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Die Jungfrau von Zesh

Titel: Die Jungfrau von Zesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Prozession löste sich auf, die Teilnehmer trollten sich an ihre jeweilige Arbeit. Althea betrat, gefolgt von Kirwan und Bahr, die ihnen zugewiesene Hütte. Das Innere bestand aus einem einzigen Raum mit festgestampftem Lehmboden und vier roh gezimmerten Betten. Kirwan setzte sein Gepäck ab und brummte mürrisch: »Der triumphale Empfang war ja nicht gerade von langer Dauer.«
    »Ich habe das Gefühl«, sagte Bahr, »dass du hier gezwungen werden wirst, härter und länger zu arbeiten als je zuvor in deinem Leben.«
    »Ach was, nur keine Panik! Das liegt bloß daran, dass die mein Genie noch nicht erkannt haben. Warts ab.«
    Eine Viertelstunde später fanden sich die drei wieder auf dem zentralen Platz ein. Gleich darauf erschien Senhor Diomedes, ein untersetzter kahlköpfiger, außergewöhnlich muskulöser Mann mit einem gewaltigen grauen Bart, der ihm fast bis zum Bauchnabel über die behaarte Brust hing, gefolgt von zwei anderen Rousselianern, die sich wie er inzwischen ihres Zeremoniengewands entledigt hatten. Er sagte: »Senhor Orpheus, der Wassertank unserer Berieselungsanlage ist fast leer; Sie werden den Nachmittag damit verbringen, ihn wieder zu füllen. Senhor Achilles zeigt Ihnen, wo der Ziehbrunnen ist.« (Kirwan stöhnte leise auf.) »Sie, Senhor Gottfried, helfen Senhor Thaies, unserem Zimmermann. Senhorita Althea, Sie jäten Unkraut auf dem Badr-Feld. Kommen Sie bitte mit mir.«
    Althea folgte ihm hinaus auf das Feld, wo sie eine Hacke in die Hand gedrückt bekam.
    »So«, sagte der Aufseher, »jetzt gehen Sie ganz einfach eine Reihe auf, eine Reihe ab, und sobald Sie irgendwo etwas aus dem Boden kommen sehen, das kein Badr-Sprössling ist, graben Sie es sofort mit der Hacke aus. Auf geht’s! He, das ist ein Badr-Sprössling, was Sie da rausrupfen! Passen Sie doch auf!«
    »Ich kann den Unterschied nicht erkennen«, sagte Althea, der die kleinen grünen, braunen und purpurfarbenen Sprösslinge, die da in verwirrender Vielfalt aus dem Erdreich lugten, irgendwie alle gleich vorkamen.
    »Ich erklär’s Ihnen.« Senhor Diomedes hob den Sprössling auf, den Althea irrtümlicherweise ausgerissen hatte, und erläuterte ihr, inwiefern er sich äußerlich vom Unkraut unterschied. »Wenn Sie nun auf eine von diesen hier stoßen«, sagte er, während er sich bückte und eine andere Pflanze ausriss, »dann müssen Sie unbedingt darauf achten, dass Sie die Wurzel mit ausreißen. Dieses Unkraut ist derart zählebig, dass selbst ein winziges Stückchen Wurzel ausreicht, dass es wieder nachwächst. Und diese hier«, – er bückte sich erneut und zupfte einen winzigen Sprössling aus dem Boden –, »müssen Sie sammeln und verbrennen. Wenn Sie es auf der Erde liegenlassen, schlägt es sofort wieder neue Wurzeln. Und bei diesen hier müssen Sie vorsichtig sein. Wenn man sie berührt, platzen sie und verspritzen kleine Giftpfeile, von denen einem sehr übel werden kann. Und diese dort«, – er bückte sich erneut –, »haben eine kleine Blase, die bei Berührung platzt und eine scheußlich stinkende Flüssigkeit versprüht, die jedoch harmlos ist, wenn Sie …«
    Nach ein paar weiteren Instruktionen dieser Art sagte Althea entnervt, dass sie nun im großen und ganzen wisse, was sie zu tun habe. »Gut«, erwiderte Diomedes lobend, »ich habe doch gleich gewusst, dass Sie ein intelligentes … passen Sie doch auf! Sie kommen zu nahe an den Badr, Sie unachtsames Ding!«
    »Entschuldigung«, sagte Althea. »Wie lange muss ich denn hier bleiben?« Die Hacke fühlte sich schon jetzt zentnerschwer an.
    »Bis Sonnenuntergang. Dann läutet eine Glocke.«
    Althea gab einen leisen Seufzer von sich. »Ein ganz schön langer Arbeitstag.«
    »Mein liebes junges Fräulein, dachten Sie vielleicht, eine Kolonie wie diese könnte auf einer präindustriellen Basis mit weniger Arbeit gedeihen als in einer mechanisierten Gesellschaft? Im Gegenteil, wir müssen doppelt so hart arbeiten, um einen viel niedrigeren Lebensstandard zu erreichen. Wir arbeiten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, mit nicht mehr als einem freien Tag alle zehn Tage und mit der ständigen Angst, dass Schädlinge oder Aqebatschwärme unsere Ernte vernichten und wir verhungern müssen.«
    Althea blickte den Mann nachdenklich an. »Was waren Sie von Beruf, bevor Sie hierherkamen.«
    »Mein Name war Aaron Halevi, und ich war Stellvertretender Direktor der Bank von Israel in Tel Aviv. Meine Frau brannte eines Tages mit einem ägyptischen Gewichtheber durch, und nun

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