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Die Jungfrau im Lavendel

Titel: Die Jungfrau im Lavendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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du ja Virginia auch mal wiedersehen. Du wirst staunen, wie sie sich verändert hat.«
    »Wieso?«
    »Sie ist viel hübscher geworden. Braungebrannt, gelöst, ein wenig zugenommen hat sie auch. Sie hat immer gut bei mir zu essen bekommen. Sogar an Ziegenmilch habe ich sie gewöhnt.«
    Danio schüttelte den Kopf. »Und ich habe gedacht, du kannst sie nicht leiden.«
    »Warum sollte ich sie nicht mögen? Sie kann weder was für deine Dummheit, noch für die Herzlosigkeit ihrer Mutter. Ich glaube, bei mir droben ist der erste Platz, wo sie sich ein wenig heimisch fühlt, das arme Kind.«
    »Irgendwie hast du dich auch verändert«, meinte Danio nachdenklich.
    »Kann schon sein. Manches ändert sich halt. Wir sprechen noch darüber.«
    »Worüber?«
    »Später, wenn wir oben sind.«
    Schweigend legten sie den Weg zurück, Dido fuhr schnell und sicher wie immer, sie fuhr nicht durch Lassange, sondern den schmalen Weg am Berg entlang, für ein Auto kaum passierbar, und wenn einem etwas entgegenkam, konnte man ganz schön in die Bredouille geraten.
    Es war ein schöner, sonniger Tag, Ende August, und da es zuvor zwei Tage geregnet hatte, war die Luft frisch und angenehm, besonders hier droben in den Bergen. Danio sah Virginia sogleich, als er ausgestiegen war. Sie saß ganz am Ende des Fermegeländes auf einem Grasbuckel, der auf der ihm abgewandten Seite von Ginsterbüschen bewachsen war. Vor dem Hintergrund des Ginsters sah man die schmale Figur ganz deutlich, die Knie hochgezogen, einen rechteckigen Gegenstand darauf gestützt, mit dem sie etwas tat, mal hielt sie inne, beugte sich zurück, dann bewegte sich ihre rechte Hand wieder.
    »Was tut sie denn da?«
    »Sie malt.«
    »Was tut sie?«
    »Sie malt. Seit ich ihr die Malsachen aus Milano mitgebracht habe, beschäftigt sie sich fast den ganzen Tag damit. Sie ist sehr glücklich dabei.«
    »Was malt sie denn?«
    »Alles. Die Bäume, die Blumen, die Berge, die Landschaft, den Blick von hier, den Blick nach da, die Ziegen, und am liebsten malt sie ihre Katze. Von der gibt es schon Dutzende Konterfeis.«
    »Ach ja, die Katze, von der hast du mir schon erzählt.« Auch ein Bild von Alain hatte sie gemalt, es war gar nicht mal so schlecht geraten.
    Dido hatte gesagt: »Schenkst du es mir?«
    »Ja, natürlich«, erwiderte Virginia. »Er ist ja dein Mann.« Und erstaunlicherweise errötete sie dabei.
    Sie hatte den Kuß nicht vergessen, den Alain ihr gegeben hatte. Es war der erste Kuß ihres Lebens gewesen, und er war von solch einem Mann gekommen, einem Mann, den sie bewunderte und der ihr imponierte, und so ein Kuß vergaß sich nicht so leicht. Und da man sie sehr tugendhaft erzogen hatte, schämte sie sich, daß es Didos Mann war, von dem sie sich hatte küssen lassen, schämte sich noch mehr, weil sie wünschte, er würde sie noch einmal küssen, und war natürlich froh, daß es nicht geschehen war. Aber sie dachte oft daran. Auch wie gut er zu ihr gewesen war, als sie sich noch krank fühlte, wie er ihr kühle Kompressen machte, wenn Dido nicht da war, wie er sie behutsam stützte, als sie das erstemal aufstehen durfte. Das waren Dinge, über die sie immer nachdachte und die, neben dem Malen und der Katze, ganz wesentlich zu ihrer Unterhaltung beitrugen.
    An Danio hatte sie eigentlich kaum mehr gedacht. Und als er nun, lautlos über das Gras herangekommen, plötzlich neben ihr stand, erschrak sie, als sie aufblickte und ihn erkannte. »Oh, Herr Wallstein.«
    »Lassen Sie den Unsinn«, sagte er ziemlich unfreundlich. »Sie wissen ja wohl inzwischen, daß ich nicht Wallstein heiße.«
    Virginia, so wie sie jetzt war, ließ sich von ihm nicht so leicht einschüchtern. Sie stand auf, legte den Zeichenblock vorsichtig zur Seite, schüttelte ihr gestreiftes Leinenröckchen, hatte aber keinerlei Hemmungen wegen ihrer nackten Schultern.
    Sie warf ihr Haar, das ziemlich lang geworden war, sehr hell von der Sonne, in den Nacken und sagte kühl: »Ich weiß überhaupt nicht, wie Sie heißen. Wenn Wallstein nicht stimmt, dann haben Sie sich mir noch nicht vorgestellt. Und ich finde, einige andere Erklärungen sind Sie mir auch noch schuldig.«
    Danio starrte sie verblüfft an, dann lachte er kurz auf. Der Umgang mit Dido war der Kleinen offenbar nicht schlecht bekommen.
    »Nennen Sie mich Danio«, sagte er. »Und welche Erklärungen meinen Sie?«
    »Darüber dürfte es wohl keine Zweifel geben. Sie haben mir etwas von einer Mutter vorgeschwindelt, die mich erwartet. Sie haben mich

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