Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jungfrau Im Eis

Die Jungfrau Im Eis

Titel: Die Jungfrau Im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
Erst gestern morgen erfuhren wir, daß er hier sei, in Sicherheit. So bin ich gekommen.«
    »Gerade rechtzeitig«, bemerkte Beringar, »um zu hören, daß er wieder vermißt wird. Nun, ich glaube, er wird es nicht lange bleiben, und wenn ich jetzt so unhöflich bin, Euch zu verlassen, so nur, um mich auf die Suche nach ihm zu machen.«
    Cadfael fragte sanft: »Habt Ihr den Weg hierher allein gefunden?«
    Sie warf den Kopf herum und sah ihn mit ihren großen Augen herausfordernd an. Ihr Gesicht war wachsam und ruhig.
    »Robert, der Sohn des Wäldlers, hat mich geführt.«
    »Ich werde mich auch mit diesem Mordgesindel befassen, das sich irgendwo in diesen Hügeln verbirgt und Euch in Callowleas und Druel auf seinem Hof überfallen hat«, sagte Beringar. »Ich werde mir so viele Männer besorgen, daß ich jeden Meter des Hochlands absuchen kann. Aber zunächst müssen wir unsere beiden Vermißten finden.« Mit einem Ruck stand er auf und bedeutete Cadfael mit einer Kopfbewegung und hochgezogenen Augenbrauen, mit ihm hinaus auf den Gang zu kommen.
    »Es sieht so aus, als wüßte das Mädchen nichts von Schwester Hilaria und Bruder Elyas. Dinan hat seine Männer zusammenrufen lassen und mit ihnen und meinen eigenen muß ich mich jetzt auf die Suche machen. Ich habe keine Zeit, ihr die schlimme Nachricht schonend beizubringen. Bleibt hier bei ihr, Cadfael, sorgt dafür, daß sie nicht wieder davonläuft und erzählt ihr alles. Sie muß es erfahren. Je mehr Wahrheiten wir zusammenfügen können, desto schneller werden wir dieses Räubernest ausgeräuchert haben und desto schneller kann ich wieder zu Hause sein und mit Aline und meinem Sohn Weihnachten feiern.«
    Sie war hungrig, aber sie hatte wohl auch von Natur aus einen gesunden Appetit, dachte Cadfael. Durch viel Bewegung blieb sie gertenschlank. Sie aß mit Genuß, aber ihr Gesichtsausdruck blieb wachsam, gedankenverloren und verschlossen. Cadfael ließ sie in Ruhe, bis sie sich schließlich mit einem zufriedenen Seufzer zurücklehnte. Sie hatte ihre Stirn noch immer gerunzelt und ihre Augen schienen eher nach innen zu blicken. Doch dann sah sie ihn ganz plötzlich forschend an.
    »Ihr wart es, der Yves gefunden und hergebracht hat? Das jedenfalls sagte der Vater Prior.«
    »Nur durch Zufall«, antwortete Cadfael. »Nein, nicht nur durch Zufall. Ihr habt ja nach ihm gesucht.« Das sprach für ihn; ihr Gesicht wurde weicher. »Wo war das? War er sehr elend?«
    »Er war in jeder Beziehung ein junger Gentleman, der sich sehr gut in der Hand hat. Und gleich Euch hatte er Gelegenheit festzustellen, daß einfache Bauern gütig und gastfreundlich sein können, ohne eine Bezahlung zu erwarten.« »Und seitdem haben er und Ihr mich gesucht, während ich ihn suchte! O
    Gott!« sagte sie leise und mit ehrfürchtigem Entsetzen. »All dies ist nur meine Schuld. Und eine solche Verirrung! Ich wußte nicht, was ich tat. Ich habe mich seitdem so verändert!«
    »Dann wollt Ihr nicht mehr Evrard Boterei heiraten?« fragte Cadfael mild.
    »Nein«, antwortete sie ebenso ruhig. »Das ist vorbei. Ich glaubte ihn zu lieben - ich glaubte es wirklich. Es war eine Kinderei, aber dieser bitterkalte Winter ist wirklich, und diese Räuber dort oben sind wirklich, und der Tod ist wirklich, und er steht immer neben uns, und ich habe durch meine Dummheit meinen Bruder in Gefahr gebracht und weiß jetzt, daß mein Bruder für mich weit mehr ist als Evrard mir je bedeutet hat.
    Aber sagt ihm das nicht, wenn er zurück ist«, sagte sie schnell.
    »Er ist schon eitel genug. War er es, der Euch erzählte, was ich getan habe?«
    »Ja. Und er erzählte auch, wie er versuchte, Euch zu folgen und sich verlief, und wie er von dem Waldbauern aufgenommen wurde, bei dem ich ihn schließlich fand.« »Und hat er mir die Schuld für all dies gegeben?«
    »Hättet Ihr dies nicht getan, an seiner Stelle?« »Es kommt mir vor, als sei dies alles schon so lange her«, sagte sie verwundert, »und ich habe mich so verändert. Wie kann es sein, daß ich so viel Unheil anrichtete, ohne es zu wollen?
    Wenigstens war ich erleichtert, als ich hörte, daß der gute Klosterbruder aus Pershore - hätte ich doch nur auf ihn gehört!
    - zurückgekommen war, um nach uns zu suchen und Schwester Hilaria mitgenommen hatte. Waren sie noch hier als Ihr aus Shrewsbury ankamt? Ist sie weitergereist oder zurückgekehrt nach Worcester?«
    Sie hatte eine einfache Frage gestellt, auf die er jedoch nicht vorbereitet war und die folgende

Weitere Kostenlose Bücher