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Die Jungfrau Im Eis

Die Jungfrau Im Eis

Titel: Die Jungfrau Im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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verfolgen. Sie verübten ihre Überfälle bei Nacht und bei Nacht bist du auch verlorengegangen... Es bestand die Möglichkeit, daß sie Gefangene machten, sofern sie sich einen Gewinn davon versprachen.«
    »Dann habt Ihr auch gesehen... dann wißt Ihr auch, daß unsere Freunde mit bewaffneten Männern hier sind«, sagte Yves, dem plötzlich eine neue, wunderbare Idee gekommen war.
    »Deine Freund, gewiß, aber meine? Ohne sie beleidigen zu wollen: diesen Freunden sollte ich besser nicht in die Hände fallen. Hast du nicht verstanden, daß ich ein Gefolgsmann deines Onkels bin? Und der wiederum steht in den Diensten der Kaiserin Maud. Ich habe keine Lust, vom Sheriff gefaßt und ins Gefängnis geworfen zu werden. Allerdings schulde ich deinen Freunden einen Gefallen, denn nur im Schutz ihres Angriffs, als dieses Ungeziefer das Tor verteidigte, ist es mir gelungen, mich unbemerkt über die Felsen anzuschleichen.
    Ohne diese Ablenkung hätte ich das nie geschafft. Und als ich erst im Dunkeln innerhalb der Palisade war, sah ich nicht anders aus als einer dieser Räuber. Ich habe gesehen, wie deine Wache abgelöst wurde und wußte, wo sie dich gefangenhielten.«
    »Dann wußtet Ihr auch, daß ihre Drohung mich zu töten der einzige Grund dafür war, daß Hugh Beringar seine Männer zurückrief. Er hat sich nicht weit zurückgezogen, das weiß ich.
    So leicht gibt er nicht auf. Und jetzt hält mir niemand mehr ein Messer an die Kehle und es gibt keinen Grund, warum sie nicht angreifen sollten!«
    Olivier begriff, worauf er hinauswollte und sah ihn belustigt und anerkennend an. Sein Blick wanderte nachdenklich von dem Schwert des Bewachers, das in seiner Scheide an der Brustwehr lag, zu dem verbeulten, spitzen Helm, der in einer Ecke nicht weit davon entfernt gerollt war. Der verschmitzte Blick seiner tiefliegenden, bernsteinfarbenen Augen unter schwarzen Wimpern kehrte zu Yves zurück.
    »Schade, daß wir keine Trompete haben, um das Angriffssignal zu geben. Aber immerhin haben wir eine sehr brauchbare Trommel. Also - setz dich an die Brustwehr und sieh zu, was du damit ausrichten kannst. Ich werde hier Wache stehen. Sie werden nur wenige Minuten Zeit haben diese Bohlen mit Äxten hier durchzuhacken. Danach werden sie woanders gebraucht werden - vorausgesetzt deine Freunde dort draußen begreifen genauso schnell wie du.«

13. Kapitel
    Bruder Cadfael hatte den ganzen Tag damit zugebracht, von einem Ende des Baumgürtels zum anderen und wieder zurück zu kriechen und jeden Meter des Geländes zwischen ihm und der Palisade zu studieren. Er suchte nach jeder noch so dürftigen Deckung, in deren Schutz man sich, wenn es erst dunkel geworden war, näher an die Festung heranarbeiten konnte. Hugh Beringar hatte seinen Männern verboten, sich offen zu zeigen. Er hatte sie im Wald verteilt und war sehr darauf bedacht, daß die Räuber sie nicht zu Gesicht bekamen.
    Alain le Gaucher konnte nicht hinaus und der Sheriff konnte nicht hinein. Beringar knirschte, in ohnmächtiger Wut über diese festgefahrene Situation, mit den Zähnen. Natürlich hatten die da drinnen genug Vorräte an gestohlenem Fleisch und Getreide - genug jedenfalls, um es eine ganze Weile aushalten zu können. Sie auszuhungern würde lange dauern und dabei würde der Junge zuerst zu leiden haben. Le Gaucher mochte willens sein, ihn im Tausch gegen freies Geleit für sich und alle seine Männer auszuliefern, aber damit setzte man nur eine andere Gegend dieser Plage aus. Es gab einfach keinen Ausweg aus dieser Zwangslage! Hugh Beringars Aufgabe war es, in dieser Grafschaft für Recht und Gesetz zu sorgen und dazu war er fest entschlossen.
    Aus den Reihen seiner Männer hatte er die herausgesucht, die im Hochland geboren und aufgewachsen waren und klettern konnten. Mit ihnen hatte er das Plateau durch seinen schmalen Zugang verlassen und rings um den Gipfel nach Stellen gesucht, die die Möglichkeit boten hinaufzuklettern, ohne von oben gesehen zu werden und so von hinten in das Lager zu gelangen. Der leichte Anstieg des Plateaus hinter der Festung gab Deckung, aber von unten sah man, daß dort eine Steilwand war, an der nur Vögel einen Felsvorsprung finden konnten. Es blieb nur eine einzige Stelle, aber dort konnten sie nicht vorgehen, ohne gesehen zu werden und das Leben des Jungen aufs Spiel zu setzen: dort, wo die Palisade endete, mochte gerade genug Platz sein, um einen Mann vorbeizulassen, sofern er keine Angst vor großen Höhen hatte. Aber um dorthin zu

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