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Die Jungfrau im Lavendel

Titel: Die Jungfrau im Lavendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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ersten Rendezvous ihres Lebens aufgebrochen war.
    Das Leben war mittlerweile ein anderes geworden. Die Welt hatte sich total verändert. Am Anfang stand das Zauberwort: Mutter. Aber wo immer sie hier war, ihre Mutter war nicht hier.
    Andererseits, das fiel ihr nun doch wieder ein, von Frankreich hatte er gesprochen, der Herr Wallstein.
    »Zur Zeit ist Ihre Mamma in Paris«, hatte er gesagt. »Aber ich denke, daß sie bald zurückkommt.«
    Sehr vorsichtig war sie mit dem feinen Kleid und den neuen Schuhen bergab gefahren, sorglich begleitet von den Zwillingen, die mit guten Ratschlägen nicht sparten. »Also wir lassen dich gleich mit ihm allein, wir gehen schwimmen. Aber um fünf kommen wir, zwei Stunden sind genug. Dann sind wir pünktlich um sechs oben. Wenn er dich mit dem Auto hinauffährt, dann läßt du das Rad beim Pepperl stehen. Da bringen wir es am besten gleich hin, da brauchst du es nicht in der Stadt herumzuschieben.«
    Pepperl war der Allround-Mechaniker von Gollingen, der auch, falls notwendig, ihre Räder reparierte.
    Sabine und Barbara lieferten dennoch Virginia eigenhändig vor dem Café am Marktplatz ab, ein paar Verhaltensmaßregeln konnten dem Kavalier auch nicht schaden. Außerdem wollten sie ihn noch einmal genau betrachten und ein paar Worte mit ihm wechseln, denn, so hatte Sabine am Abend zuvor nachdenklich festgestellt: »Ein Bayer ist das nicht.«
    Die Zwillinge stammten aus Regensburg und mußten es wissen.
    »Er ist überhaupt kein Deutscher«, sagte Barbara überzeugt. »Er könnte Italiener sein.«
    Und Sabine darauf: »Na, dann stimmt's ja. Da haben viele ein Lokal in München.« Und zu Virginia: »Du fragst ihn am besten mal nach seinem Vater. Wenn das doch ein Bekannter von deinem Vater ist. Vergiß es nicht.«
    Zehn Minuten vor drei trafen sie auf dem Marktplatz ein, da stand er schon vor dem Café.
    »Na, der hat's wichtig«, stellte Sabine fest. »Da hast du eine Eroberung gemacht. Gut schaut er ja aus. Man könnt direkt neidisch werden.«
    »Wir müßten ihn uns ja teilen«, gab Barbara zu bedenken.
    »Vielleicht tät ihm das Spaß machen«, sagte Sabine frech. »Ich kann mir sowieso nicht vorstellen, wie das je bei uns gehen soll. Grüß Gott, Herr Wallstein. Keine Bange, wir verschwinden gleich. Um fünf holen wir dann Virginia wieder ab. Und wenn Sie mit ihr mit dem Auto hinauffahren, sie muß auf jeden Fall um sechs da sein. Alles klar?«
    »Klar wie der Mond im Mai.«
    Dieser Ausdruck erstaunte Sabine. »Wieso? Ist er da besonders klar?«
    »Man sagt so.«
    »Habe ich noch nie gehört.«
    »Meiner Ansicht nach«, erklärte Barbara, »ist er am klarsten im Januar.«
    Dann radelten die Zwillinge davon. Als sie um die Ecke gebogen waren, sagte Sabine zu ihrer Schwester: »Ich hab's. Ganz klar. Sein Vater ist Deutscher und seine Mutter Italienerin. So was gibt's ja oft. Besonders in München. Weißt du nicht, der Freund von Onkel Maxi? Der hat sich auch seine Frau aus Italien mitgebracht.«
    »Stimmt.«
    Beruhigt traten sie in die Pedale. Was ihnen bevorstand noch an diesem Abend, wenn sie ins Kloster zurückkehrten, konnten sie nicht ahnen.
    Danio machte keine Anstalten, das Café zu betreten. Von den vielen Plänen, die er seit gestern geschmiedet hatte, war er doch wieder zu dem ersten zurückgekehrt, der, mit dem er schon hergekommen war: sie einfach mitzunehmen.
    Natürlich nicht mit Gewalt, das ging nicht, und er war auch kein gewalttätiger Mensch. Er verließ sich lieber auf seinen Charme, auf seine Beredsamkeit und auf das, was er ihr wirklich zu sagen hatte.
    »Müssen wir hier bleiben?« fragte er also. Und als sie nicht antwortete: »Fahren wir doch irgendwohin.«
    Sein Auto stand in einer schmalen Seitenstraße, und es war ein höchst imposantes Gefährt, so eines hatte Virginia noch nie gesehen. Er mußte viel Geld haben, der Herr Wallstein, wenn er sich solch einen Wagen leisten konnte. Sogar das fremde Nummernschild wußte sie zu deuten, Teresas Mutter war gelegentlich in einem italienischen Wagen gekommen.
    Er sah ihr Stutzen und sagte leichthin: »Ich habe manchmal in Milano zu tun, und wenn ich fliege, muß ich dort auch einen Wagen zur Verfügung haben.«
    »Aha«, meinte Virginia beeindruckt.
    Ohne die geringsten Bedenken setzte sie sich in das fremde Auto neben den fremden Mann. War das nicht höchst unbegreiflich? Sie hatte noch nie bei einem fremden Mann im Auto gesessen, dazu noch bei einem, der sie angelogen hatte.
    Aber sie hatte wirklich keine

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