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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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andere Möglichkeiten. Im letzten Jahr sammelten Sie hundertfünfzigtausend für den Polizistenmörder in Birmingham. Und er wurde verurteilt. Hunderttausend gaben Sie für die Hure in Shreveport aus, die ihren Freier umbrachte. Und sie wurde ebenfalls verurteilt, wenn ich das hinzufügen darf. Aber dieser Fall ist für Sie nur zwanzig Riesen wert?«
    »Wieviel Geld wollen Sie für die Verteidigung aufwenden?«
    »Wenn Sie mir erklären können, warum Sie das etwas angeht, bin ich gern bereit, Ihre Frage zu beantworten.«
    Reinfeld setzte zu einer Erwiderung an, beugte sich dann aber vor und hob die Finger zu den Schläfen. »Sprechen Sie mit ihm, Bischof Agee.«
    Die Priester musterten Carl Lee und wünschten sich, mit ihm allein zu sein, ohne irgendwelche Weißen in der Nähe. Dann hätten sie als Nigger mit ihm reden können. Um ihm alles zu erklären. Um ihn aufzufordern, Brigance zu feuern und sich von wirklich guten, erfahrenen Anwälten vertreten zu lassen. Von NAACP-Anwälten, die wußten, wie man für Schwarze eintrat. Aber leider waren sie nicht mit Carl Lee allein und mußten darauf verzichten, ihn zu verfluchen. Die Umstände zwangen sie, auf die anwesenden Weißen Rücksicht zu nehmen, ihnen mit Respekt zu begegnen. Nach einer Weile räusperte sich Agee.
    »Hören Sie, Carl Lee, wir wollen Ihnen nur helfen. Wir haben Mr. Reinfeld hierhergebracht. Er und sein Team bieten Ihnen genau jene juristischen Dienste an, die Sie benötigen. Wir schätzen Jake – er ist ein guter junger Anwalt. Er kann mit Mr. Reinfeld zusammenarbeiten. Wir wollen nicht, daß Sie sich von ihm trennen. Wir möchten nur, daß Sie sich auch von Mr. Reinfeld vertreten lassen. Sie können gemeinsam Ihre Verteidigung vorbereiten und...«
    »Ausgeschlossen«, warf Jake ein.
    Agee bedachte Brigance mit einem hilflosen Blick.
    »Bitte, Jake. Wir haben nichts gegen Sie. Dieser Fall stellt eine große Chance für Sie dar. Sie bekommen dadurch die Möglichkeit, Fachleuten zu assistieren und Erfahrungen zu sammeln. Wir...«
    »Um es ganz klar auszudrücken, Bischof: Wenn Carl Lee beschließt, sich von Ihren Anwälten verteid igen zu lassen – in Ordnung. Aber ich bin nicht bereit, den Botenjungen für jemanden zu spielen. Entweder habe ich den Fall, oder ich habe ihn nicht. Entweder bin ich für die Verteidigung zuständig, oder ich bin es nicht. Der Gerichtssaal ist nicht groß genug für Reinfeld, Rufus Buckley und mich.«
    Reinfeld rollte mit den Augen, sah zur Decke und schüttelte langsam den Kopf. Seine Lippen formten ein schiefes, arrogantes Lächeln.
    »Es liegt also bei Carl Lee?« vergewisserte sich Bischof Agee.
    Hailey ließ die Arme sinken. »Die eben von Ihnen erwähnten zwanzigtausend Dollar... Wofür sind sie bestimmt?«
    »Eigentlich sind es fast dreißigtausend«, sagte Reinfeld. »Einige NAACP-Ortsgruppen haben noch einmal zehntausend versprochen. Nun, das Geld soll für Ihre Verteidigung verwendet werden. Und damit meine ich nicht etwa Anwaltshonorare. Wir brauchen zwei oder drei Personen, die Nachforschungen anstellen. Außerdem zwei oder drei Psychiater. Des weiteren einen Jury-Psychologen, der uns bei der Geschworenenauswahl hilft. Unsere Maßnahmen kosten viel Geld.«
    »Hm. Wieviel Geld stammt aus Ford County?« fragte Carl Lee.
    »Etwa sechstausend«, antwortete Reinfeld.
    »Wer hat es gesammelt?«
    Der NAACP-Anwalt sah zu Agee. »Die Kirchen«, murmelte der Bischof.
    »Und wer nahm das in den Kirchen gesammelte Geld entgegen?«
    »Wir«, sagte Agee.
    »Mit anderen Worten – Sie«, brummte Carl Lee.
    »Nun, äh, ja. Ich meine, ich bekam das Geld von den einzelnen Kirchen. Es befindet sich jetzt auf einem extra eingerichteten Bankkonto.«
    »Haben Sie jeden einzelnen Cent eingezahlt?«
    »Natürlich.«
    »Ja, natürlich. Ich würde gern wissen, wieviel meiner Familie angeboten wurde.«
    Agee wirkte ein wenig blaß – so blaß, wie es für einen Schwarzen möglich war – und wandte sich an seine Priesterkollegen, deren Interesse einem kleinen Käfer auf dem Teppich galt.
    Sie ließen ihn im Stich. Roosevelt und Hillman wußten, daß Agee einen Teil des Geldes in die eigene Tasche gesteckt hatte. Sie wußten auch, daß die Familie Hailey noch immer auf finanzielle Unterstützung wartete. Von der Spendenaktion profitierte Agee weitaus mehr. Das wußten die Priester ebensogut wie Carl Lee.
    »Wieviel, Bischof?« wiederholte der Häftling.
    »Nun, wir dachten...«
    »Wieviel?«
    »Das Geld ist für die Verteidigung

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