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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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bestimmt.«
    »Aber in der Kirche haben Sie etwas anderes behauptet, nicht wahr? In der Kirche haben Sie gesagt, damit soll der Familie geholfen werden. Tränen quollen Ihnen in die Augen, als Sie verkündeten, Gwen und die Kinder könnten verhungern, wenn die Gemeinde nicht genug spendet. Das stimmt doch, Bischof, oder?«
    »Wir haben für Sie gesammelt, Carl Lee. Für Sie und Ihre Familie. Aber es erscheint uns sinnvoller, das Geld für die Prozeßkosten zu verwenden.«
    »Und wenn ich Ihre Anwälte nicht will? Was passiert dann mit den zwanzigtausend?«
    Jake lachte leise. »Gute Frage. Was geschieht mit dem Geld, wenn mein Klient keinen Wert auf Ihre Hilfe legt, Mr. Reinfeld?«
    »Es ist nicht mein Geld«, sagte der NAACP-Anwalt.
    »Bischof?«
    Agee hatte genug. Seine nervöse Verlegenheit wich aggressivem Trotz, und er deutete auf Carl Lee. »Wir haben uns große Mühe gegeben, soviel Geld aufzutreiben. Sechstausend Dollar von den armen Leuten dieser County – von Menschen, die eigentlich gar nichts erübrigen können. Wir haben hart gearbeitet, um einen so großen Betrag zu sammeln. Er stammt von Armen und Notleidenden, von Leuten, die Lebensmittelmarken empfangen und auf die Wohlfahrt angewiesen sind, von Leuten, die eigentlich keinen einzigen Cent erübrigen können. Aber sie spendeten trotzdem, und zwar aus einem ganz bestimmten Grund: Die Gemeinde glaubt, daß Sie sich richtig verhalten haben, daß Sie den Gerichtssaal als freier Mann verlassen sollten. Weisen Sie ihre Großzügigkeit nicht zurück.«
    »Halten Sie hier keine Predigt«, erwiderte Carl Lee ruhig. »Die armen Leute dieser County haben also sechstausend Dollar gespendet.«
    »Ja.«
    »Und der Rest des Geldes? Woher kommt er?«
    »Von der NAACP. Fünftausend aus Atlanta, fünf aus Memp his und noch einmal fünf vom staatlichen Verband. Insgesamt fünfzehntausend, einzig und allein für die Verteidigung.«
    »Falls ich mich von Mr. Reinfeld vertreten lasse.«
    »Ja«.
    »Und wenn ich mich gegen ihn entscheide, verschwinden die fünfzehntausend Dollar?«
    »Ja.«
    »Was ist mit den sechstausend?«
    »Gute Frage. Darüber haben wir noch nicht gesprochen. Wir dachten, Sie wären uns dankbar dafür, daß wir Geld sammeln und versuchen, Ihnen zu helfen. Wir bieten Ihnen die besten Anwälte an, aber offenbar sind Sie nicht interessiert.«
    Stille herrschte, als Priester, Anwälte und der Sheriff auf eine Äußerung des Angeklagten warteten. Carl Lee kaute auf der Unterlippe und blickte zu Boden. Jake zündete sich eine zweite Zigarre an. Er konnte es bestimmt verkraften, noch einmal gefeuert zu werden.
    »Möchten Sie jetzt sofort Bescheid wissen?« fragte Carl Lee schließlich.
    »Nein«, sagte Agee.
    »Ja«, bestätigte Reinfeld. »Der Prozeß beginnt in knapp drei Wochen, und wir müssen uns gründlich darauf vorbereiten. Außerdem ist meine Zeit zu kostbar, Mr. Hailey. Entweder beauftragen Sie mich jetzt sofort, Ihren Fall zu vertreten, oder unser Angebot ist vom Tisch. Bis heute mittag muß ich in Memphis sein, um nach Georgia zu fliegen.«
    »Nun, dann möchte ich Ihnen folgendes mitteilen, Mr. Reinfeld: Fliegen Sie ruhig nach Georgia, und kehren Sie nicht hierher zurück. Ich überlasse es meinem Freund Jake, mich vor Gericht zu verteidigen.«
25
    D ie KKK-Ortsgruppe in Ford County wurde um Mitternacht gegründet, am Donnerstag, dem 11. Juli. Die Zeremonie fand auf einer Wiese im Wald statt, neben einer ungepflasterten Straße im nördlichen Teil der County. Die sechs Anwärter auf Mitgliedschaft standen nervös vor einem großen brennenden Kreuz und wiederholten die seltsamen Worte eines Wizards. Ein Dragon und zwei Dutzend in weiße Kutten gekleidete Kluxer sahen zu und sangen gelegentlich. An der Straße hockte ein bewaffneter Wächter, blickte manchmal zur Wiese und hielt die meiste Zeit über nach ungebetenen Gästen Ausschau – es gab keine.
    Genau um Mitternacht knieten die sechs Männer nieder und schlossen die Augen, als man ihnen weiße Kapuzen über den Kopf stülpte. Sie gehörten jetzt zum Klan: Freddie Cobb, Bruder des verstorbenen Billy Ray, Jerry Maples, Clifton Cobb, Ed Wilburn, Morris Lancaster und Terrell Grist. Der Dragon stand vor ihnen und intonierte den heiligen Schwur der Mitgliedschaft im Ku-Klux-Klan.
    Die vom lodernden Kreuz ausgehende Hitze versengte den sechs Männern das Gesicht, während sie knieten und das Gefühl hatten, unter den schweren Kapuzen langsam zu ersticken. Schweiß strömte ihnen über die

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