Die Jungfrau von Zesh
verkündender Stimme. »He, Pyrrhos und Aias, kommt mal her!« Zwei muskelbepackte junge Männer kamen herbeigeeilt und warteten auf Halevis Anweisungen.
»Was redet er da?« fragte Kirwan Althea.
Althea erklärte es ihm. »Ich glaube, er droht Ihnen damit, Sie in einen Kreis von jungen Männern zu stellen, wo Sie dann einer mit einem Paddel jagt, während Sie versuchen auszubrechen.«
»Das ist ja nicht zum Aushalten!« stöhnte Kirwan und erhob sich schwerfällig. »Ihr seid ja hier genau so überorganisiert wie eine terranische Fabrik. Warum zum Teufel könnt ihr einen denn nicht mal in Ruhe lassen?«
»Und was ist mit euch beiden?« fragte Halevi mit einem auffordernden Blick auf Bahr und Althea.
»Ich bin kein Mitglied Ihrer Organisation, mein Freund«, erwiderte Bahr. »Wenn Sie Hand an die Dame oder mich legen sollten, würde ich das als einen Angriff betrachten und uns dementsprechend verteidigen.«
Halevi knurrte zwar, entschloss sich dann aber offenbar, es nicht darauf ankommen zu lassen. »Kommen Sie mit, Orpheus«, brummte er, an Kirwan gewandt. »Was darf es sein: Square Dance, Reiterkämpfe, Bockspringen oder Ringen? Die Wettrennen sind schon vorbei.«
Kirwan murmelte sich irgend etwas in den Bart, das Althea beim besten Willen nicht verstehen konnte. Ein paar Minuten später sah sie, wie er sich, nackt und in einem Knäuel von Gliedmaßen verstrickt, mit einem anderen Ringer am Boden wälzte.
»Althea, hätten Sie nicht Lust auf einen kleinen Spaziergang?« fragte Bahr. »Warum sollen wir die ganze Zeit hier herumsitzen?«
»Gern«, sagte Althea.
Sobald sie außer Sichtweite des Sportplatzes waren, räusperte Bahr sich mehrere Male, was sich so anhörte, als versuchte er, einen störrischen Außenbordmotor anzuwerfen. Schließlich sagte er: »Wenn ich mir die Freiheit herausnehmen darf, liebe Althea, dann muss ich Ihnen gestehen, dass meine Gefühle für Sie wärmer sind als die eines Wissenschaftlers für seine Assistentin. In der Tat sind meine Empfindungen für Sie so stark, dass ich Sie hiermit bitte, sobald wie möglich, das heißt, sobald alle gesetzlich erforderlichen Vorkehrungen getroffen werden können, mit mir in den Stand der Ehe zu treten.«
»Nun, äh, vielen Dank, Gottfried, ich fühle mich sehr geehrt, aber …«
»Eine solche Verbindung wäre mit beträchtlichen Vorteilen verbunden. Ich bin ein Mann mit festen, geregelten Lebensgewohnheiten, von nüchternem, verlässlichem Charakter. Sicher, ich gebe zu, dass ich auf manche Leute ein wenig farblos wirke, ein bisschen langweilig und pedantisch vielleicht, aber das kommt ganz einfach daher, dass ich ein sehr misstrauischer, schüchterner Mensch bin – ein schizoid-zerebrotonischer Typ, wie wir Psychologen sagen würden – und das hinter der Maske der kühlen, selbstbewussten Kompetenz zu verbergen versuche. Sie sehen, ich bin Psychologe genug, um meine eigenen Schwächen und Grenzen zu erkennen. Was halten Sie von dem Vorschlag, meine Liebe?«
»Bitte, Gottfried, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich mag Sie, aber …«
»Bitte denken Sie nicht, dass es mir bloß darauf ankommt, die Kosten für eine Assistentin einzusparen. Ihr Gehalt würden Sie selbstverständlich weiter bekommen. Auch würde ich niemals unter Ausnutzung Ihrer jetzigen Zwangslage irgendwelchen Druck auf Sie ausüben, schon allein deshalb nicht, weil ich weiß, dass eine Ehe, die unter solchen Umständen * zustande kommt, nicht das Optimum an Erfolgsaussichten hätte.«
»Das ist sehr anständig von Ihnen, aber … nein, ich möchte es wirklich nicht.«
»Ist das ein endgültiges Nein oder bloß ein Vielleicht?«
»Ein endgültiges Nein. Es tut mir leid.«
Bahr seufzte. »Meine Analyse Ihrer emotionalen Struktur gab mir ohnehin nicht viel Hoffnung, aber der Versuch kostet ja nichts. Sie sind eine sehr, sehr schöne Frau.«
»Ach, das kommt Ihnen bloß so vor, weil Sie schon so lange von der Erde weg sind«, sagte Althea errötend.
»Das ist nicht wahr, aber darüber streiten wir uns lieber ein andermal. Sollen wir zu den Spielen zurückgehen?«
Als sie zum Sportplatz zurückkamen, fanden sie Brian Kirwan mit einem geschwollenen Auge vor. Sein Gegner, beklagte er sich lautstark, habe ihm regelwidrig das Knie in die Optik gerammt.
»Er behauptet, ich hätte ihn gebissen«, tönte der Poet grimmig, »aber ihr dürft dem Halunken nicht ein Wort glauben. Er hat sich auf mein Gesicht gekniet, und da ist es doch ganz natürlich, dass meine Zähne ihm die
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