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Die Jungfrau im Lavendel

Titel: Die Jungfrau im Lavendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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ihr einen Besuch machen will.«
    »Du bist verrückt.«
    »Denk mal darüber nach, ich finde die Idee gar nicht so schlecht. Die nächste Möglichkeit wäre, du suchst irgendwo unten an der Küste ein Zimmer für sie, wo sie bleiben kann, bis Madame zurückkommt.«
    »Und wer bezahlt das?« fragte er bissig.
    Sie warf ihm nur einen schrägen Blick zu, trank ihren Cognac aus und sagte: »Dann bleibt eigentlich nur noch eins übrig: du bringst sie dahin zurück, wo du sie hergeholt hast.«
    Er war so perplex, daß ihm die Worte fehlten.
    »Du mußt sie ja nicht an der Klosterpforte abliefern. Dort, in dem Ort, wo sie zu dir ins Auto gestiegen ist, läßt du sie wieder aussteigen. Den restlichen Weg wird sie schon allein finden. Und du fährst schnell wieder weg. Natürlich diesmal mit einem anderen Auto. Am besten mit Anitas Wagen. Du schickst Marcel, damit er ihn volltanken läßt, falls du kein Geld mehr hast. Niemand wird dir etwas tun. Virginias Vater ist tot, und kein Mensch hat danach gefragt, was aus ihr geworden ist.«
    »Er ist tot? Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es eben.«
    »Ich könnte dir den Hals umdrehen.«
    »Das hilft dir auch nicht weiter.«
    »Aber mir – mir würde es helfen.« Er sprang auf, stürzte auf sie zu, ergriff sie bei den Armen und schüttelte sie wie ein Wahnsinniger.
    Im gleichen Augenblick ging die Tür auf, Virginia kam herein, gefolgt von der Katze.
    »Oh!« machte sie.
    Danio ließ Dido los, strich das Haar aus der Stirn, blickte Virginia mit wilden Augen an, dann nahm er das Glas und kippte den Cognac hinunter.
    »Ich wollte nur fragen, ob ich was helfen kann fürs Abendessen?« fragte Virginia.
    »Ja, chérie, das kannst du«, sagte Dido. »Ich habe Artischocken mitgebracht, die ißt du doch so gern.«
    »O ja, fein.«
    »Du kannst die Sauce rühren, während sie kochen. Dann habe ich noch von dem Kaninchenragout, das reicht für uns drei. Anschließend gibt es Käse und Obst.«
    »Wunderbar«, meinte Virginia, und sie tat so, als sei Danio überhaupt nicht vorhanden. »Ich fange gleich an. Ich geh mir bloß die Hände waschen.«
    »Sie hat Hunger«, sagte Dido lachend. »Du würdest staunen, wieviel sie essen kann. Wirklich, es fällt mir direkt schwer, sie zu verlassen. Fast habe ich schon mütterliche Gefühle.«
    »Und ich?« fragte Danio weinerlich. »Für mich hast du gar keine Gefühle mehr?«
    »Aber ja! Das habe ich dir doch gerade erklärt. Nun sei vernünftig, wir werden friedlich zusammen essen und über alles in Ruhe sprechen.«
    »Mit ihr vielleicht? Soll ich sie etwa fragen, ob ich sie ins Kloster zurückbringen soll?«
    »Es wäre vielleicht nicht das Dümmste, sie zu fragen.«
    Danio sank auf einen Stuhl, ein geschlagener Mann. Er griff nach der Cognacflasche und füllte sein Glas wieder. Er war in der richtigen Stimmung, sich zu besaufen. Und dann, so beschloß er, werde ich sie beide umbringen, die treulose Geliebte und die blonde Unschuld aus dem Kloster, die sich benahm, als gehöre sie hierher.
    Wirklich bekam Virginia die Frage vorgelegt, nicht von Danio, sondern von Dido.
    »Die Ferien müssen doch jetzt vorbei sein, hättest du keine Lust, in die Schule zurückzukehren?«
    Virginia schüttelte sehr entschieden den Kopf.
    »Nein. Mir gefällt es hier viel besser. Außerdem dürfte ich Cattie nicht mitnehmen, sie erlauben es dort nicht, daß ich eine Katze habe.«
    »Aber du hast doch sicher Freundinnen …«
    Flüchtig dachte Virginia an Teresa, aber die war ihr so ferngerückt, alles, was ihr früheres Leben betraf, war weit, weit weg.
    »Und sie würden mich auch gar nicht mehr nehmen, nachdem ich ausgerückt bin.«
    »Nun, du könntest erklären, warum du es getan hast.«
    »Warum denn?« fragte Virginia scheinheilig.
    »Um deine Mutter zu besuchen.«
    »Und wo, bitte, ist meine Mutter? Im Kloster denken sie, meine Mutter ist tot. Genauso, wie ich es immer gedacht habe.«
    Sorglich teilte Virginia ihren Artischockenboden mit der Gabel und tunkte jeden Bissen ausgiebig in die Sauce Mousseline, ehe sie ihn in den Mund schob. »Und ich habe keinen Grund, jetzt etwas anderes zu glauben. Nein, kein Mensch würde mir glauben, und das mit Recht.«
    »Sie können dich schließlich nicht vor der Tür stehenlassen«, sagte Danio ärgerlich, der sich bisher an dem Gespräch nicht beteiligt hatte. »In einem so frommen Haus.«
    »Sie würden mich nicht vor der Tür stehenlassen, ich käme in das Gastzimmer, und sie würden meinen Vater benachrichtigen, daß

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