Die Jury
Frühstück.«
Sie griff nach einem Päckchen und wickelte ein Brötchen mit Wurst aus. »Kein Müsli?«
»Kein was?« erkundigte sich Harry Rex.
»Schon gut.«
Jake rieb sich die Hände und versuchte, enthusiastisch zu klingen. »Nun, wir haben uns hier drei Stunden vor dem Beginn des Prozesses versammelt. Was fangen wir mit den hundertachtzig Minuten an?«
»Wir mixen uns Margaritas«, schlug Harry Rex vor.
»Nein!« sagte Jake.
»Bestimmt beruhigen sie uns.«
»Ohne mich«, warf Ellen ein. »Die beruflichen Pflichten haben Vorrang.«
Harry Rex nahm das letzte Brötchen aus der Tüte. »Was geschieht heute morgen zuerst?«
»Nach dem Sonnenaufgang begeben wir uns alle in den Gerichtssaal. Um neun richtet Noose einige Worte an die Geschworenen, und dann beginnen wir damit, die Jury zusammenzustellen.«
Ellen hob den Kopf. »Wie lange dauert das?«
»Zwei oder drei Tage. In Mississippi haben wir das Recht, jeden einzelnen Geschworenen ins Richterbüro zu bestellen und ihn dort zu befragen. Das braucht seine Zeit.«
»Wo sitze ich, und wie verhalte ich mich?«
»Das deutet auf große Erfahrung hin«, kommentierte Harry Rex und sah Jake an. »Kennt Ihre Assistentin den Weg zum Gerichtsgebäude?«
»Sie sitzen nicht am Tisch der Verteidigung«, antwortete Brigance. »Der bleibt für Carl Lee und mich reserviert.«
Ellen wischte sich den Mund ab. »Ich verstehe. Nur Sie und der Angeklagte, umgeben von den Mächten des Bösen, allein mit dem Tod konfrontiert.«
»Etwas in der Art.«
»Mein Vater benutzt diese Taktik ab und zu.«
»Freut mich, daß Sie damit einverstanden sind. Sie sitzen hinter mir am Geländer. Ich werde Noose bitten, Sie an den privaten Gesprächen in seinem Büro teilnehmen zu lassen.«
»Und ich?« fragte Harry Rex.
»Noose mag Sie nicht. Er mochte Sie noch nie. Er bekäme einen Schlaganfall, wenn ich ihn darum bäte, daß Sie uns in sein Büro begleiten dürfen.«
»Herzlichen Dank.«
»Aber wir wissen Ihre Hilfe sehr zu schätzen«, sagte Ellen.
»Freut mich.«
»Und Sie können nach wie vor mit uns trinken«, fügte die junge Frau hinzu.
»Unter der Bedingung, daß ich den Tequila mitbringe.«
»Von jetzt an gibt es hier keinen Alkohol mehr«, sagte Jake.
»Bis zur Mittagspause«, meinte Harry Rex.
»Stehen Sie hinter dem Tisch des Protokollführers. Treiben Sie sich dort herum, wie üblich. Schreiben Sie Notizen über die Geschworenen, und versuchen Sie, unsere Karteikarten mit den Vorgeladenen in Verbindung zu bringen. Wahrscheinlich finden sich etwa hundertzwanzig im Saal ein.«
»Zu Diensten.«
Mit dem Tagesanbruch kam die Armee. Es wurden wieder Absperrungen errichtet, und an jeder Ecke des Platzes standen Soldaten an Barrikaden aus orangefarbenen und weißen Tonnen. Die Gardisten wirkten angespannt und nervös. Sie beobachteten jedes Fahrzeug und warteten darauf, daß der Feind angriff, daß sich etwas Abwechslung für sie ergab. Schließlich sorgten die Journalisten für ein wenig Unruhe; um halb acht trafen sie mit Lieferwagen und Kleintransportern ein, an deren Türen bunte Symbole glänzten. Die Truppen umstellten sie sofort und verkündeten, daß sie während des Prozesses nicht am Gerichtsgebäude parken durften. Die Pressegeier verschwanden in den Nebenstraßen, und kurz darauf kehrten sie zu Fuß zurück; sie schleppten Kameras und Aufzeichnungsgeräte. Einige von ihnen schlugen ihr Lager auf der Treppe vor dem Haupteingang des Gerichts auf, andere entschieden sich für die Hintertür. Eine dritte Gruppe eilte zur Rotunde im ersten Stock.
Murphy, Hausmeister und einziger Augenzeuge der Ermordung von Cobb und Willard, teilte den Reportern stotternd mit, der Verhandlungssaal werde um acht Uhr geöffnet, keine Minute früher. Eine Schlange bildete sich und führte durch die ganze Rotunde.
Die Kirchenbusse parkten abseits des Platzes, und diverse Priester führten ihre marschierende Gemeinde über die Jackson Street. Sie trugen FREIHEIT FÜR CARL LEE-Schilder und sangen in einem perfekten Chor »We Shall Overcome«. Als sie sich dem großen Rasen näherten, wurden die Soldaten auf sie aufmerksam, und ihre Funkgeräte piepten. Ozzie und der Colonel sprachen kurz miteinander, und die Soldaten entspannten sich wieder. Der Sheriff führte die Demonstranten zum vorderen Teil des Platzes, und dort schlenderten sie umher, unter den wachsamen Blicken der Nationalgarde von Mississippi.
Um acht brachte man einen Metalldetektor zum Haupteingang des Gerichtssaals,
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