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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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entsprechende Rolle schlüpfen.
    »Wer hat diese Versammlung einberufen?« fragte Jake ungeduldig, als das von Unbehagen geprägte Schweigen andauerte.
    »Äh, ich glaube, dafür bin ich verantwortlich«, antwortete Agee und warf Reinfeld einen Blick zu, mit dem er stumm um Hilfe flehte.
    »Also los. Was wollen Sie?«
    »Immer mit der Ruhe, Jake«, sagte Ozzie. »Bischof Agee hat mich gebeten, dieses Treffen zu arrangieren, damit Carl Lee den Anwalt Mr. Reinfeld kennenlernen kann.«
    »Jetzt sind wir hier. Was haben Sie auf dem Herzen, Mr. Reinfeld?«
    »Ich bin gekommen, um Mr. Hailey sowohl meine Dienste als auch die meiner Mitarbeiter anzubieten«, entgegnete der NAACP-Anwalt.
    »Was für Dienste meinen Sie?« erkundigte sich Jake.
    »Natürlich juristische.«
    »Haben Sie Mr. Reinfeld gebeten, hierherzukommen und mit Ihnen zu sprechen, Carl Lee?« fragte Jake.
    »Nein.«
    »Klingt ganz nach Abwerbung.«
    »Sparen Sie sich das, Mr. Brigance. Sie wissen, womit ich mich beschäftige. Und daher wissen Sie auch, warum ich hier bin.«
    »Jagen Sie immer Fällen nach?«
    »Wir jagen nichts nach. NAACP-Mitglieder und örtliche Bürgerrechtler rufen uns an. Wir befassen uns nur mit vorsätzlichem Mord, und wir verstehen unser Handwerk.«
    »Vermutlich sind nur Sie fähig und kompetent genug, um einen solchen Fall vor Gericht zu verhandeln.«
    »Es mangelt mir nicht an Erfahrung.«
    »Sie haben häufig Niederlagen hinnehmen müssen.«
    »Die meisten von mir übernommenen Fälle gelten als hoffnungslos.«
    »Ich verstehe. Bringen Sie auch diesem Fall eine solche Einstellung entgegen? Rechnen Sie damit, ihn zu verlieren?«
    Reinfeld zupfte an seinem Bart und richtete einen kühlen Blick auf Jake. »Ich bin nicht hier, um mich mit Ihnen zu streiten, Mr. Brigance.«
    »Ich weiß. Sie sind hier, um Ihre herausragenden juristischen Fähigkeiten einem Angeklagten anzubieten, der noch nie etwas von Ihnen gehört hat und zufälligerweise mit seinem gegenwärtigen Anwalt zufrieden ist. Sie sind hier, um meinen Klienten abzuwerben. Ich weiß ganz genau, warum Sie hier sind.«
    »Ich bin hier, weil mich die NAACP hierhergeschickt hat. Es gibt keine anderen Gründe.«
    »Bekommen Sie alle Ihre Fälle von der NAACP?«
    »Ich arbeite für die National Association for the Advancement of Colored People. Ich leite ihre auf vorsätzlichen Mord spezialisierte Anwaltsgruppe. Wenn die NAACP möchte, daß ich mich mit einem bestimmten Fall befasse, so lehne ich nie ab.«
    »Wie viele Klienten haben Sie derzeit?«
    »Mehrere Dutzend. Warum ist das wichtig?«
    »Hatten alle Ihre Mandanten Anwälte, bevor Sie ihre Verteidigung übernahmen?«
    »Einige schon, andere nicht. Wir versuchen immer, mit den früheren Anwälten zusammenzuarbeiten.«
    Jake lächelte. »Wunderbar. Sie bieten mir also an, Ihren Aktenkoffer zu tragen und Sie durch Clanton zu chauffieren. Vielleicht darf ich Ihnen während der Mittagspause sogar ein Brötchen holen. Wie aufregend.«
    Carl saß mit verschränkten Armen da, rührte sich nicht und starrte ins Leere. Die Priester beobachteten ihn und hofften, daß er endlich etwas sagen, seinen Anwalt zum Schweigen auffordern, ihm mitteilen wü rde, daß er sich von Reinfeld vertreten lassen wollte. Sie beobachteten, hofften und warteten, aber Carl Lee gab keinen Ton von sich, er hörte nur zu.
    »Wir können Ihnen eine Menge anbieten, Mr. Hailey«, sagte Reinfeld. Er hielt es für besser, ruhig zu bleiben, bis sich der Angeklagte entschied. Eine Auseinandersetzung mit Brigance konnte alles ruinieren.
    »Zum Beispiel?« fragte Jake.
    »Ressourcen, Erfahrung, gute Anwälte, die sich nur um vorsätzlichen Mord kümmern. Außerdem sind wir in der Lage, ausgezeichnete Ärzte vor Gericht aussagen zu lassen. Ganz gleich, was Sie brauchen – wir haben alles.«
    »Wieviel Geld steht Ihnen zur Verfügung?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Ach, tatsächlich? Aber vielleicht geht es Mr. Hailey etwas an. Immerhin ist es sein Fall. Vielleicht möchte Mr. Hailey wissen, wieviel Geld Sie für seine Verteidigung ausgeben können. Nicht wahr, Mr. Hailey?«
    »Ja.«
    »Also gut, Mr. Reinfeld: Welche Summe steht Ihnen zur Verfügung?«
    Der NAACP-Anwalt zögerte unsicher und blickte zu den Geistlichen, die ihrerseits Carl Lee ansahen.
    »Bisher etwa zwanzigtausend«, sagte Reinfeld widerstrebend.
    Jake lachte und schüttelte ungläubig den Kopf. »Zwanzigtausend! Sie nehmen die Sache sehr ernst, wie? Zwanzigtausend! Ich dachte, Sie hätten ganz

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