte ihm die flüchtige Bewegung einer Gestalt in einem blauen Umhang, die seitlich in Deckung sprang.
    Gemächlich ritt er weiter und ließ seinen Verfolger näherkommen, dann zügelte er plötzlich sein Pferd und blickte offen zurück. Sofort erstarben die Geräusche, aber von den niedergebeugten, zitternden Zweigen einer jungen Buche fiel etwas Schnee.
    »Du kannst herauskommen«, sagte Cadfael beruhigend. »Ich bin ein Mönch aus Shrewsbury und will niemandem etwas Böses. Der Bauer hat dir die Wahrheit gesagt.«
    Der Junge trat aus seinem Versteck und stellte sich mit gespreizten Beinen auf den Weg, bereit davonzulaufen, wenn er es für richtig hielt, oder sich einem etwaigen Angriff entgegenzustellen. Er war ein kleiner, stämmiger Bursche mit einem wirren Schopf brauner Haare, mit großen, furchtlosen braunen Augen, einem edel geschwungenen Mund und einem festen Kinn, das einen Kontrast zu seinen kindlichen Pausbacken darstellte. Das hellblaue Wams und der Umhang waren jetzt etwas verschmutzt und zerknittert, so als habe er unter freiem Himmel im Wald geschlafen - was vielleicht auch der Fall war - und obwohl ein Bein seiner grauen Hose am Knie zerrissen war, trug er sie doch mit der Selbstsicherheit eines Adligen. An seinem Gürtel hing ein kleiner Dolch, dessen Scheide mit Silber verziert war. Schon allein deswegen stellte er einen Wert dar, der viele Männer in Versuchung geführt hätte. Was immer ihm vorher zugestoßen war - bei diesem einsamen Hof im Wald hatte er es gut getroffen gehabt.
    »Er sagte...«, der Junge trat ein, zwei Schritte vor, faßte sich ein Herz und begann von neuem, »... er heißt Thurstan. Seine Frau und er sind gut zu mir gewesen. Er sagte, es sei jemand dagewesen, dem ich vertrauen könne, ein Benediktinermönch.
    Er sagte, Ihr hättet nach uns gesucht.«
    »Er hat wahr gesprochen. Denn du bist, scheint mir, Yves Hugonin.«
    Der Junge antwortete: »Ja. Kann ich mit Euch mitkommen nach

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