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Die Jungfrau von Zesh

Titel: Die Jungfrau von Zesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Zá zu landen und in die dunklen Wälder zu gehen, in denen es von geschwänzten Kannibalen wimmelte.
    Eine krishnanische Stimme murmelte in reumütig klingendem Tonfall etwas hinter ihr. Althea drehte sich um und sah hinter sich den Seemann, der kielgeholt worden war. Der Bursche stand da mit ängstlich verschränkten Händen und hängendem Kopf, mit einer Miene, als wollte er ihr jeden Moment gestehen, dass er seine Mutter verspeist habe. Schließlich hielt er ihr zögernd ein zusammengefaltenes Blatt aus krishnanischem Papier hin. Gleichzeitig sprach er, so langsam, dass Althea fast jedes Wort verstehen konnte.
    »Das ist für Euch, Herrin. Ich bitte Euch, nehmt es, aber lest es erst, wenn Ihr auf jener Insel dort gelandet seid.«
    Althea nahm den Brief zögernd; sie wusste nicht so recht, wie sie sich in der Situation verhalten sollte. Sie vermutete, dass es sich um eine Art schriftlicher Entschuldigung handelte, vielleicht sogar um einen Liebesbrief. Mit einem verlegenen Murmeln drehte der Seemann sich um und rannte zurück zu seiner Arbeit.
    »Lies es!« sagte Kirwan.
    »Nein. Er hat mich ausdrücklich gebeten, es erst auf der Insel zu lesen«, erwiderte Althea und steckte den Brief ein.
    Kapitän Memzadás barsche Kommandos hallten über das Deck. Das Schiff änderte den Kurs, die Segel flogen klatschend herum. Die Klippen kamen näher. Althea konnte jetzt einen langen Streifen Strand auf der Südseite der Insel ausmachen. Das Wasser davor schien sehr flach.
    Ein Glitzern auf der Spitze des bewaldeten Hochplateaus erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie kniff die Augen zusammen und spähte hinauf. Sie meinte, ein Gebäude mit einer Kuppel oder einem Turm aus einem glänzenden Material zu erkennen, aber das Haus war fast vollkommen von Bäumen verdeckt. Das Glitzern verschwand wieder.
    Die Labághti drehte bei. Das kleine Beiboot wurde zu Wasser gelassen. Da es zu klein war, um alle drei Terraner mit ihrem Gepäck auf einmal aufzunehmen, erklärte Bahr: »Der Kapitän meint, wir drei sollten zuerst an Land gehen; das Gepäck will er auf einer zweiten Tour nachkommen lassen.«
    »Das könnte ihm so passen!« sagte Kirwan. »Was sollte ihn davon abhalten, mit unserem Gepäck abzuhauen, wenn wir erst drüben an Land sind? Sag ihm, er soll erst einen oder zwei von uns mit einem Teil des Gepäcks rüberbringen und den Rest mit einer zweiten Tour.«
    »Auf diesen Gedanken bin ich überhaupt noch nicht gekommen«, erwiderte Bahr verdutzt und gab die entsprechende Anweisung. Der Kapitän grunzte zwar säuerlich, widersprach aber nicht.
    Bahr und Althea fuhren als erste an Land. Die beiden Ruderer manövrierten die kleine Nuss-Schale an mehreren bedrohlich aussehenden Klippen vorbei. Die Sturzwellen, die mit jedem Ruderschlag, den sie sich dem schräg abfallenden Strand näherten, höher und heftiger wurden, warfen das Boot beängstigend hin und her. Althea, die neben Bahr saß, krallte sich entsetzt am Strombord fest, als ein Beinahe-Brecher sie hoch in die Luft warf. Als die nächste Welle drohend hinter ihnen hochstieg, tauchten die Ruderer ein und legten sich mit aller Kraft in die Riemen, so dass das Boot in der Manier eines Surfbretts auf der Vorderseite der Welle auf den Strand zuschoss. Die Welle brach sich donnernd über und neben ihnen, aber wie durch ein Wunder schlug das Boot nicht voll Wasser. Knirschend bohrte sich der Bug in den Sand.
    Althea kletterte mit zitternden Knien über den Bug in den nassen Sand. Die Ruderer warfen ihnen ihr Gepäck zu, stießen sich ab, kämpften sich durch einen Brecher und ruderten mit kräftigen Zügen zum Schiff zurück.
    Althea schaute sich um. Es gab nichts zu sehen als den Strand, die Brandung, hinter der die Labághti schaukelnd gegen den Himmel aufragte, und hinter dem Strand den vielfarbigen Wald, der sich steil gegen das Plateau erhob.
    Sie schob die Hand in die Tasche ihrer zerknitterten Khakihose und fühlte den Brief, den der Seemann ihr aufgedrängt hatte. Sie zog ihn heraus und faltete ihn auf.
    Das Blatt war mit krishnanischen Schriftzeichen bedeckt. Die Schrift wirkte ziemlich holprig, so als wäre der Schreiber kaum des Schreibens mächtig. Sowohl der Dialekt als auch das Alphabet unterschieden sich stark vom Standard-Gozashtando. Nachdem Althea mühsam ein paar Wörter aus dem Gekritzel entziffert hatte, gab sie es auf und reichte den Brief Bahr mit den Worten: »Könnten Sie mal versuchen, das zu entziffern?«
    Bahr hatte die Rückfahrt des Bootes zum Schiff

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