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Die Jungfrau von Zesh

Titel: Die Jungfrau von Zesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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bin ich hier – he!« Diomedes sprang auf, wie von der Tarantel gestochen, so dass sein Spitzbauch auf- und abhüpfte. »Niemals so mit der Hacke auf einen Stein klopfen! Sie zerbricht Ihnen sonst, und die Dinger sind sehr schwer zu ersetzen. Sie müssen den Stein aufheben und an den Rand des Feldes tragen.«
    »Wo kriegen Sie Ihre Werkzeuge her?«
    »Von den Záva. Wir bezahlen dafür mit Falatwein. Sie sind dabei, eine gut organisierte Industrie auf ihrer Insel zu errichten. He, passen Sie doch auf! Sie haben ein Unkraut übersehen!«
    »Entschuldigung. Hat Zeus denn nicht gesagt, Sie wären hier völlig autark?«
    Halevi zuckte die Achseln. »Wir tun, was wir können, aber wir haben hier weder Erzvorkommen noch einen Schmied.«
    »Gefällt es Ihnen denn hier besser als in der Bank?«
    »Überhaupt kein Vergleich! Hier kann man endlich leben, natürlich, frei und … das heißt«, – er senkte die Stimme –, »wirklich frei wäre es erst, wenn Zeus nicht so ein verfluchter Autokrat wäre. Eines Tages«, fuhr er mit einem geheimnisvoll drohenden Unterton fort, »eines Tages wird es hier Veränderungen geben. So, haben Sie noch weitere Fragen?«
    »N-nein, ich glaube, ich weiß jetzt, was ich tun muss.«
    »Ohne Ihre albernen Kleider könnten Sie sicherlich viel bequemer arbeiten.«
    »Bestimmt, aber als Missionarin darf ich Ihrem Vorschlag nicht Folge leisten.«
    »Aha, das ist es also! Ich bin selbst Neobuddhist. Rufen Sie mich, wenn Sie mich brauchen.«
    Diomedes-Halevi schlenderte davon. Gleich darauf hörte Althea seine durchdringende Stimme tadelnd von einem anderen Teil des Hofes herüberschallen. Sie konzentrierte sich auf ihr Unkraut.
     
    Es kam ihr vor, als wollte sich der lange krishnanische Tag niemals neigen. Einmal tauchte Diomedes neben ihr auf, um zu sehen, wie sie vorankam, grunzte beifällig und watschelte wieder davon.
    Als Roqirs Scheibe endlich den Horizont berührte, läutete aus dem Dorf eine Glocke. Die Arbeiter strömten zu den Hütten zurück. Als Althea in ihre Hütte kam, wuschen Bahr und Kirwan sich gerade das Gesicht. Kirwan, der inzwischen das Himation der Sekte trug, jammerte lautstark auf seinen Gefährten ein.
    »Beim heiligen Peter und Paul, ich habe ihnen alles über mich erzählt, und was hat es genützt? Einen Dreck! ›Du musst für deinen Lebensunterhalt arbeiten, mein Sohn‹, erzählt mir der Boss, und der große Brian Kirwan, ein Abkömmling der edlen Könige von Tara, muss sich doch tatsächlich den ganzen Nachmittag abschwitzen und placken wie ein Kuli! Guck dir bloß mal die Blasen an, die ich mir geholt habe!«
    »Guck dir erst mal meine an!« entgegnete Bahr gereizt. »Den ganzen Tag lang habe ich mich mit einer Säge und einem Hobel abgemüht. Seit vierzig Jahren habe ich solche Geräte nicht mehr in der Hand gehabt.«
    Althea mischte sich ein. »Ich will mich ja nicht beklagen, aber wenn hier jeder meint, er müsse mit seinen Blasen prahlen – hier sind meine.«
    »Ah, eine Schande so was!« ereiferte sich Kirwan. »Und das bei einer so zart gebauten jungen Dame! Aber wartet, ich habe ein gutes Heilmittel dagegen. Da drüben in der Tasche sind zwei Flaschen besten irischen Whiskys, die ich mir für eine Gelegenheit wie diese aufgehoben habe. Ich habe sie von der Erde rübergeschmuggelt. Wenn man die Frachtrate und den Zoll mitrechnet, die ich eigentlich hätte bezahlen müssen, dann trinkt ihr jetzt sozusagen flüssiges Gold.«
    Er begann in der Tasche zu kramen. Nachdem er sie mehrmals gründlich bis zum Boden durchsucht hatte, sprang er mit zornesrotem Gesicht auf, ballte die Fäuste, fluchte wie ein Berserker und stampfte wie ein bockiges Kind mit dem Fuß auf den Lehmboden. Sein Gebrüll lockte Diogo Kuroki in den Türrahmen.
    »Stimmt etwas nicht, Senhores?«
    »Ob etwas nicht stimmt, will er wissen! Hör sich das einer an! Was ist aus den zwei Flaschen Schnaps geworden, die ich in meinem Gepäck hatte, du schlitzäugiger Heide?«
    »Nun, wir haben sie herausgenommen und sie in unsere Apotheke zu den anderen Arzneimitteln gestellt.«
    »Was?« schrie Kirwan.
    »Ganz recht, mein Sohn. Das Trinken von Branntwein und anderen destillierten Getränken zum Vergnügen ist hier bei uns strikt verboten. Das Destillieren ist ein Prozess der mechanisierten, industrialisierten Welt, die wir ablehnen. Das einzige, was wir zum gemütlichen Beisammensein trinken, ist Falatwein, den wir selbst anbauen und gären lassen – und auch das nur an Zehn-Tagen.«
    Kirwan ließ

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