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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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vertragen. Zum Glück trägt sie einen BH. In dieser Hinsicht sollten Sie sich vielleicht ein Beispiel an ihr nehmen.«
    »Ich denke darüber nach.«
    »Ich möchte nicht abgelenkt werden.«
27
    M ontag, 15. Juli. Noch eine Woche bis zum Verfahren gegen Carl Lee Hailey.
    Am Wochenende sprach es sich rasch herum, daß der Prozeß in Clanton stattfinden würde, und die kleine Stadt bereitete sich auf das Spektakel vor. In den drei Motels klingelten ständig die Telefone, als Journalisten und Reporter ihre Buchungen bestätigten, und in den Cafés sprach man praktisch nur noch über die bevorstehende Verhandlung. Nach dem Frühstück schwärmte eine Wartungsmannschaft der County aus und begann damit, dem Gerichtsgebäude einen neuen Anstrich zu geben und die Flure auf Hochglanz zu polieren. Ozzie schickte einige Häftlinge mit Rasenmähern und Harken los. Die alten Männer am Vietnam-Denkmal schnitzten an ihren Stöcken und beobachteten die allgemeine Aktivität. Ein Kalfakter – er überwachte die anderen Gefangenen – forderte sie auf, ihre Redman ins Gras und nicht auf den Bürgersteig zu spucken. Man antwortete ihm, er solle sich zum Teufel scheren. Das dichte, dunkle Hundszahngras wurde gedüngt, und um neun Uhr zischten die Rasensprenger.
    Eine Stunde später betrug die Temperatur fast fünfunddreißig Grad Celsius. Die Ladenbesitzer am Platz öffneten ihre Geschäfte und schalteten Ventilatoren ein. Sie riefen in Memphis, Jackson und Chicago an und bestellten Nachschub für die nächste Woche – Waren, die zu höheren Preisen verkauft werden sollten.
    Noose hatte am Freitag nachmittag mit Jean Gillespie gesprochen, der Protokollführerin des Bezirksgerichts, und ihr mitgeteilt, daß der Fall in ihrem Gerichtssaal verhandelt werden sollte. Er wies sie an, hundertfünfzig mögliche Geschworene vorzuladen. Die Verteidigung verlangte ein größeres Kontingent, um die Jury auszuwählen, und Noose billigte den Antrag. Jean und zwei ihrer Kollegen verbrachten den Sonntag damit, das Wählerverzeichnis durchzugehen und Namen zu notieren. Sie achteten dabei die richterliche Anweisung und ignorierten alle Personen über fünfundsechzig. Insgesamt tausend Namen und die jeweiligen Adressen schrieben sie auf Karteikarten. Sie verschwanden in einem Karton, und die beiden Mitarbeiter Gillespies – ein Schwarzer und ein Weißer – zogen die einzelnen Karten mit verbundenen Augen und legten sie auf einen nahen Tisch. Als hundertfünfzig gezogen worden waren, klapperten die Tasten einer Schreibmaschine, und eine lange Liste entstand: Sie enthielt die Namen der für den Prozeß gegen Carl Lee Hailey in Frage kommenden Geschworenen. Der Ehrenwerte Omar Noose hatte die einzelnen Schritte der Auswahl ganz genau vorgeschrieben. Aus gutem Grund: Er wollte verhindern, daß diese Prozedur zum Anlaß eines Berufungsverfahrens werden konnte, wenn die Jury nur aus Weißen bestand und den Angeklagten zum Tod verurteilte.
    Die Namen und Adressen aller auf der Hauptliste eingetragenen Personen dienten anschließend zur Ausstellung von Vorladungen. Hundertfünfzig Briefe lagen in Jeans Büro, bis um acht Uhr am Montag morgen Sheriff Walls eintraf. Er trank Kaffee mit der Protokollführerin und empfing seine Order.
    »Richter Noose möchte, daß diese Mitteilungen ihre Empfänger heute zwischen sechzehn Uhr und Mitternacht erreichen«, sagte Jean.
    »In Ordnung.«
    »Die Geschworenen sollen pünktlich um neun Uhr am nächsten Montag im Gerichtssaal erscheinen.«
    »Okay.«
    »In den Vorladungen wird nicht die Art des Prozesses erwähnt, und die Geschworenen dürfen keine Informationen darüber erhalten.«
    »Bestimmt wissen sie ohnehin Bescheid.«
    »Ja, wahrscheinlich. Aber Noose hat diesen Punkt mehrmals betont. Es ist Ihren Leuten verboten, über den Fall zu sprechen, wenn Vorladungen zugestellt werden. Die Namen der betreffenden Personen sind streng vertraulich, zumindest bis Mittwoch. Fragen Sie mich nicht nach dem Grund – Noose will es so.«
    Ozzie blickte auf den hohen Stapel. »Wie viele sind es?«
    »Hundertfünfzig.«
    »Hundertfünfzig! Warum so viele?«
    »Anweisung des Richters. Es ist ein wichtiger Prozeß.«
    »Ich brauche alle meine Leute für die Zustellung.«
    »Läßt sich leider nicht ändern.«
    »Na schön. Mir bleibt wohl keine andere Wahl.«
    Ozzie ging, und einige Sekunden später stand Jake am Tresen, flirtete mit den Sekretärinnen und schenkte Jean Gillespie ein strahlendes Lächeln. Er folgte ihr ins Büro und

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