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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Grundlage des Gesetzes?«
    »Welches Gesetz meinen Sie? In Massachusetts gibt es keine Todesstrafe.«
    »Nun, was soll man von dem einzigen Staat erwarten, der McGovern (11) 1972 unterstützte? Massachusetts hat immer eine Außenseiterrolle, gespielt.«
    Jake und Ellen schenkten den Resten der Cheeseburger keine Beachtung mehr und sprachen immer lauter. Brigance sah sich um und begegnete einigen Blicken. Seine neue Assistentin griff nach einem Zwiebelring und schob ihn sich in den Mund.
    »Was halten Sie von den Bürgerrechtsbewegungen?« fragte sie.
    »Vermutlich haben Sie die Mitgliedskarte in Ihrer Tasche.«
    »Ja.«
    »Dann entlasse ich Sie hiermit.«
    »Ich bin beigetreten, als ich sechzehn war.«
    »Warum erst so spät? Bestimmt waren Sie die letzte Pfadfinderin Ihrer Gruppe, die eine solche Entscheidung traf.«
    »Bringen Sie den Bürgerrechten überhaupt keinen Respekt entgegen?«
    »Oh, ich bewundere sie. Aber ich hasse Richter, die sie interpretieren. Essen Sie.«
    Schweigend leerten sie ihre Teller und musterten sich dabei. Jake bestellte Kaffee und zwei weitere Aspirintabletten.
    »Wie können wir diesen Fall gewinnen?« fragte Ellen. »Wir?«
    »Ich habe den Job noch, oder?«
    »Ja. Vergessen Sie nur nicht, daß ich der Boß bin und Sie die Assistentin.«
    »Klar, Boß. Mit welcher Strategie wollen Sie vorgehen?«
    »Wie würden Sie den Fall beurteilen?«
    »Nun, soweit ich weiß, hat Ihr Klient den Mord kaltblütig geplant und die beiden Männer sechs Tage nach der Vergewaltigung erschossen. Er scheint nicht im Affekt gehandelt zu haben.«
    »Nein.«
    »Dann ist eine Verteidigung gar nicht möglich. Sie sollten auf schuldig plädieren, um die Gaskammer zu vermeiden und eine lebenslängliche Freiheitsstrafe zu erwirken.«
    »Sie haben enormen Kampfgeist.«
    »Es war nur ein Scherz. Der einzige Ausweg heißt Unzurechnungsfähigkeit. Aber so etwas ist schwer zu beweisen.«
    »Kennen Sie die M'Naghten-Regel?« erkundigte sich Jake.
    »Ja. Steht uns ein Psychiater zur Verfügung?«
    »Kommt darauf an, was man unter einem Psychiater versteht. Er wird genau das sagen, was wir von ihm hören möchten. Vorausgesetzt, er erscheint nüchtern vor Gericht. Das ist eine Ihrer schwierigeren Aufgaben als Assistentin in meiner Praxis: Sie müssen dafür sorgen, daß der Psychiater nüchtern ist, wenn ich ihn in den Zeugenstand rufe. Es fällt Ihnen bestimmt nicht leicht.«
    »Ich wünsche mir immer neue Herausforderungen im Gerichtssaal.«
    »Na schön, Row Ark. Sie haben bestimmt einen Kugelschreiber dabei. Hier ist eine Serviette. Ihr Boß schickt sich nun an, Ihnen Anweisungen zu erteilen.«
    Ellen nahm die Papierserviette, bereit dazu, sich Notizen zu machen.
    »Ich benötige eine Liste aller M'Naghten-Entscheidungen, die das oberste Gericht von Mississippi während der letzten fünfzig Jahre traf. Ich schätze, es sind etwa hundert. Ich erinnere mich an einen bekannten Fall aus dem Jahr 1976: Der Staat Mississippi gegen Hill. Damals stimmten fünf Richter gegen den Angeklagten, und vier verlangten eine großzügigere Interpretation des Begriffs Unzurechnungsfähigkeit. Ihr Bericht sollte nicht zu lang werden, höchstens zwanzig Seiten. Wissen Sie, wie man mit einer Schreibmaschine umgeht?«
    »Ich tippe dreihundert Anschläge in der Minute.«
    »Hätte ich mir denken können. Ich brauche die Unterlagen bis Mittwoch.«
    »Kein Problem.«
    »Darüber hinaus sind einige Dinge in bezug auf das Beweismaterial zu klären. Sie haben die schrecklichen Bilder von den Leichen gesehen. Normalerweise erlaubt es Noose den Geschworenen, solche Fotos zu betrachten, aber ich möchte sie von der Jury fernhalten. Stellen Sie fest, ob das möglich ist.«
    »Ich bezweifle es.«
    »Wir müssen die Vergewaltigung in den Mittelpunkt rücken. Ich will, daß die Geschworenen alle Einzelheiten erfahren. Recherchieren Sie. Ich habe zwei oder drei Präzedenzfälle, von denen Sie ausgehen können. Es geht darum, Noose die Relevanz der Vergewaltigung zu beweisen.«
    »In Ordnung. Was sonst noch?«
    »Keine Ahnung. Wenn mein Gehirn wieder funktioniert, fällt mir bestimmt etwas ein, aber im Augenblick ist das alles.«
    »Arbeite ich am Montagmorgen in Ihrem Büro?«
    »Ja. Ab neun Uhr. Kommen Sie nicht eher. Ich liebe die Ruhe am frühen Morgen.«
    »Und die Kleidung?«
    »Sie sehen gut aus.«
    »Jeans und keine Socken?«
    »Ich habe eine andere Angestellte, eine Sekretärin namens Ethel. Sie ist vierundsechzig und könnte eine Abmagerungskur

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