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Die Jungfrau von Zesh

Titel: Die Jungfrau von Zesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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blassen Jadeton verblichen war. Seit Jahrzehnten saß er nun schon in seiner Eigenschaft als Regierungsbevollmächtigter des Königreiches Gozashtand hinter diesem Schreibtisch, erst unter König Eqrar und nun unter dessen Nachfolger, König Kudair. Darüber hinaus erfüllte er noch eine Reihe anderer Funktionen, von denen einige seinem königlichen Herrn bekannt waren, einige hingegen nicht. Er hatte seine Finger in nicht wenigen der zahlreichen Geschäftsunternehmungen Majburs. Er half Nichtkrishnanern, die in Schwierigkeiten geraten waren. Er belieferte die Sicherheitsabteilung der Viagens mit Informationen. Es war immer wieder mal die Rede davon gewesen, ein reguläres terranisches Konsulat in Majbur einzurichten, wie sie es auch in anderen krishnanischen Städten gab, aber es war letztlich nie etwas daraus geworden, weil es irgendwie selbstverständlich war, dass Gorbovast › schon alles im Griff hat‹.
    Gorbovast schaute nach einer Weile von seinen Papieren auf, die er wie immer kunstvoll über den Tisch drapiert hatte, um den Eindruck von gehetzter Vielbeschäftigung zu erwecken, und sagte in einem - abgesehen von seinem harten Akzent – recht passablen Englisch: »Guten Tag, Madame Gorchakowa, guten Tag, Doktor Bahr und Mister Kirwan. Ich hoffe, Sie sind alle bei guter Gesundheit.«
    Althea schnappte nach Luft. Bahr sagte: »Entschuldigen Sie, mein Freund, aber woher kennen Sie diese Dame?«
    Gorbovast lächelte. »Es gehört zu meinem Beruf, immer informiert zu sein, Sir. Sie sind eher gekommen, als ich erwartet habe. Ich gehe wohl richtig in der Annahme, dass Sie immer noch die Absicht haben, übermorgen an Bord der Ta’zu in See zu stechen?«
    »Wenn Sie soviel wissen, mein Herr«, sagte Kirwan, »dann können Sie uns vielleicht auch sagen, ob jemand uns verfolgt.«
    Gorbovast machte eine abschlägige Handbewegung. »Es tut mir leid, Mister Kirwan! Aber meine Informationen erstrecken sich nicht auf diesen Punkt. Ich weiß nicht, ob Mister Gorchakow seiner entflohenen Braut bereits auf der Spur ist.«
    Althea schauderte zusammen. »Dann nehmen wir wohl besser ein früheres Schiff … Sie verstehen«, meinte Kirwan.
    Gorbovast musterte den Poeten einen Moment unschlüssig, suchte dann jedoch aus seinem Wust von Papieren ein bestimmtes heraus und studierte es.
    »Hm«, sagte er. »Kapitän Memzadá läuft heute Abend mit seiner Labághti nach Darya aus, über Reshr, Jerud und Ulvanagh … mit einer Fracht aus … hmmm … nun, die Fracht tut nichts zur Sache. Er könnte Sie auf Zesh absetzen; es liegt auf seiner Route. Aber er wird innerhalb der nächsten Stunde auslaufen, um die Flut und den ablandigen Wind auszunutzen. Ein kleines Schiff, die Labághti, nicht so komfortabel wie die Ta’zu, aber wenn wir uns beeilen, könnten wir es vielleicht noch arrangieren.«
    Die drei Terraner tauschten einen raschen Blick. Althea sagte: »Ich will euch ja keine Unannehmlichkeiten machen, Jungs, wo ihr doch sowieso schon soviel für mich getan habt, aber wenn es auch nur die winzigste Chance gibt, diesem schrecklichen Mann zu entgehen …«
    »Wir fahren heute Abend«, sagte Kirwan bestimmt. »Okay, Gottfried?«
    »Nun äh gut.«
    »Ich werde Sie zum Schiff begleiten«, sagte Gorbovast.
     
    Der Hafen von Reshr, der ersten Station der Labághti nach der Abfahrt von Majbur, versank hinter dem Horizont. Althea Merrick saß vorn am Bug auf dem Deck, die langen Beine an den Körper gezogen, den Rücken gegen die Reling gelehnt. Vor ihr dehnte sich dunkel die smaragdfarbene Sabadao-See gegen den Abendhimmel. Hinter ihr verdeckte das riesige rotgolden gestreifte Lateinersegel den größten Teil des fiebrig-roten Sonnenuntergangs. Der stark vorwärts geneigte Mast schien fast über ihrem Kopf zu hängen. Unter der Unterkante des Segels konnte Althea einen Ausschnitt der Heckpartie des Schiffs mit dem kleineren Besanmast und dem Segel sehen. Kapitän Memzadá hielt düster schweigend die Ruderpinne auf der kleinen Achterhütte umklammert. Der Kapitän und seine Besatzung waren allesamt Daryava; sie sprachen einen Dialekt des Gozashtando, den Althea trotz ihrer eifrigen und gewissenhaften Bemühungen um das Erlernen dieser Sprache nur äußerst bruchstückhaft verstehen konnte.
    Sobald sie Majbur hinter sich gelassen hatten, waren die Daryava wieder zu ihrer gewohnten Kleidung zurückgekehrt, welche einzig aus einer dick aufgetragenen Fettschicht bestand. Schon eine halbe Stunde später hatte Althea, die anfangs arg

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