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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Entscheidungen zu treffen. Jetzt bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Konsequenzen zu tragen.« Jake zögerte, rückte etwas näher an Leroy heran und senkte die Stimme. »Ich sage Ihnen noch etwas, und Sie müssen es ebenfalls für sich behalten. Vor einer halben Stunde habe ich in Carl Lees Gerichtsakte nachgesehen. Sie sieht genauso aus wie vor einer Woche. Sein neuer Anwalt hat sich überhaupt noch nicht mit dem Fall beschäftigt.«
    Leroy runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Mann o Mann.«
    »Das ist typisch für solche Berühmtheiten«, fuhr Jake fort. »Sie nehmen den Mund voll und nutzen jede Gelegenheit, um eine Menge Staub aufzuwirbeln. Sie kümmern sich um mehr Fälle, als sie eigentlich vertreten können, und die Folge besteht darin, daß sie häufiger verlieren als gewinnen. Ich kenne sie, beobachte sie die ganze Zeit über. Die meisten von ihnen werden überschätzt.«
    »Hat er aus diesem Grund noch nicht mit Carl Lee gesprochen?«
    »Ich denke schon. Er ist zu beschäftigt. Viele große Fälle erfordern seine Aufmerksamkeit. Er schert sich nicht um Hailey.«
    »Eine schlimme Sache. Carl Lee braucht jemanden, der seine Verteidigung ernst nimmt.«
    »Er wollte es nicht anders. Jetzt muß er sich damit abfinden.«
    »Glauben Sie, daß man ihn verurteilen wird, Mr. Jake?«
    »Kein Zweifel. Er ist praktisch schon zur Gaskammer unterwegs. Er läßt sich von einem bekannten Anwalt vertreten, der keine Zeit hat, sich mit seinem Fall zu beschäftigen oder ihn hier zu besuchen.«
    »Wären Sie imstande, einen Freispruch für ihn durchzusetzen?«
    Jake entspannte sich und schlug die Beine übereinander. »So etwas kann ich nie versprechen, auch nicht in Hinsicht auf den Prozeß gegen Sie. Kein vernünftiger Anwalt verspricht seinem Klienten, daß ihn die Geschworenen für nicht schuldig befinden werden. Bei einem Verfahren können zu viele Dinge schiefgehen.«
    »Carl Lee wies darauf hin, daß sein Verteidiger in den Zeitungen einen Freispruch garantiert hat.«
    »Er ist ein Narr.«
    »Wo bist du gewesen?« wandte sich Carl Lee an Leroy, als dar Wärter die Zellentür schloß.
    »Ich habe mit meinem Anwalt geredet.«
    »Mit Jake?«
    »Ja.«
    Der jüngere Schwarze nahm auf seinem Bett Platz. Carl Lee saß auf der anderen Seite, faltete eine Zeitung zusammen und legte sie beiseite.
    »Du wirkst besorgt«, sagte Hailey. »Schlechte Nachrichten für dich?«
    »Nein. Nur gewisse Schwierigkeiten mit meiner Kaution. Jake meinte, es könnte noch einige Tage dauern, bis man mich aus der Untersuchungshaft entläßt.«
    »Hat er über mich gesprochen?«
    »Nein. Nicht viel.«
    »Nicht viel? Was hat er gesagt?«
    »Er fragte nur, wie's dir geht.«
    »Das ist alles?«
    »Ja.«
    »Er ist nicht sauer auf mich?«
    »Nein. Er macht sich nur Sorgen.«
    »Sorgen? Warum?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Leroy, streckte sich auf dem schmalen Bett aus und faltete die Hände hinterm Kopf.
    »Komm schon, Leroy. Du weißt mehr, da bin ich ganz sicher. Was hat Jake sonst noch gesagt?«
    »Er nahm mir das Versprechen ab, dir nichts zu erzählen. Er meinte, es sei vertraulich. Würde es dir gefallen, wenn dein Anwalt mit anderen Leuten über das spricht, was er von dir gehört hat?«
    »Bisher hatte mein Anwalt noch gar nicht die Möglichkeit, mich anzuhören.«
    »Ein guter Anwalt hat dich vertreten – bis du ihn gefeuert hast.«
    »Ich habe auch jetzt einen guten Anwalt.«
    »Wie kannst du da so sicher sein? Du bist ihm noch nie begegnet. Er ist zu beschäftigt, um dich hier zu besuchen. Und wenn er soviel zu tun hat, kann er sich gar nicht um deinen Fall kümmern.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich habe Jake gefragt.«
    »Ach? Und was hat er gesagt?«
    Leroy schwieg.
    »Heraus damit«, brummte Carl Lee, trat näher und starrte auf den kleineren, schwächeren Mann hinab. Furcht prickelte in dem jüngeren Schwarzen und bot ihm einen guten Vorwand, Carl Lee reinen Wein einzuschenken. Entweder gab er die Informationen preis, oder er wurde durch die Mangel gedreht.
    »Dein derzeitiger Anwalt ist ein mieser Kerl«, sagte Leroy. »Er interessiert sich gar nicht für dich oder deinen Fall, nur für die Publicity. Du bist für ihn ein Mittel zum Zweck. Seit einer Woche wurde deiner Gerichtsakte nichts hinzugefügt. Jake hat heute nachmittag nachgesehen. Keine Spur von Mr. Anwalt aus Memphis. Er hat zuviel zu tun, um nach Clanton zu fahren. Muß Ganoven in Memphis vertreten, unter ihnen deinen Freund Bruster.«
    »Du bist

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