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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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erstenmal, ebenso wie Buckley, Noose und alle anderen. Der Richter schüttelte den Kopf und klopfte halbherzig mit dem Hammer.
    Jake kritzelte etwas auf seinen Block und fragte sich einmal mehr, woher Harry Rex seine Informationen bezog. »Wo erfuhren Sie das?«
    »In der Stadt. Es ist allgemein bekannt. Am nächsten Morgen im Café erzählten die Cops von den Einzelheiten. Jeder weiß davon.«
    »Sind die Details der Vergewaltigung überall in der County bekannt?«
    »Ja. Seit einem Monat habe ich mit niemandem gesprochen, der nicht darüber Bescheid wußte.«
    »Was wissen Sie über den Doppelmord?«
    »Nun, wie ich schon sagte: Er geschah am Montag nachmittag. Die Burschen waren hier vor Gericht – ich glaube, es ging um eine Kaution. Nach der Verhandlung legte man ihnen Handschellen an, und einige Deputys führten sie die Hintertreppe hinunter. Als sie den rückwärtigen Ausgang fast erreicht hatten, sprang Mr. Hailey mit einer M-16 aus der Abstellkammer. Die beiden Untersuchungshäftlinge wurden getötet und DeWayne Looney angeschossen. Man mußte ihm einen Teil des verletzten Beins amputieren.«
    »Wo fand das Verbrechen statt?«
    »Direkt unter uns, am Hinterausgang des Gerichtsgebäudes. Mr. Hailey versteckte sich in der Abstellkammer des Hausmeisters, trat vor und eröffnete das Feuer.«
    »Glauben Sie, daß es sich so abgespielt hat?«
    »Ich bin davon überzeugt.«
    »Woher wissen Sie das alles?«
    »Ich hab's hier und dort in der Stadt aufgeschnappt. Hinzu kommt die Berichterstattung in den Zeitungen und im Fernsehen.«
    »Wo hat man darüber gesprochen?«
    »Überall. In den Kneipen und Kirchen. In der Bank. In der Wäscherei. Im Teashop und in den übrigen Cafés. Im Spirituosenladen. Überall.«
    »Haben Sie mit jemandem geredet, der nicht glaubt, daß mein Mandant Billy Ray Cobb und Pete Willard umgebracht hat?«
    »Nein. In der ganzen County finden Sie keine einzige Person, die glaubt, Mr. Hailey hätte nichts damit zu tun.«
    »Haben sich die meisten Einheimischen eine Meinung über Schuld oder Unschuld gebildet?«
    »Jeder. Es gibt niemanden, der einen neutralen Standpunkt vertritt. Das Thema ist verdammt heiß, und alle hiesigen Bürger haben eine Meinung dazu.«
    »Könnte Ihrer Ansicht nach in Ford County ein fairer Prozeß gegen Mr. Hailey stattfinden?«
    »Nein. Hier würden Sie vergeblich nach jemandem suchen, der nicht schon ein Urteil gefällt hat. In dieser County ist es völlig unmöglich, eine unvoreingenommene Jury zusammenzustellen.«
    »Danke, Mr. Vonner. Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.« Buckley strich über seine Pompadourfrisur und vergewisserte sich, daß jedes Haar an der richtigen Stelle klebte. Dann näherte er sich mit zielstrebigen Schritten dem Podium.
    »Haben Sie bereits über Carl Lee Hailey geurteilt, Mr. Vonner?« fragte er laut.
    »Darauf können Sie einen lassen.«
    »Bitte drücken Sie sich etwas gewählter aus«, sagte der Richter.
    »Und wie lautet Ihr Urteil?«
    »Ich möchte es Ihnen langsam und mit ganz einfachen Worten erklären, damit sogar Sie mich verstehen, Mr. Buckley. Wenn ich der Sheriff wäre, hätte ich Mr. Hailey nicht verhaftet. Wenn ich Mitglied des großen Geschworenengerichts gewesen wäre, hätte ich keine Anklage gegen ihn erhoben. Wenn ich der Richter wäre, würde ich keinen Prozeß gegen ihn führen. Wenn ich der Bezirksstaatsanwalt wäre, würde ich ihn nicht anklagen. Wenn ich zu den Geschworenen gehörte, wü rde ich dafür stimmen, ihm eine Medaille an die Brust zu heften und ihn nach Hause zu schicken, zu seiner Familie. Und noch etwas, Mr.
    Buckley: Wenn meine Tochter jemals vergewaltigt werden sollte, so habe ich hoffentlich ebensoviel Mut wie Carl Lee.«
    »Hm. Sie glauben also, die Bürger sollten Waffen tragen und ihre Kontroversen in Form von Duellen austragen?«
    »Ich glaube, Kinder haben ein Recht darauf, nicht vergewaltigt zu werden. Ich glaube, Eltern haben ein Recht darauf, ihre Kinder zu schützen. Ich glaube, kleine Mädchen stellen etwas Besonderes dar. Wenn zwei Mistkerle meine Tochter an einen Baum fesseln und sie vergewaltigen würden, verlöre ich den Verstand. Ich glaube, gute und anständige Väter haben das verfassungsmäßige Recht, einen Perversen, der ihre Kinder anrührt, ins Jenseits zu schicken. Und ich glaube, Sie sind ein verlogener Feigling, wenn Sie hier behaupten, anders zu empfinden. Wenn Sie uns weismachen wollen, daß Sie nicht den Mann umbringen möchten, der Ihre Tochter vergewaltigt

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