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Die Jungfrau von Zesh

Titel: Die Jungfrau von Zesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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intelligente Mensch weiß, dass es nur eine überlegene Rasse gibt, und das ist die große und glorreiche keltische Rasse.«
    »Die keine Rasse ist, sondern eine Sprachfamilie«, warf Bahr ungerührt ein, aber Kirwan, einmal in Begeisterung geraten, fuhr fort:
    »Der ganze. Rest der Menschheit ist nichts weiter als ein Haufen rasierter Affen – jedenfalls der größte Teil. Wo immer du Zeichen von Genius entdeckst, ob es die ägyptischen Pyramiden sind, das römische Recht oder die amerikanischen Wolkenkratzer, kannst du sicher sein, dass ein Schuss echten keltischen Blutes mit im Spiel war.«
    Bahr stieß einen Seufzer aus. »Mit einem Iren zu streiten, ist schon schwierig, noch schwieriger ist es, mit einem Poeten zu streiten, aber mit einem irischen Poeten zu streiten, ist unmöglich. Nun, wie auch immer, auf Krishna haben wir es jedenfalls mit verschiedenen Gattungen zu tun, nicht bloß mit rassischen Varianten einer einzigen Gattung wie auf der Erde. Deshalb sind jegliche Mutmaßungen und Spekulationen übereilt und unwissenschaftlich.«
     
    An der Mündung des Pichide-Flusses, am Südufer des Meeresarms, liegt die Freie Stadt Majbur, eine pulsierende Handelsmetropole, die berühmt ist für die Höhe ihrer Gebäude, die Gerissenheit ihrer Kaufleute und die Undurchdringlichkeit ihres Straßenverkehrs. Der Fluss-Straße von Novorecife stromabwärts folgend, ratterte der Landauer mit Althea Merrick, Brian Kirwan und Gottfried Bahr in das Fischerdorf Qadr ein, das am Nordufer des Meeresarms liegt, Majbur gegenüber. Es war der fünfte Tag, nachdem sie vom Außenposten der Viagens aufgebrochen waren.
    Als sie sich dem Dorf näherten, lief die Straße mit der Bahnlinie von Hershid zusammen, der Hauptstadt von Gozashtand. Wenig später passierte die Kutsche den Bahnhof, wo gerade ein Mahout, der auf dem Hals eines Bishtar ritt, einen Zug zusammenstellte. Der Bishtar, der aussah wie ein riesiger sechsbeiniger Tapir mit einem Doppelrüssel, rangierte die kleinen vierrädrigen Waggons mit einer Leichtigkeit hin und her, als wären es Spielzeugwagen, wobei er sie, je nach den Kommandos seines Reiters, entweder mit den Rüsseln zog oder mit seiner wuchtigen Stirn vorwärtsstieß.
    Hinter dem Bahnhof säumten zwei lange Reihen verfallener Schuppen und Lagerhallen die Straße. Ein durchdringender Fischgeruch hing in der Luft. Kleine zahme Eshuna kamen heraus auf die Straße gerannt und jaulten hinter der Kutsche her. Krishnanische Hausfrauen saßen vor oder in den Hauseingängen, manche mit glasbedeckten Brutkästen neben sich, in denen ihre unausgebrüteten Eier lagen. Schwärme krishnanischer Kinder, nackt bis auf eine dicke Schicht aus Schmutz, spielten quietschend und kreischend Fangen oder Verstecken.
    Der Fischgeruch wurde noch penetranter, als die Kutsche mit quietschenden Bremsen die steile Straße zum Ufer hinunterratterte. Dort unten wimmelte es von Krishnanern, die dasaßen und Netze flickten, angelten, billige Zigarren rauchten und sich Geschichten erzählten. Eshuna wühlten in stinkenden Bergen von Strandgut herum und zankten sich um den Kopf irgendeines undefinierbaren Wesens aus den Tiefen des krishnanischen Ozeans.
    Der Kutscher hielt vor der Anlegestelle der Fähre und zog die Bremse an. Er holte aus den Tiefen seines Mantels eine Salaf-Wurzel, biss ein Stück ab und kaute schweigend.
    Althea und ihre Begleiter kletterten aus der Kutsche, deren Federn durch das Schaukeln leise quietschten. In den fünf Tagen zügiger Kutschfahrt über die Landstraßen Krishnas hatte sie gelernt, jede sich bietende Gelegenheit zu nutzen, wo sie sich die Beine vertreten und die Glieder strecken konnte. Die drei schlenderten ans Ende der Mole, wo bereits einige Krishnaner herumstanden oder, auf Ballen oder Warenstapeln hockend, auf das Eintreffen der Fähre warteten. Sie musterten die Terraner flüchtig und wandten sich dann wieder ihren eigenen Angelegenheiten zu.
    Althea schaute über die breite Flussmündung hinüber auf Majbur, dessen fünf- und sechsstöckige Häuser sich als dichtgedrängte Masse gegen den niedrigen Horizont abhoben. Zu ihrer Rechten glitzerte der träge dahinfließende Pichide im weichen spätnachmittäglichen Licht Roqirs. Zur Linken vereinigte sich der Fluss mit den smaragdgrünen Fluten der Sabadao-See. Hier und da leuchtete gleißend ein Segel am Horizont auf.
    »Da kommt die Fähre«, sagte Kirwan.
    Eine große rechteckige stumpfnasige Barke näherte sich schwerfällig über die Flussmündung,

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