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Die Jungfrau im Lavendel

Titel: Die Jungfrau im Lavendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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dort die Auskunft, daß er angekommen war, oder sprach sie ihn gar selbst, denn abends hielt er sich oft dort auf, stand ihrer eigenen Reise nichts mehr im Wege. Das waren die Dinge, die Dido nun meist durch den Kopf gingen, nicht ohne steigende Erregung. So lange hatte sie in einer Art Verbannung gelebt, daß der Gedanke an diese große Reise sie aufregte. Zuerst aber mußte geklärt werden, was mit Virginia geschehen sollte.
    Sie warf Danio nur einen flüchtigen Blick zu, als er hereinkam und, die Hände in den Hosentaschen, an der Tür stehenblieb.
    »Nun?« fragte sie. »Wie findest du sie?«
    »Entzückend«, antwortete er. »Die Gesellschaft, die sie hier hatte, muß recht anregend gewesen sein.«
    »Sure«, sagte Dido, die jetzt manchmal, auch mit Virginia, englisch sprach. Zur Übung.
    »Und wo ist dein Mann jetzt?«
    Sie warf ihm einen schrägen Blick zu.
    »Mein Mann?«
    »Der Kerl, mit dem du mich betrogen hast. Darum also durfte ich nicht herkommen.«
    »Ah! Hat Virginia dir von ihm erzählt?«
    »Ja. Er gefiel ihr offenbar auch sehr gut.«
    »Kann sein.«
    »Ist er weg?«
    »Er ist weg.«
    »Das geschieht dir recht. Und nun bin ich wieder gut genug, wie? Ich bedanke mich für die Ehre.«
    Dido lachte. Sie setzte sich.
    »Setz dich auch und spiel nicht den eifersüchtigen Liebhaber, das ist eine Rolle, die dir gewiß nicht zusteht. Wir wollen auch gar nicht lange darum herumreden, ich will dir erklären, wie die Dinge liegen, und darum bat ich dich, heute mit heraufzufahren. Vielleicht kannst du hier leichter entscheiden, was du tun wirst.«
    »Ich? Was soll ich tun?«
    »Hör zu, Danio. Der Mann, von dem du sprichst, ist weg. Aber wir haben uns nicht getrennt. Ich fahre zu ihm, und zwar möglichst bald.«
    Das verblüffte ihn so, daß er stumm stehenblieb und sie anstarrte. Sie stand wieder auf, holte eine Flasche Cognac und füllte zwei Gläser.
    »Nun setz dich und hör mir zu. Es gibt einen Mann, der mir nähersteht, zu dem ich gehen werde und bei dem ich bleiben werde. Daran ist nichts mehr zu ändern, und ich möchte gern, daß wir nicht streiten. Wir hatten vier Jahre zusammen, und es gibt vieles, wofür ich dankbar bin, immer dankbar sein werde, Danio.«
    »Du liebst mich nicht mehr?« fragte er maßlos erstaunt.
    »Das will ich gar nicht einmal sagen. Ich liebe dich immer noch ein wenig, aber ich …«
    »Ein wenig«, rief er empört. »Schämst du dich nicht, mir so etwas ins Gesicht zu sagen?«
    »Es ist so, wie ich es sage. Aber du wirst mir zugeben, daß wir nicht für immer und ewig so weiterleben konnten wie bisher.«
    »Du wolltest ein Restaurant mit mir zusammen aufmachen, ›Dido et Danio‹. Das war doch deine Idee. Oder nicht?«
    »Das war meine Idee, ja. Ich wollte irgendwann im Leben etwas leisten, Eigentum haben. Als normaler Mensch unter normalen Menschen leben. Es ist nichts daraus geworden, nicht hier. Und nicht mit dir. Erstens haben wir das Geld nicht, zweitens würdest du unser Restaurant binnen einiger Wochen verspielt haben. Also lassen wir das. Es war Phantasterei von mir.«
    »Du willst mich verlassen«, sagte er leise, und es klang wirklich verzweifelt. Dann schrie er: »Du verdammte Hure! Deinetwegen hätte ich mich beinahe von Anita getrennt.«
    »Nun, du hast es nicht getan. Und du wirst es auch nicht tun. Es sei denn, sie trennt sich von dir. Das alles geht mich nichts mehr an. Ich gehe fort, damit mußt du dich abfinden. Und es ist unnötig, darüber lange zu reden oder sich zu streiten. Worüber wir reden müssen, ist Virginia. Du mußt dir überlegen, was du mit ihr tun wirst.«
    »Was soll ich denn mit ihr tun? Du siehst doch selber, wie Anita mich im Stich gelassen hat. Sie ist genauso eine Hure wie du.«
    »Schon gut. Dein Geschrei bringt uns nicht weiter. Irgendwann wird sie ja zurückkommen. Sie hat das Haus behalten, das Personal behalten, sie ruft an, sie läßt dich grüßen. Es sieht so aus, als wäre eines Tages alles wieder beim alten. Du kannst in Ruhe abwarten, bis sie wiederkommt. Aber Virginia? Sie kann hier nicht allein bleiben. Dieses Haus wird abgesperrt. Vielleicht brennt es eines Tages mit, wenn der Wald brennt. Aber es wird nicht ganz verbrennen, die Mauern werden stehenbleiben. Die Confiance ist unsterblich.«
    »Wie?«
    »Ach, das ist nur so ein Wort hier aus der Gegend. Hör zu, ich habe mir folgendes gedacht: Das beste wäre, du nimmst Virginia mit hinunter in die Villa, sagst Rose und Marcel, daß sie die Tochter von Madame Anita ist und

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