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Die Jungfrau von Zesh

Titel: Die Jungfrau von Zesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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aufbringen und damit sozusagen unser eigenes Todesurteil unterschreiben – vorausgesetzt, die abenteuerliche Invasion, von der Sie da erzählen, findet tatsächlich statt. Und zweitens, was noch wichtiger ist: Krieg zu führen, verstößt gegen unsere Prinzipien. Der Naturmensch lebte in Frieden und Freundschaft, ehe die Übel der Zivilisation ihn verdarben.«
    »Sollte man denn nicht wenigstens die Záva warnen?«
    »Nein. Wir werden in dem Konflikt strikte Neutralität wahren, so dass uns niemand Parteinahme vorwerfen kann.«
    Althea schwieg. Kurokis Behauptung, der Urmensch sei friedfertig gewesen, stimmte weder mit den Lehren des Ökumenischen Monotheismus überein noch mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Vorgeschichte der Menschheit, über die auch sie in ihrer Schulzeit gewisse Kenntnisse vermittelt bekommen hatte. Aber sie hielt es für unklug, sich jetzt ausgerechnet mit dem Mann zu streiten, der die Lebensmittelversorgung kontrollierte.
    Die Prozession wand sich über einen kurvigen Steilpfad vom Strand hinauf zum Plateau. Der Pfad verlief noch etwa einen halben Kilometer auf gleicher Höhe mit dem Plateau durch den Wald und mündete dann auf einer großen gerodeten Lichtung. Inmitten der Lichtung sah Althea eine Baumgruppe, die beim Roden ausgespart worden war. Zwischen den Stämmen dieser Bäume erhoben sich zahlreiche Hütten.
    Hier und da konnte man Leute sehen. Sie waren nackt, wie Kirwan gesagt hatte, aber sie tanzten nicht.
    Im Gegenteil, sie waren allesamt mit Harken, Rechen, Spaten oder sonstigen Gartengeräten bewaffnet und eifrig damit beschäftigt, den Boden Zeshs zu bearbeiten. Als Althea näher kam, sah sie, dass alle dunkelbraune Haut hatten, sei es von Geburt oder durch den ständigen Aufenthalt im Freien. Sie blickten kurz auf, als die Prozession unter dem Gedudel des Flötisten einmarschierte, wandten sich jedoch gleich darauf mit verstohlener Hast wieder ihrer Arbeit zu.
    Eine der Hütten war größer als die übrigen. Als sie an ihr vorbeimarschierten, sah Althea durch die geöffnete, Tür die Rücken mehrerer Kinder. Offenbar handelte es sich um das Schul- und Versammlungsgebäude.
    »Dort!« sagte Diogo Kuroki und zeigte auf eine Hütte. »Die ist leer. Ihr Neulinge könnt einstweilen dort einziehen.«
    Althea schaute Kuroki erschrocken an. Wenn sie zusammen mit den beiden Männern in die Hütte einzog, dann war das bisschen Ruf, das sie bei den Missionaren der Ökumenischen Monotheisten noch hatte, vollends zerstört. »Könnten Sie mich nicht mit einer der Frauen zusammenlegen?« fragte sie den Sektenführer zaghaft.
    »Warum?«
    »Ich bin nicht verheiratet mit einem dieser beiden Herren.«
    »Verheiratet? Wir scheren uns nicht um solche künstlichen Formalitäten, Senhorita. Das ist das beste, was wir Ihnen anbieten können. Sollten Sie es jedoch vorziehen, auf einem Baum zu schlafen, dann können Sie das gern tun. Sobald wir mehr Häuser fertig haben und Senhor Orpheus sich bis dahin eine Partnerin ausgesucht hat, wird er ohnehin in eine andere Hütte ziehen. Dann können Sie und Senhor Bahr ja entscheiden, was Sie tun wollen. Ich muss Ihnen jedoch unmissverständlich klarmachen, dass wir es hier nicht sehr gern sehen, wenn jemand als Junggeselle lebt und …«
    Kurokis Vortrag wurde von einem Schrei unterbrochen. Zwei Sektenmitglieder kamen um die Ecke einer der Hütten gerannt. Der zweite schwang drohend eine Hacke.
    Kuroki brüllte: »Halt!« Doch die zwei nahmen keine Notiz von ihm und hasteten vorbei – der erste schreiend, der zweite munter mit seiner Gerätschaft nach dem Kopf des ersten zielend. Als das Paar wieder hinter der nächsten Hütte verschwunden war, fragte Kuroki ein paar der Umstehenden: »Worum zanken sie sich denn diesmal wieder?«
    »Um die Gunst von Senhora Psyche«, erklärte eines der Mädchen.
    »Ich dachte, Psyche wäre mit Aristoteles zusammen«, sagte Kuroki erstaunt.
    »Ist sie auch, aber die beiden versuchen ständig, sie ihm auszuspannen.«
    »Ich werde sie beide mit einer Woche Freizeitentzug bestrafen. Sich derart zivilisiert zu benehmen! Am Ende zerbricht der Kerl mir noch die Hacke! So, nun zu euch, Neuankömmlinge. Ihr habt eine Viertelstunde Zeit zum Einziehen. Danach meldet ihr euch hier bei Senhor Diomedes zur Arbeit. Und dass ihr mir die Lagerordnung beachtet: keine Drückebergerei, keine Faulenzerei und vor allem keinen unerlaubten Kontakt zu Záva oder anderen Fremden, die nicht zum Lager gehören. Das wär’s.«
    Die

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