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Die Jungfrau im Lavendel

Titel: Die Jungfrau im Lavendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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Bedenken, sie war ganz arglos, und außerdem gefiel es ihr, ein Stück zu fahren, vielleicht sogar an einen anderen Ort. Schließlich hatte sie ja Ferien. Und vorgestern Geburtstag gehabt.
    Herr Wallstein fuhr aus Gollingen hinaus und dann in Richtung Süden. Er schwieg und schien mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein.
    Ob er sich wohl in der Gegend auskannte? Virginia überlegte, ob sie ihm einen Rat geben sollte. Sie war schon mit Teresa und deren Mutter an einem sehr hübschen Platz gewesen, ein richtiger Kurort, da gab es ein fabelhaftes Café, viel schöner als das in Gollingen. Allerdings mußten sie dann in anderer Richtung fahren.
    Sie machte eine kurze Bemerkung, er nickte, sagte dann: »Si.« Sonst nichts und fuhr weiter.
    Virginia beschloß, sich nach Herrn Wallstein senior zu erkundigen, der ja ein Freund ihres Vaters sein sollte. Damit fing es an.
    Er fuhr an den Rand der Straße, bremste, der Wagen stand, er wandte sich ihr zu und sagte: »Alles, was ich Ihnen gestern erzählt habe, war geschwindelt. Aber das wissen Sie ja sowieso. Ich kenne Ihren Vater nicht, und mein Vater kennt ihn auch nicht. Ich bin aus einem ganz anderen Grund hier.«
    Er stockte, nahm ihre Hand zwischen seine beiden Hände. »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen das erklären soll, Virginia. Sie dürfen keinen großen Schrecken bekommen.«
    »Warum? Ich verstehe nicht …«
    »Es ist so, o Virginia, è molto difficile. Wie soll ich es Ihnen sagen? Mich schickt Ihre Mamma. Ihre Mutter.« Sie blickte ihn verständnislos an.
    »Meine Mutter? Meine Mutter ist tot, das habe ich Ihnen doch gestern schon gesagt.«
    »O, no, no, no. Ihre Mamma ist nicht tot. Sie lebt. Nur Herr Stettenburg hat Ihnen erzählt, daß sie tot ist.«
    In seiner Erregung, denn jetzt kam es schließlich darauf an, es kam darauf an, daß sie ihm glaubte, geriet sein Deutsch ins Wanken. »Er hat erzählt, Mamma ist tot. Als Sie waren noch ganz klein. Ganz kleines Mädchen. Er hat immer gesagt, Mamma ist tot. Ist es so?«
    »Ja. Er hat immer gesagt, daß meine Mutter tot ist.«
    »Ihre Mutter hat ihn verlassen. Wegen anderem Mann. Sie liebte ihn nicht. Und Gina, hören Sie mir gut zu. Er ist nicht Ihr Vater.«
    Virginia starrte den Mann neben sich fassungslos an. »Wer … wer ist nicht mein Vater?«
    »Der Mann, der vorgestern mit Ihnen Kaffee getrunken, mit Ihnen am Tisch gesessen hat. Er ist nicht Ihr Vater.«
    »Er ist nicht mein Vater?« Ihre Stimme brach. »Nicht mein Vater? Wer ist er denn?«
    »Mia poveretta«, in diesem Augenblick sagte es Danio zum erstenmal, und er meinte es ganz ernst. Er beugte sich zu ihr und küßte sie auf die Wange, was sie kaum wahrnahm, so verstört war sie.
    »Ich kann Ihnen nicht so gut erzählen, Ihre Mamma wird Ihnen erzählen. Alles.«
    »Und Sie wollen wirklich – wirklich! – behaupten, daß meine Mutter lebt?«
    »Ich schwöre. Hier«, er griff in seine Jacke und zog ein paar Bilder heraus. »Da ist sie. Eine schöne Frau. Und Sie können selbst sehen, daß Sie ähnlich aussehen. Und hier, bitte, sehen Sie ganz neue Aufnahmen, hier bin ich. Mit ihr auf selbem Bild. Und hier wieder. Und wieder. Das ist das Haus, wo sie wohnt. Das Haus, in dem Sie auch wohnen werden. Wenn Ihre Mamma wieder da ist. Jetzt ist sie in Paris.«
    »In Paris.«
    »Und ich denke mir eine große Überraschung aus, Mamma kommt zurück, und Gina ist da. Sie wünscht so sehr, ihre Tochter zu sehen.«
    Ohne weitere Erklärung startete er den Wagen wieder und fuhr weiter. Virginia saß neben ihm, die Bilder in der Hand, die sie immer wieder betrachtete. Damit beschäftigt, das zu begreifen, was sie gehört hatte. Seltsamerweise zweifelte sie nicht an den Worten des fremden Mannes.
    Hätte sie nicht denken müssen, daß er log? Daß er Böses vorhatte? So fern der wirklichen Welt immerhin war die Erziehung im Kloster, daß sie auf so eine Idee gar nicht kam. Sie war kein reiches Mädchen, das Angst vor einer Entführung haben mußte. Und alles, was sie hätte denken, befürchten, beachten müssen, ging unter in nur einem Gedanken: Mutter.
    Meine Mutter lebt!
    Sie glaubte ihm.
    Er sagte: »Wenn Sie wollen, fahren wir zu Ihrer Mamma. Jetzt gleich. Wenn Sie nicht wollen, Sie sagen es, wir kehren um. Sofort.«
    Da fuhren sie schon über eine Stunde. Aber es wäre noch Zeit gewesen, umzukehren, wenn Virginia sich aus dieser Art von Hypnose, die sie befallen hatte, hätte freimachen können.
    Statt dessen sagte sie: »Und wer ist mein Vater?«
    »Soviel

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