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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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ist nur noch ein wenig wund.«
    »Und die, äh – andere Sache?«
    Gwen schüttelte den Kopf. Ihre Schultern hoben und senkten sich, als sie leise schluchzte und sich Tränen aus den Augen wischte. »Sie kann nie Kinder bekommen«, brachte sie mit schwankender Stimme hervor. »Der Arzt...« Sie brach ab und versuchte vergeblich, sich zu fassen. Nach einigen Sekunden schluchzte sie noch lauter und verbarg ihr Gesicht hinter einem Papiertaschentuch.
    Carl Lee fühlte sich elend. Er preßte die Fäuste an die Stirn und biß die Zähne zusammen, um nicht zu weinen. »Was hat der Arzt gesagt?«
    Gwen hob den Kopf und kämpfte gegen die Tränen an. »Am Dienstag erklärte er mir, der angerichtete Schaden sei zu groß...« Mit den Fingerkuppen strich sie über ihre feuchten Wangen. »Aber er möchte Tonya zu einem Spezialisten in Memphis schicken.«
    »Ist er nicht sicher?«
    Erneut schüttelte Gwen den Kopf. »Zu neunzig Prozent. Er hält es jedoch für notwendig, sie auch noch von einem anderen Arzt untersuchen zu lassen. Wir sollen sie in einem Monat nach Memphis bringen.«
    Gwen benutzte ein zweites Taschentuch und reichte ein weiteres ihrem Mann, der sich rasch die Augen betupfte.
    Tonya saß am Zaun und hörte, wie sich ihre beiden Brüder darüber stritten, wer den Deputy und wer den Häftling spielen solle. Sie beobachtete, wie ihre Eltern miteinander sprachen, den Kopf schüttelten und schluchzten. Instinktiv wußte sie, daß mit ihr etwas nicht stimmte, rieb sich die Augen und weinte ebenfalls.
    »Die Alpträume werden schlimmer«, sagte Gwen und beendete das Schweigen. »Ich muß jede Nacht bei ihr schlafen. Tonya träumt von Männern, die es auf sie abgesehen haben, sich in Schränken verstecken oder sie im Wald verfolgen. Häufig wacht sie schweißgebadet auf und schreit. Der Arzt rät uns, einen Psychiater um Hilfe zu bitten. Er glaubt, es wird noch schlimmer, bevor sie darüber hinwegkommt.«
    »Wieviel kostet die Behandlung?«
    »Keine Ahnung. Ich habe noch nicht angerufen.«
    »Hol das so schnell wie möglich nach. Wo wohnt denn der Psychiater?«
    »In Memphis.«
    »Dachte ich mir. Wie reagieren die Jungs?«
    »Sie sind großartig und nehmen immer Rücksicht auf ihre Schwester. Aber die Alpträume belasten sie sehr. Wenn Tonya erwacht und schreit, weckt sie alle. Ihre Brüder laufen zu ihr ans Bett und versuchen zu helfen, aber sie sind auch verängstigt. Gestern nacht beruhigte sich Tonya erst, als sich die Jungs bereit erklärten, auf dem Boden vor ihr zu schlafen. Wir mußten das Licht eingeschaltet lassen und lagen stundenlang wach.«
    »Carl Lee jr., Robert und Jarvis machen wohl keine Probleme?«
    »Sie vermissen ihren Daddy.«
    Der Vater rang sich ein Lächeln ab. »Ich kehre bald zurück.«
    »Glaubst du?«
    »Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich glauben soll. Aber ich habe nicht vor, den Rest meines Lebens im Gefängnis zu verbringen. Jake vertritt mich wieder.«
    »Seit wann?«
    »Seit gestern. Der Anwalt aus Memphis hat mich nie besucht, nicht einmal angerufen. Deshalb habe ich Jake gebeten, sich erneut um meinen Fall zu kümmern.«
    »Du hast doch gesagt, er sei zu jung.«
    »Ich habe mich geirrt. Er ist jung, aber auch gut. Frag Lester.«
    »Du mußt es wissen.«
    Carl Lee wanderte langsam über den Hof, am Zaun entlang. Er dachte an die zwei Männer, die irgendwo in ihren Gräbern vermoderten, deren Seelen in der Hölle brannten. Vor ihrem Tod waren sie seiner kleinen Tochter begegnet, und einige Stunden hatten genügt, um Tonya an Körper und Geist zu ruinieren. Die Brutalität von Billy Ray Cobb und Pete Willard hatte dafür gesorgt, daß sie keine Kinder mehr bekommen konnte, daß sie fürchtete, die beiden Vergewaltiger hätten es noch immer auf sie abgesehen. Würde sie jemals imstande sein, die schrecklichen Erinnerungen aus ihrem Gedächtnis zu verbannen, darüber hinwegzukommen und wieder zu einem normalen Leben zurückzufinden? Ein Psychiater war vielleicht in der Lage, ihr zu helfen. Doch wie würden sich die anderen Kinder ihr gegenüber verhalten?
    Was hatten die beiden Mistkerle gedacht, als sie Tonya quälten? He, das ist ein Niggermädchen. Wahrscheinlich unehelich, wie alle Niggerkinder. Niemand schert sich darum, wenn wir die Kleine vergewaltigen.
    Carl Lee hatte die Männer vor Gericht gesehen. Der eine arrogant, der andere voller Furcht. Er erinnerte sich daran, wie sie die Treppe herunterkamen, als er auf sie wartete. An das Entsetzen in ihren Gesichtern, als er mit

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