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Die Jungfrau Im Eis

Die Jungfrau Im Eis

Titel: Die Jungfrau Im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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gestoßen waren und ihn eher zum Vergnügen als wegen seiner Kutte umbringen wollten, obwohl sie freilich gegen eine Plünderung des vermeintlichen Leichnams nichts einzuwenden hatten. Nun gut - aber wo war dann Schwester Hilaria zu dieser Zeit gewesen?
    Cadfael sah nach Norden auf die sanft geschwungenen Hügel, durch die er, Yves vor sich auf dem Sattel, geritten war.
    Irgendwo dort oben, ein gutes Stück von der Straße entfernt, war der Bach, in dem er Schwester Hilaria gefunden hatte. Er schätzte, daß die Stelle eine Meile nordöstlich von hier lag.
    »Komm mit Reyner. Da ist etwas, das ich mir noch einmal ansehen möchte.«
    Da der Wind einen Teil des Schnees, der in der Nacht gefallen war, weggefegt hatte, kamen die Maultiere gut voran.
    Cadfael orientierte sich nach seinem Gedächtnis und es stellte sich heraus, daß er die richtige Richtung eingeschlagen hatte.
    Unter den Hufen dröhnte das Eis eines kleinen, zugefrorenen Baches. In den windgeschützten Mulden waren niedrige Bäume und Büsche unter Massen von Schnee begraben. Sie stiegen immer weiter hinauf. Die Straße war längst nicht mehr zu sehen; das wellige, verschneite Gelände verbarg sie vor ihren Blicken. Sie stießen etwas unterhalb von der Stelle, an der Schwester Hilaria gelegen hatte, auf den Zufluß des Ledwyche-Baches und folgten seinem sanft ansteigenden Verlauf, bis sie vor dem unverkennbaren, sargförmigen Loch im Eis standen.
    Obwohl der Schnee der vergangenen Nacht die scharfen Kanten abgerundet hatte, war das Loch deutlich zu erkennen.
    Hier hatten die Mörder sich ihrer Leiche entledigt.
    Und von hier bis zu der Stelle, an der Bruder Elyas überfallen und als tot liegengelassen worden war, betrug die Entfernung mehr als eine Meile!
    Nein, nicht hier, dachte Cadfael und ließ die Augen über die Umgebung schweifen, die fast so öde und kahl war wie der zerklüftete Clee. Hier war es nicht geschehen. Sie war erst nachher hierhergebracht worden. Aber warum? Die Räuber hatten doch sonst ihre Opfer immer dort zurückgelassen, wo sie sie überfallen hatten und sich nicht die Mühe gemacht, ihre Leichen zu verbergen. Und von wo hatte man sie hierhergebracht? Irgendwo in der Nähe mußte es eine Art Unterstand geben.
    »Hier oben weidet man wahrscheinlich eher Schafe als Rinder«, sagte er und betrachtete die weiter oben gelegenen Hänge.
    »Das stimmt, aber die meisten haben die Bauern jetzt nach Hause geholt. Einen solchen Winter haben wir seit zehn Jahren nicht mehr gehabt.«
    »Dann muß es doch für die Schafhirten hier irgendwo ein oder zwei Hütten geben. Weißt du, wo die nächstgelegene ist?«
    »Ja, ein Stück weit den Querweg nach Bromfield hinunter, vielleicht eine halbe Meile von hier.« Das mußte derselbe Weg sein, den Cadfael mit Yves geritten war, als sie von Thurstans Hof im Wald nach Bromfield zurückkehrten. Er konnte sich nicht erinnern, damals eine solche Hütte bemerkt zu haben, aber immerhin war es ja auch schon gegen Abend gewesen.
    »Dann laß uns dorthin gehen«, sagte er und lenkte sein Maultier in diese Richtung.
    Sie waren bereits etwas mehr als eine halbe Meile geritten, als Reyner auf eine flache Mulde links unterhalb des Pfades deutete. Das Dach der Hütte war fast völlig unter den Schneemassen verborgen. Nur die gerade Linie des Schattens, die es warf, verriet, daß hier etwas von Menschenhand Gebautes stand. Sie ritten hinunter, um an die Südseite der Hütte zu gelangen, in der auch die Tür war und stellten fest, daß diese weit aufgerissen war. An der Höhe des in der letzten Nacht gefallenen Schnees, der auf der Schwelle lag, konnten sie sehen, daß die Tür erst einige Stunden offengestanden haben konnte, denn im Inneren der Hütte lag, abgesehen von den feinen Kristallen, die durch die Ritzen geweht worden waren, kein Schnee.
    Cadfael blieb vor der Tür stehen. An zwei Stellen, dicht beieinander, hatte ein Fuß den Schnee plattgetreten, der sich vor der Tür aufgetürmt hatte, als sie noch geschlossen gewesen war. An den Dachbalken hingen Eiszapfen und an den vergangenen Tagen war es gegen Mittag so warm gewesen, daß sie eine kurze Zeitlang getropft hatten und dann, gegen Abend, wieder gefroren waren, denn die Hütte lag nach Süden und wurde gegen Norden durch den dicht dahinterliegenden Hang geschützt. Vor Cadfaels Augen fiel ein Tropfen zu Boden, und er sah die Reihe kleiner schwarzer Punkte im Schnee unter dem überhängenden Dach, den der Wind in der Nacht zum Teil schon weggefegt hatte. An

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