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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Marscharfski heute nachmittag in Clanton ein.«
    »Wenn Sie ihn sehen... Teilen Sie ihm mit, er sei zu spät gekommen.«
20
    K urz nachdem Lester sich auf die Rückfahrt nach Chicago gemacht hatte, wankte Jake im Morgenmantel zur Zufahrt, um die Sonntagszeitungen zu holen. Eine Autostunde trennte Clanton von Memphis, drei von Jackson und fünfundvierzig Minuten von Tupelo. In allen drei Städten gab es Zeitungen mit dicken Sonntagsausgaben, die auch in Clanton ausgeliefert wurden. Jake hatte sie schon vor langer Zeit abonniert und freute sich nun darüber: Bestimmt bekam Carla viel Material für ihr Sammelalbum. Er breitete die Zeitungen auf dem Tisch aus und arbeitete sich langsam durch den acht Zentimeter dicken Stapel.
    Keine Meldung im Jackson-Blatt. Jake hatte gehofft, daß Richard Flay seinen Redakteuren einen Bericht übermitteln würde, und er bedauerte nun, vor dem Gefängnis nicht mehr Zeit für ihn erübrigt zu haben. Ebenso Fehlanzeige bei den Memphis- und Tupelo-Ausgaben. Brigance war zwar ein wenig enttäuscht, aber nicht überrascht. Es ist zu spät am Nachmittag passiert, dachte er. Vielleicht am Montag. Er hatte es satt, im verborgenen zu bleiben, sich dauernd beschämt und verlegen zu fühlen. Bis es in der Zeitung stand, bis die Jungs im Café, die Leute in der Kirche und alle anderen Anwälte – unter ihnen Buckley, Sullivan und Lotterhouse – darüber lasen, bis alle Bescheid wußten, würde er sich still verhalten und die Kontakte mit dem Rest von Clanton auf ein Minimum beschränken. Auf welche Weise sollte er Sullivan benachrichtigen? Jake stellte sich vor, wie Carl Lee den Anwalt Marscharfski angerufen hatte, oder seinen Kumpel Bruster, ja, wahrscheinlich hatte er mit dem Ganoven gesprochen, der dann mit Marscharfski telefonieren würde. Was für eine Presseerklärung gab er heraus? Welche Formulierung wählte er diesmal? Anschließend setzte sich der berühmte, eingebildete, arrogante Memphis-Anwalt wohl mit Walter Sullivan in Verbindung. Wann? Am Montag morgen, wenn nicht schon früher. Die Sache sprach sich dann schnell in der Kanzlei herum. Jake schmunzelte, als er vor seinem inneren Auge sah, wie sich Senior- und Juniorpartner sowie die übrigen Mitarbeiter im großen, mahagonigetäfelten Konferenzraum versammelten, um einen gewissen Mr. Brigance und sein unethisches Verhalten hingebungsvoll zu verfluchen. Einige von ihnen mochten die Gelegenheit nutzen, um ihre Vorgesetzten zu beeindrucken, indem sie verletzte Advokatur-Vorschriften zitierten. Jake haßte sie alle, ohne eine einzige Ausnahme. Er beschloß, Sullivan einen kurzen Brief zu schreiben, mit einer Kopie für Lotterhouse.
    An Buckley wollte er nicht schreiben. Er lächelte erneut: Der Bezirksstaatsanwalt war bestimmt einem Herzanfall nahe, wenn er am Montag die Meldung in der Zeitung las. Ein Brief an Richter Noose mit einer Kopie für Buckley würde genügen. Jake wollte ihn nicht mit einer persönlichen Mitteilung ehren.
    Ihm fiel etwas ein, doch am Telefon zögerte er. Einige Sekunden später gab er sich einen Ruck und wählte Luciens Nummer. Es war jetzt einige Minuten nach sieben. Die Hausangestellte-Krankenschwester-Kellnerin nahm ab.
    »Sallie?«
    »Ja.«
    »Jake. Ist Lucien wach?«
    »Einen Augenblick.« Sallie rollte sich auf die andere Seite und reichte den Hörer dem Mann neben ihr.
    »Hallo.«
    »Ich bin's, Jake.«
    »Um was geht's?«
    »Um gute Neuigkeiten. Gestern hat es sich Carl Lee Hailey anders überlegt und mich erneut mit seiner Verteidigung beauftragt. Ich kümmere mich wieder um den Fall.«
    »Um welchen Fall?«
    »Ich meine den Prozeß gegen Hailey!«
    »Ah, der Typ, der die beiden Vergewaltiger seiner Tochter umgenietet hat. Sie vertreten ihn wieder?«
    »Seit gestern. Arbeit wartet auf uns.«
    »Wann beginnt das Verfahren? Irgendwann im Juli, stimmt's?«
    »Am zweiundzwanzigsten.«
    »Dann bleibt nicht mehr viel Zeit. Was brauchen Sie?«
    »Einen Psychiater. Einen, der nicht viel kostet und alles bescheinigt.«
    »Ich kenne genau den richtigen Mann«, sagte Lucien.
    »Gut. Setzen Sie alles Notwendige in Bewegung. Ich rufe Sie in ein paar Tagen an.«
    Carla erwachte einige Stunden später und fand ihren Mann in der Küche, inmitten von Zeitungen, die auf und unter dem Tisch lagen. Sie kochte frischen Kaffee und setzte sich wortlos. Jake lächelte und las weiter.
    »Wann bist du aufgestanden?« fragte Carla.
    »Um halb sechs.«
    »Warum so früh? Heute ist Sonntag.«
    »Ich konnte nicht mehr

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