Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Jungfrau von Zesh

Titel: Die Jungfrau von Zesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
Unkompliziertheit gewesen, verglichen mit den Missgeschicken, die ihr seit ihrer Ankunft auf Krishna widerfahren waren. Jeder Schritt schien sie tiefer in den Morast zu führen. Kirwan fuhr fort: »Jedenfalls hat unser Professor uns eine Gratisüberfahrt verschafft. Wie hast du das hingekriegt, Gottfried?«
    »Ich kenne die psychische Struktur dieser Art von Leuten. Auf der einen Seite sind sie zwar noch grausamer und kriegerischer als die Terraner, andererseits sind sie aber auch sehr romantisch und sentimental. Der Kapitän konnte sich meinem Appell an sein Mitgefühl für ausgerissene Verliebte ganz einfach nicht widersetzen.«
    »Schade, dass Sie mit Gorchakow nicht auch was in der Art gemacht haben«, meinte Althea.
    »Ein ganz anderer Typ«, erklärte Bahr. »Ein somatonischer Dynamophiler, leicht schizoid und mit paranoiden Tendenzen, und das zusätzlich zu seinem offenkundigen Sadismus. Sehr, sehr schwer zu beeinflussen.«
    Althea stand am Deckrand und hielt sich an einem Maststag fest. Mit viel Geschrei und wichtigtuerischem Gehabe schwärmte die Besatzung um die Takelung herum und drehte die beiden gelben Dreieckssegel um. Althea fiel auf, dass einer der Matrosen ein geschwänzter Krishnaner war. Er war nackt bis auf einen schmutzstarrenden Lendenschurz, sein Körper war stark behaart, jedoch nicht dicht genug, als dass man von einem Pelz hätte sprechen können. Er war kürzer und stämmiger als seine schwanzlosen Genossen.
    Sein Gesicht erinnerte Althea auf subhumane Weise an den Footballcrack aus Yale, in den verliebt zu sein sie seinerzeit geglaubt hatte, bevor ihre Brüder der Romanze ein jähes Ende gemacht hatten. Auch schien ihr, dass der geschwänzte alles andere als ein perfekter Matrose war, denn der Fährmann schnauzte und brüllte ihn öfter an als alle anderen zusammen.
    »Komm runter, Jinych, und möge Dupulan dir die Haut vom Leibe reißen! Ich sagte, Vorliekbraß klarmachen, aber nicht setzen! Nein, Dummkopf, nicht die Leine; die andere! Pass auf! Du klemmst dir noch deinen verfluchten Schwanz in der Rolle ein! Oh, ihr Götter, was habe ich verbrochen, dass ihr mich mit so einem Tollpatsch strafen müsst?« Und einen Wimpernschlag später: »Jinych, was im Namen Dashmoks machst du denn da schon wieder? Was auch immer es ist, hör sofort damit auf!«
    Die Fähre kam in Fahrt. Der unglückliche Jinych stemmte sich inzwischen furios in die Riemen. Althea konnte sich nur sehr schwer vorstellen, wie ein Wesen dieses Typs einen Intellekt von newtonianischer Gewalt entwickeln sollte. Doch dann musste sie daran denken, dass ihre Brüder den Footballcrack damals auch für debil gehalten hatten. Später war er dann Präsident der Vereinigten Lobbyisten geworden und hatte es zu mehr Geld gebracht als alle Merricks zusammengenommen.

 
4
     
    M ajbur erhob sich hinter einer Art Zaun, der sich, als sie näher kamen, in die Masten und Sparren der im Hafen liegenden Schiffe auflöste. Da gab es Kriegsgaleeren mit vergoldeten Galionsfiguren, hochbordige Rahschiffe aus der stürmischen Va’andao-See und Handelsschiffe aus den Häfen der Sabadao- und Banjao-See mit ihren typischen Lateinersegeln; außerdem eine Unzahl kleinerer heimischer Boote: Fischkutter, Flußbarken, Holzflöße, Vergnügungsjachten.
    Die Ruderer holten ächzend ihre Riemen ein, als die Fähre an ihren Steg glitt. Die gelben Segel flatterten und klatschten in der launenhaften Brise. Ein paar Seemänner kletterten an den schrägen Rahen hinauf und beschlugen sie. Das Geknatter hörte auf. Die Passagiere strömten von Bord. Ein paar von der Besatzung schoben die Kutsche vom Schiff. Althea und ihre beiden Begleiter stiegen ein, und die Kutsche rollte in die Stadt ein.
    Der Kutscher bahnte sich mühsam einen Weg durch den dichten Verkehr, der die engen Straßen verstopfte. Die Häuser waren vom ersten Stockwerk an vorsprungartig über die Gehsteige gebaut. Gestützt wurden diese Vorsprünge von langen Reihen steinerner Strebbögen und Pfeiler, allesamt mit kunstvollen Reliefarbeiten verziert.
    »Verdammt!« sagte Kirwan, wie gewohnt schnell mit Klagen dabei. »Wenn ich wüsste, wo dieser Gauner Gorbovast wohnt, würde ich zu Fuß hingehen.«
    Als sie schließlich vor Gorbovasts Büro aus der Kutsche stiegen und den Kutscher entlohnten, mussten sie noch einmal eine halbe Stunde warten, bis sie endlich hineingebeten wurden.
    Gorbovast bad-Sar war ein ältlicher Gozashtandu, dessen Gesicht mit winzigen Runzeln bedeckt und dessen Haar zu einem

Weitere Kostenlose Bücher