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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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dazu Schwarzer.«
    »Ja. Außerdem würde ich bei Frauen vorsichtig sein. Zwar bringen sie Vergewaltigern kein Mitgefühl entgegen, aber sie schätzen den Wert des Lebens höher ein. Eine M-16 zu nehmen und die Typen umzunieten – Frauen verstehen so etwas nicht. Im Gegensatz zu uns Vätern. Wir können uns in Carl Lees Lage versetzen. Die Gewalt und das Blut stört uns kaum. Wir bewundern ihn. Sorgen Sie dafür, daß einige Bewunderer auf der Geschworenenbank sitzen. Junge, gebildete Väter.«
    »Interessant. Lucien meinte, er würde Frauen bevorzugen, weil sie mehr Verständnis haben.«
    »Das bezweifle ich. Ich kenne Frauen, die bereit wären, Carl Lee Hailey und seinem Verteidiger die Kehle durchzuschneiden.«
    »Einige Ihrer Klienten?«
    »Ja. Aber es gibt auch Ausnahmen. Zum Beispiel Frances Burdeen, die ebenfalls auf der Liste steht. Wenn sie für die Jury ausgewählt wird, sage ich ihr, wie sie abstimmen soll.«
    »Im Ernst?«
    »Ja. Sie ist mir einen Gefallen schuldig.«
    »Können Sie am Montag im Gericht sein? Beobachten Sie die Geschworenen, und helfen Sie mir bei der Auswahl.«
    »Gern. Ich wollte den ersten Verhandlungstag ohnehin nicht versäumen.«
    Jake hörte Stimmen im Erdgeschoß und hob den Zeigefinger vor die Lippen. Er horchte, lächelte und forderte Harry Rex mit einem Wink auf, ihm zu folgen. Auf Zehenspitzen schlichen sie zur Treppe und lauschten dem Lärm in Ethels Zimmer. »Als was hat er Sie eingestellt?« fragte die Sekretärin. »Als seine Assistentin.«
    »Nun, davon weiß ich nichts.«
    »Ich weiß es, und Jake weiß es. Das genügt.«
    »Wieviel bezahlt er Ihnen?«
    »Hundert Dollar pro Stunde.«
    »O mein Gott! Ich muß zuerst mit ihm reden.«
    »Ich habe bereits mit ihm gesprochen, Ethel.«
    »Für Sie bin ich Mrs. Twitty.« Ethel musterte die junge Frau von Kopf bis Fuß. Ausgewaschene Jeans, Sandalen, keine Socken, ein weites, weißes Baumwollhemd, darunter ganz offensichtlich kein Büstenhalter. »Sie sind nicht angemessen gekleidet. Ihre Aufmachung ist... unanständig.«
    Harry Rex hob die Brauen, sah Jake an und lächelte. Sie blickten über die Treppe und lauschten weiter.
    »Mein Chef – der zufälligerweise auch Ihr Chef ist – hat mir erlaubt, mich so zu kleiden, wie ich es für richtig halte.«
    »Aber Sie haben etwas vergessen, oder?«
    »Jake meinte, ein BH sei nicht nötig. Er sagte, Sie hätten seit zwanzig Jahren keinen Büstenhalter getragen, und die meisten Frauen in Clanton wüßten überhaupt nicht, wie so ein Ding aussieht. Deshalb habe ich meinen zu Hause gelassen.«
    »Er hat was gesagt?« entfuhr es Ethel. Empört verschränkte sie die Arme.
    »Ist er oben?« fragte Ellen kühl.
    »Ja. Ich gebe ihm Bescheid.«
    »Sparen Sie sich die Mühe.«
    Jake und Harry kehrten ins Büro zurück und warteten auf die neue Angestellte. Sie kam mit einem großen Aktenkoffer herein. »Guten Morgen, Row Ark«, sagte Brigance. »Ich möchte Ihnen einen guten Freund vorstellen – Harry Rex Vonner.« Harry Rex schüttelte die Hand der jungen Frau und starrte auf ihr Hemd. »Freut mich, Sie kennenzulernen. Wie lautet Ihr Vorname?«
    »Ellen.«
    »Row Ark genügt«, sagte Jake. »Sie ist meine Assistentin, bis nach dem Prozeß.«
    »Gut«, murmelte Vonner und starrte noch immer.
    »Harry Rex arbeitet ebenfalls als Anwalt, Row Ark. Er gehört zu jenen Einheimischen, denen Sie nicht vertrauen dürfen.«
    »Wozu brauchen Sie einen weiblichen Assistenten, Jake?« erkundigte sich Harry Rex unverblümt.
    »Row Ark ist ein strafrechtliches Genie, wie die meisten Jurastudenten im dritten Jahr. Und sie kostet mich nicht viel.«
    »Haben Sie etwas gegen Frauen, Sir?« fragte Ellen. »Nein, Ma'am. Ich mag Frauen. Bin viermal verheiratet gewesen.«
    »Harry Rex ist der hinterhältigste und gemeinste Scheidungsanwalt in Ford County«, erklärte Jake. »Besser gesagt: Er ist der hinterhältigste und gemeinste Anwalt überhaupt. Punkt. Nun, wenn ich genauer darüber nachdenke... Er ist der hinterhältigste und gemeinste Mann, den ich kenne.«
    »Danke«, erwiderte Vonner und starrte nun nicht mehr. Ellen betrachtete seine großen, schmutzigen, abgetragenen Schuhe, die bis zu den Fußknöcheln herabgesunkenen Nylonsocken, die fleckige khakifarbene Hose, das knittrige Hemd, die glänzende, rosarote Krawatte, die zehn Zentimeter über dem Gürtel endete. Schließlich sagte sie: »Ich finde ihn niedlich.«
    »Vielleicht mache ich Sie zu meiner Ehefrau Nummer fünf«, entgegnete Harry Rex.
    »Ich

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