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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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schlafen.«
    »Zu aufgeregt?«
    Jake ließ eine Zeitung sinken. »Ja, du hast recht, ich bin aufgeregt. Sogar sehr. Und ich finde es schade, daß du meine Aufregung nicht teilst.«
    »Unser Streit von gestern abend tut mir leid.«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich weiß, wie du dich fühlst. Dein Problem besteht darin, daß du immer nur die negativen Aspekte siehst, nie die positiven. Du ahnst nicht, was dieser Fall für uns bedeuten könnte.«
    »Ich habe Angst vor diesem Fall, Jake. Die anonymen Anrufe und Drohungen. Das brennende Kreuz. Vielleicht hast du nach einem Erfolg bei der Verteidigung von Carl Lee Hailey die Möglichkeit, langfristig eine Million Dollar zu verdienen. Aber was nützt uns das Geld, wenn uns etwas passiert?«
    »Es wird nichts geschehen. Wir bekommen weitere anonyme Anrufe, und vielleicht müssen wir in der Kirche einige böse Blicke hinnehmen, aber das ist alles. Nichts Ernstes.«
    »Wie kannst du da so sicher sein?«
    »Wir haben gestern abend alles durchgekaut, und mir liegt nichts daran, die Diskussion heute morgen zu wiederholen. Wie dem auch sei – ich habe eine Idee.«
    »Jetzt bin ich aber gespannt.«
    »Du fliegst mit Hanna nach North Carolina und bleibst bis nach dem Prozeß bei deinen Eltern. Sie würden sich bestimmt freuen. Und wir brauchten uns keine Sorgen mehr über den Klan zu machen. Oder über andere Leute, die gern Kreuze verbrennen.«
    »Der Prozeß beginnt erst in sechs Wochen! Du möchtest, daß wir anderthalb Monate in Wilmington verbringen?«
    »Ja.«
    »Ich mag meine Eltern sehr, aber dein Vorschlag ist einfach lächerlich.«
    »Du betonst immer wieder, daß du sie viel zu selten siehst. Und sie möchten mehr von ihrer Enkelin haben.«
    »Was ist mit dir? Sechs Wochen ohne den Ehemann und Vater...«
    »Ich muß mich gründlich auf die Verteidigung vorbereiten. Der Fall verlangt meine ganze Aufmerksamkeit, bis das Urteil gesprochen wird. Ich arbeite auch nachts daran, am Wochenende...«
    »Daran bin ich gewöhnt.«
    »Ich schenke euch überhaupt keine Beachtung und denke nur an den Prozeß.«
    »Wie üblich.«
    Jake lächelte. »Du glaubst also, damit fertig werden zu können?«
    »Ich werde mit dir fertig. Aber ich fürchte mich vor den Verrückten dort draußen.«
    »Wenn die Verrückten eine konkrete Gefahr darstellen, werfe ich das Handtuch. Dann überlasse ich den Fall einem anderen Anwalt, um meine Familie zu schützen.«
    »Versprichst du das?«
    »Natürlich verspreche ich es. Laß uns wenigstens Hanna zu deinen Eltern schicken.«
    »Warum sollte sie fort, wenn wir hier völlig sicher sind?«
    »Um jedes Risiko zu vermeiden. Es würde ihr sicher gefallen, den Sommer bei Opa und Oma zu verbringen. Sie hätte eine Menge Spaß.«
    »Ohne mich hielte sie keine Woche durch.«
    »Du ohne sie ebensowenig.«
    »Stimmt. Und deshalb bleibt sie hier. Ich fühle mich weitaus besser, wenn ich sie in die Arme schließen kann.«
    Carla füllte zwei Tassen mit heißem Kaffee.
    »Steht was in der Zeitung?«
    »Nein. Ich dachte zunächst, das Jackson-Blatt brächte vielleicht etwas, aber offenbar war es gestern nachmittag schon zu spät.«
    »Nach einer Woche scheint dein Timing ein wenig eingerostet zu sein.«
    »Warte bis morgen früh.«
    »Bist du sicher?«
    »Absolut.«
    Carla schüttelte den Kopf und nahm sich die Mode- und Rezeptrubriken vor. »Gehst du in die Kirche?«
    »Nein.«
    »Warum nicht? Du hast den Fall wieder. Bist erneut ein Star.«
    »Ja, aber es weiß noch niemand.«
    »Ich verstehe. Ich schätze, am nächsten Sonntag besuchst du die Messe.«
    »Natürlich.«
    In den verschiedenen Schwarzenkirchen – sie trugen Bezeichnungen wie Mount Hebron, Berg Zion, Mount Pleasant, Brown's Chapel, Green's Chapel, Gottestempel, Christustempel und Heiligentempel, in manchen Fällen genügten aber auch die Straßennamen, zum Beispiel Norris Road, Section Line Road und Bethel Road – wurden Körbe und Teller umhergereicht, standen auf den Altaren und direkt neben dem Eingang. Ihr Zweck: Es sollte Geld für Carl Lee Hailey und seine Familie gesammelt werden. Man verwendete auch Schachteln, die anderenorts dazu dienten, Hamburger einzupacken. Je größer die Schachteln, Körbe und Teller, desto kleiner wirkten die individuellen Spenden darin. Wenn sie sich nicht sofort füllten, was in den wenigsten Fällen geschah, ließen die zuständigen Prediger ihre Sammelbehälter noch einmal durch die Gemeinde kreisen. Es handelte sich um eine besondere Aktion, die in

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