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Die Jungfrau von Zesh

Titel: Die Jungfrau von Zesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Haut aufgeratscht haben, oder?«
    »Wer hat denn gewonnen?« wollte Althea wissen.
    »Was für eine dumme Frage, Herzchen! Der große Brian Kirwan natürlich! Schließlich war ich Berufsringer, bevor mich die Muse der Poesie küsste.«
    »Auf geht´s, auf geht’s!« brüllte Diomedes-Halevi und klatschte wie ein Grundschulturnlehrer in die Hände. »Alle Mann runter zum Strand! Los, los, Bewegung, sonst holt ihr euch eine Erkältung!«
    »Kann man hier nicht mal fünf Minuten in Ruhe gelassen werden?« schimpfte Kirwan, stand dann aber auf und trabte mit den anderen über den Pfad hinterher.
    Die gesamte Kolonie, an die zweihundert Menschen, davon mehr als ein Drittel Kinder, schwärmte hinunter an den Strand, an dem Althea drei Tage vorher gelandet war. Dort angekommen, wählten sie einen aus ihrer Mitte, der auf einen Felsvorsprung klettern musste, um von dort aus das Meer zu beobachten und sie rechtzeitig zu warnen, falls eines der fleischfressenden Ungeheuer der Sabadao-See auftauchen sollte. Als dieser seinen Posten bezogen hatte, stürmte die ganze Horde unter lautem Gespritze und Gejohle ins Wasser.
    Althea und Bahr setzten sich in den Sand und schauten dem Treiben zu. Althea sagte: »Wissen Sie, was mich am meisten beeindruckt? Der hohe Anteil an Kindern und Schwangeren.«
    »Das ist das natürliche Verhältnis, wenn die Menschen eine kurze Lebenserwartung und keine Methoden der Geburtenkontrolle haben.«
    »Ich dachte, Kuroki würde dafür sorgen, dass seine Schäfchen regelmäßig ihre Langlebigkeitsdosen kriegen, wie andere Terraner auch.«
    »Tut er auch; eines der wenigen Produkte der ach, so dekadenten Zivilisation, auf das sie nicht verzichten wollen. Aber mit der medizinischen Versorgung ist es nicht sehr weit her. Kuroki hat da so ein paar krause Ideen von wegen die Natur sei der beste Doktor. Jedenfalls, wenn er die Geburtenrate nicht sehr bald in den Griff kriegt, dann dauert es nicht mehr lange, und er hat ein handfestes Überbevölkerungsproblem.«
    Althea schaute auf; vor ihnen stand tropfend der faßbäuchige Kirwan. »Na, Althea-Herzchen?« sagte er schäkernd. »Wie wär’s mit einem Bad? Wenn ich mir so deinen Grauschleier ansehe, würde ich sagen, du könntest ganz gut eins gebrauchen.«
    »Ich glaube auch, dass ich eins gebrauchen könnte«, sagte Althea. Oben auf dem Plateau war das Wasser zu knapp, als dass einer auf die Idee gekommen wäre, es zum Baden zu verwenden. Sie hatte schon in der Nacht mit dem Gedanken gespielt, zum Strand hinunterzugehen und ein ausgiebiges Bad im Meer zu nehmen, aber dann war sie doch zu müde gewesen. »Aber ich habe keinen Badeanzug.«
    »Du hast deine Haut, wie wir alle. In einem Badeanzug würden sie dich bloß auslachen.«
    »Warum nicht?« sagte Bahr, stand auf und begann sich seines Khakihemds zu entledigen. »Wenn Brian keine Hemmungen hat, seine Riesenwampe zur Schau zu stellen, und ich mich nicht scheue, meine klapperdürre Physiognomie in der Öffentlichkeit zu zeigen, warum sollten dann Sie Ihren terranischen Tabus nachhängen? Sie, die Sie jedem Bildhauer für eine Dianaskulptur Modell stehen könnten?«
    Althea rang sich nach einigem Hin und Her zu dem Kompromiss durch, bis ans äußere Ende des Strands – außer Hör-, wenn nicht gar Sichtweite der Rousseau-Adepten – zu gehen und dort zu baden. In Ermangelung eines Stücks Seife oder eines Waschlappens nibbelte sie sich den Körper mit Sand ab. Danach watete sie bis auf Brusttiefe ins Wasser und schwamm mit kräftigen Zügen hinaus, bis der Wachtposten auf dem Felsen sie zurückpfiff.
    Als sie zu ihren Gefährten zurückkehrte, sah sie, dass der knochige Bahr gerade aus dem Wasser gestiegen war und sich angeregt mit Kirwan unterhielt. »Komm, Althea, setz dich mal hin und hör zu«, begrüßte sie der letztere. »Der Geist des großen Brian Kirwan ist von solcher Erhabenheit, dass er sogar bereit ist einzugestehen, wenn er einen Fehler gemacht hat. Ich dachte, auszusteigen und natürlich zu leben, wäre leichter; aber ich stelle fest, je einfacher es ist, desto härter und anstrengender ist es. Diese Art von Leben mag vielleicht für einen Urlaub ganz gut sein, aber die Vorstellung, mehrere Jahre oder gar den Rest meines Lebens in Misthaufen rumzuwühlen und irgendwelche Hacken oder Spaten zu schwingen, jagt mir Schauer über den Rücken. Kein Fleisch, kein Whisky, und jetzt ist auch noch mein Tabak alle. Nichts als dieses verfluchte Gemüse, das nach Steckrüben schmeckt – morgens,

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