Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jungfrau Im Eis

Die Jungfrau Im Eis

Titel: Die Jungfrau Im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
Mädchen der sicheren Obhut des Klosters anvertraute, sich scheuen, sein Gesicht zu zeigen? Und warum, überlegte Cadfael, sollte der einzige, der von der Existenz dieses Mannes wußte, die anderen im Kloster von dieser Tatsache nicht unterrichten?
    Aber andererseits - warum sollte er, bevor er nicht guten Grund dazu hatte? Es war besser, sich zunächst anzuhören, was diese Dame zu erzählen hatte und alles gut zu überdenken.
    Tief in Gedanken versunken ging er zurück zum Zimmer des Pförtners, der das Mädchen inzwischen gebeten hatte, beim Feuer Platz zu nehmen, das er kräftig schürte. In sich gekehrt und still saß sie da. Von ihren nassen Schuhen und Kleidern stieg langsam Dampf auf.
    »Gehört Ihr auch zu diesem Kloster, Bruder?« fragte sie und betrachtete ihn mit ihren dunklen Augen.
    »Nein, ich bin ein Mönch aus Shrewsbury. Ich bin hier, um einen kranken Bruder zu pflegen.« Er fragte sich, ob sie schon von dem Überfall auf Bruder Elyas gehört hatte, aber da sie nicht erkennen ließ, daß sie etwas von einem verletzten Mönch wußte, erwähnte er den Namen nicht. Sollte sie erst allen ihre eigene Geschichte erzählen, in Anwesenheit des Priors und Hugh Beringars - dann würde er wissen, woran er mit ihr war.
    »Wißt Ihr, wie verzweifelt man Euch gesucht hat, seit Ihr aus Worcester geflohen seid? Hugh Beringar, der stellvertretende Sheriff dieser Grafschaft, ist unter anderem deswegen hier in Bromfield.«
    »Das habe ich gehört«, sagte sie. »Der Wäldler, der mich beherbergt hat, hat es mir erzählt. Von ihm weiß ich auch, daß mein Bruder hierher gefunden hat, während ich nach ihm suchte. Und erst jetzt, da ich selber hier bin, erfahre ich, daß er wieder verschwunden ist, und daß die Männer die halbe Nacht nach ihm gesucht haben. Überall erzählt man sich davon. Ich fürchte, Ihr habt einen schlechten Tausch gemacht«, sagte sie mit plötzlich aufwallender Bitterkeit, »indem ihr mich gefunden und Yves verloren habt. Denn schließlich war ich ja diejenige, die Euch so viel Mühe bereitet hat.«
    »Gestern abend noch, zur Komplet«, sagte Bruder Cadfael ruhig, »war Euer Bruder hier in Sicherheit und bei bester Gesundheit. Es besteht kein Grund zu der Annahme, daß wir ihn nicht wieder finden werden, denn er kann nicht weit sein.
    Die Männer des Sheriffs in Ludlow haben heute nacht noch ihre Befehle erhalten und werden sich jetzt bereits aufgemacht haben. Auch Hugh Beringar wird sich auf die Suche machen, sobald er sich davon überzeugt hat, daß es Euch gut geht und Ihr ihm erzählt habt, was Euch widerfahren ist.«
    In diesem Moment trat Beringar ein. Die Mönche hatten eilig einen Weg freigeschaufelt, damit das Mädchen möglichst trockenen Fußes zur Gästehalle gehen konnte. Prior Leonard gab Anweisung, ihr eine Mahlzeit zuzubereiten und führte sie zu einem Sessel am Kamin. Er bedauerte, daß kein weiblicher Gast im Hause war, so daß man ihr keine trockenen Frauenkleider geben konnte.
    »Dafür wird gesorgt werden«, sagte Beringar kurz. »In Josce de Dinans Haus sind Frauen genug - ich werde von dort alles Nötige holen lassen. Aber Ihr solltet diese nassen Kleider lieber ablegen, mein Fräulein, und Euch, wenn es sein muß, eine Novizenkutte anziehen. Habt Ihr nur das, was Ihr am Leibe tragt?«
    »Ich habe alles, was ich hatte, gegen dies und die Gastfreundschaft eingetauscht, die mir ohne einen Gedanken an Bezahlung entgegengebracht wurde«, sagte sie gleichmütig.
    »Ich habe jedoch noch immer etwas Geld bei mir und kann also für ein Kleid bezahlen.«
    Sie gaben ihr die Kutte und die Sandalen eines Novizen und zogen sich zurück, damit sie sich umziehen konnte. Als sie die Tür öffnete und sie ins Zimmer bat, geschah das mit der Würde einer Gräfin, die ihre Gäste willkommen heißt. Sie hatte ihr dunkles Haar gekämmt und nun kräuselte es sich, während es trocknete, über ihren Schultern zu Locken und hing wie schwere, schimmernde Vorhänge zu beiden Seiten ihres Gesichts herab. In der schwarzen Kutte, die sie an der Taille mit einem Gürtel zugeschnürt hatte, setzte sie sich in ihren Sessel und sah sie an. Sie war zweifellos der schönste Novize, den es in Bromfield je gegeben hatte. Ihre nassen Kleider hatte sie auf einer Bank neben dem Kamin ausgebreitet.
    »Vater Prior und Herr Beringar«, begann sie, »um es kurz zu machen: ich habe Euch und vielen anderen große Unannehmlichkeiten bereitet, dessen bin ich mir wohl bewußt.
    Das war nicht meine Absicht, aber es ist

Weitere Kostenlose Bücher