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Die Jungfrau im Lavendel

Titel: Die Jungfrau im Lavendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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hierhergebracht zu ganz fremden Leuten, und soweit ich es verstehe, befinde ich mich in Frankreich. Ohne Geld, ohne Paß, ohne irgendeine Verbindung zu den Menschen, zu denen ich gehöre. Nicht daß ich mich beklagen will. Dido und ihr Mann haben mich sehr freundlich aufgenommen, es geht mir gut bei ihnen.«
    »Dido und ihr Mann?« wiederholte Danio verblüfft.
    »Und kommen Sie mir jetzt nicht wieder mit der Ausrede, meine Mutter sei in Paris. Ich bin mir längst klar darüber geworden, daß es gar keine Mutter gibt. Und das, was Sie von meinem Vater gesagt haben, stimmt auch nicht.«
    Sie war wirklich hübscher geworden, das Gesicht ein wenig voller, was viel weiblicher wirkte, die gebräunte Haut war seidig weich, wirkte gesund und frisch, und ihr Blick war durchaus herausfordernd, als sie mit ihm sprach. So mit ihm sprach.
    Danio konnte das alles im Augenblick jedoch nicht recht würdigen, denn vor allem hatten ihn die Worte ›Dido und ihr Mann‹ wie ein Pfeil getroffen.
    Dido hatte einen neuen Liebhaber. Darum, und nur darum, hatte sie ihm verboten, auf die Ferme zu kommen. Es ging ihr nicht um seine Sicherheit, es ging ihr nicht darum, das Mädchen so versteckt zu halten, daß keiner es fand, es war ihr darum gegangen, ihn fernzuhalten, während sie ihn betrog.
    Kalte Wut stieg in Danio auf.
    »So, so«, sagte er, »das ist ja eine Menge, was Sie mir da an den Kopf werfen. Ich will Ihnen etwas sagen, Signorina, es ist mir ganz egal, ob Sie mir glauben oder nicht. Eines Tages werden Sie ja sehen, daß Sie mir unrecht tun. Übrigens, Didos Mann …«, er wies mit der Hand zur Ferme hinunter. »Ist er drin?«
    »O nein, er ist abgereist. Vor vier Tagen schon.« Und geziert fügte sie hinzu: »Was wir sehr bedauern.«
    »So. Sie auch. Dann hat Ihnen Didos Mann also gefallen?«
    »Sehr gut gefallen hat er mir.«
    »Na, ich hoffe, der Herr hat seinerseits an euch beiden Gefallen gefunden«, stieß Danio zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, eine Anspielung, die Virginia leider gar nicht verstand.
    »Ich will Sie nicht länger beim Malen stören, Signorina. Ciao.«
    Womit er sich abwandte und zurück zum Haus strebte, wütend und zugleich zutiefst verunsichert, dieser arme schöne Danio.
    Virginia blickte ihm nicht einmal nach. Sie setzte sich wieder, nahm ihren Block in die Hand und lockte: »Cattie!«
    Die Katze kam aus dem Busch gekrochen und schmiegte sich schnurrend an ihr Bein.
    »Weißt du, Cattie, mit der Zeit lernt man ja Männer kennen. Aber eigentlich gefällt Alain mir besser als Herr Wallstein. Oder Danio, wie er jetzt heißt. So hat Dido immer zu ihm gesagt, gleich als wir kamen, das habe ich behalten. Ich dachte, er heißt Danio Wallstein. Heißt er eben anders, mir auch egal. Am liebsten von allen Männern, die wir kennen, haben wir Chariot, nicht, Cattie? Du auch. Danio gefällt dir nicht. Deswegen bist du gar nicht hervorgekommen. Mit Alain hast du gern geschmust, das habe ich sehr wohl gesehen, Miss Cattie.«
    Dido hatte inzwischen ihre Einkäufe aus dem Wagen geräumt und ins Haus gebracht. Sie stand in der Küche und übersah ihre Vorräte. Viel konnte sie nicht mehr kaufen, sie mußte nun mit dem Geld vorsichtig umgehen. Alain hatte ihr Geld dagelassen für das Flugticket, aber sie mußte auch noch einiges für die Reise einkaufen.
    »Du brauchst nichts«, hatte er gesagt. »Ich habe dir gesagt, ich arbeite in London in einer Druckerei, ich verdiene ganz gut. Wir können einkaufen, was du brauchst. Die erste Zeit werde ich dich in einem kleinen Hotel unterbringen, ich weiß schon, wo, es gehört einem Algerienfranzosen, und ich verstehe mich sehr gut mit ihm. Alles andere werden wir besprechen, wenn du da bist.«
    »Vor allen Dingen mußt du gut wieder nach England kommen«, hatte sie gesagt.
    »Das ist es.«
    Frankreich wollte er diesmal vermeiden, auch nicht die Grenze nach Deutschland überschreiten, weil möglicherweise dort noch eine Fahndung nach ihm lief. Sein Plan war gewesen, mit dem Motorrad nach Italien zu fahren, es dort zu verkaufen, und ab Milano mit dem Zug in die Schweiz weiterzureisen und von Zürich aus nach London zu fliegen. Möglicherweise auch direkt von Milano aus. Das mußte sich vor Ort ergeben.
    Wenn alles gutgegangen ist, dachte Dido, konnte er jetzt schon in London sein.
    Sie hatten ausgemacht, daß sie genau eine Woche nach seiner Abreise in London in eben jenem Hotel, in dem sie wohnen sollte, anrufen würde. Die Nummer trug sie immer bei sich. Bekam sie

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