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Die Jungfrau von Zesh

Titel: Die Jungfrau von Zesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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sich auf die Kante seines Betts sacken, vergrub das Gesicht in den Händen und brach hemmungslos in Tränen aus. Kuroki-Zeus schaute ihn einen Augenblick teilnahmslos an und sagte dann: »In ein paar Minuten gibt es Abendbrot im Ess-Saal: Die Glocke läutet, wenn es soweit ist.« Er verschwand wieder.

 
7
     
    D er dritte Tag nach Altheas Ankunft im Elysium war zufällig ein Zehn-Tag, der letzte Tag der krishnanischen ›Woche‹ und traditioneller Ruhetag. Diogo Kuroki hatte diese Tradition auch für seine Kolonie übernommen. Beim Frühstück sagte Althea: »Ein Glück. Jetzt kann ich endlich mal meine Blasen auskurieren.«
    Kirwan grunzte beifällig. »Wie ich hörte, stehen für die Jüngeren Spiele und Tänze und so was auf dem Programm, aber mir persönlich ist mehr nach Ausruhen und Entspannen zumute. Wird Zeit, dass sich mein Genius mal wieder in Ruhe entfaltet.«
    »Ich fürchte, liebe Freunde, wenn ihr euch auf einen Tag eitlen Müßiggangs eingestellt habt, dann droht euch eine unangenehme Überraschung«, sagte Bahr mit sorgenumwölkter Miene.
    »Hä?« machte Kirwan aufgeschreckt.
    »Wenn ich recht verstanden habe, dann ist Vergnügen hier ebenfalls Pflicht. Senhor Zeus hat mit einem wachsamen Auge für das Wohl seiner Schäfchen ein gesundes Spiel- und Sportprogramm arrangiert, damit bloß keines durch ein Übermaß an Muße in Versuchung geführt wird.«
    »Er kann doch nicht einfach … den Teufel werde ich tun!« Kirwan setzte zu einer Schimpfkanonade an, aber das Läuten einer Glocke unterbrach ihn. Diogo Kuroki, der aussah wie eine orientalische Götterfigur aus Bronze, erhob sich am Kopf des Haupttisches und verkündete: »In einer Stunde sammeln sich alle am Spiel- und Sportplatz. Die Tafel ist hiermit aufgehoben.«
    »Wollen doch mal sehen, ob sie mich in einer Stunde finden!« schnaubte Kirwan. »So klein ist die Insel nun auch wieder nicht …«
    Indes, als die Stunde um war, fand Kirwan sich brav zusammen mit den anderen an der vereinbarten Stelle ein. Althea setzte sich hinter die Seitenlinie auf einen Flecken Gras. Kirwan nahm links von ihr Platz, Bahr rechts, und gemeinsam verfolgten sie interessiert, wie Scharen nackter Rousselianer um die Wette liefen, rangen, tanzten, Steine stießen und sich anderweitig verausgabten. Althea fand das Ganze recht amüsant, obwohl sie rasch das Gefühl bekam, dass sie sich durch die ständige Wiederholung und den Pflichtcharakter schnell langweilen würde.
    Nach dem Frühstück war Kirwan ein wenig in der Gegend herumspaziert, zum Dichten, wie er sagte. Kaum hatten Althea und Bahr sich jedoch am Sportplatz eingefunden, war er sofort wieder aufgetaucht und hatte sich neben Althea gesetzt. Zuerst hatte Althea geglaubt, er hätte es sich anders überlegt und seinen Entschluss revidiert, sich den Anordnungen des Sektenführers zu widersetzen. Doch irgend etwas in seinem Verhalten deutete auf ein anderes Motiv hin.
    Jetzt, da sie genau darüber nachdachte, fiel ihr im nachhinein auf, dass sowohl Kirwan als auch Bahr schon während der ganzen letzten Tage immer um sie herumgestrichen waren, besonders dann, wenn der jeweils andere in ihrer Nähe gewesen war. Wenn sie in dieser Hinsicht aufmerksamer gewesen wäre, hätte sie diesen Trend schon früher bemerken können.
    Althea begann sich Gedanken darüber zu machen, wozu die wachsende Rivalität zwischen den beiden führen könnte. Der Gedanke, dass beide sich gleichzeitig in sie verliebten, war ihr bis jetzt überhaupt noch nicht gekommen. Die Vorstellung war zwar einerseits recht schmeichelhaft, aber andererseits war nicht auszuschließen, dass eine solche Konstellation unangenehme Komplikationen mit sich bringen konnte, beispielsweise, dass die beiden auf die Idee kamen, sich um ihre Gunst zu prügeln. Althea hatte noch nie erlebt, dass zwei Bewerber sich um sie schlugen. Die Vorstellung erregte und erschreckte sie gleichzeitig. Wie um Himmels willen sollte sie sich bloß verhalten, wenn eine solche Situation eintrat?
    »Sieh sich einer diese Faulpelze an!« brüllte plötzlich Diomedes-Halevi. »Hopphopp! Auf die Beine mit euch! Hier machen alle mit! Faul im Gras liegen und zuschauen gibt’s hier auf Zesh nicht!«
    »Los, verzieh dich!« knurrte Kirwan zurück. »Ich liege hier ausgesprochen gemütlich, und ich denke überhaupt nicht daran, für irgendeinen reformierten Bankangestellten auf Krishna meinen Hintern zu bewegen!«
    »Möchten Sie lieber der Bulle im Ring sein?« fragte Halevi mit Unheil

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