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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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herzlich, schüttelte ihm die Hand, lächelte und klopfte ihm auf die Schulter. Ellen packte die Aktentaschen aus und legte Unterlagen auf den Tisch.
    Jake sprach leise mit Carl Lee und sah sich im Saal um. Alle Blicke galten ihm. Die Hailey-Sippe saß in der vordersten Reihe; er lächelte erneut und nickte Lester zu. Tonya und die Jungen trugen ihre gute Sonntagskleidung; sie hockten wie reglose Statuen zwischen Lester und Gwen. Die Geschworenen warteten auf der anderen Seite des Mittelgangs und musterten den Verteidiger des Angeklagten. Jake beschloß, die gute Gelegenheit zu nutzen, ihnen die Familie seines Mandanten vorzustellen, und ging durch die kleine Pendeltür im Geländer, um einige Worte mit den Haileys zu wechseln. Er legte Gwen die Hand auf die Schulter, begrüßte Lester, zwickte die Jungen und umarmte Tonya, jenes Mädchen, das von den beiden Rednecks vergewaltigt worden war – von zwei Männern, die den Tod verdient hatten. Die Geschworenen beobachteten Jake die ganze Zeit über und schenkten Tonya besondere Aufmerksamkeit.
    »Noose möchte, daß wir in sein Büro kommen«, flüsterte Musgrove ihm zu, als er zum Tisch der Verteidigung zurückkehrte.
    Ichabod, Buckley und die Protokollführerin unterhielten sich, als Jake und Ellen eintraten. Brigance stellte seine Assistentin dem Richter und den übrigen Anwesenden vor. Er erklärte, Ellen Roark sei eine Jurastudentin von Ole Miss, die in seiner Praxis Erfahrungen sammelte, und bat um die Erlaubnis, daß sie in der Nähe des Verteidigungstisches sitzen und auch an den Gesprächen im richterlichen Büro teilnehmen durfte. Buckley erhob keine Einwände. So etwas sei üblich, meinte Noose und hieß die junge Frau willkommen.
    »Irgendwelche Angelegenheiten, die vor dem Prozeßbeginn geregelt werden müssen, meine Herren?« fragte Ichabod.
    »Keine«, antwortete der Bezirksstaatsanwalt.
    »Einige«, sagte Jake und öffnete eine Akte. »Für das Protokoll.«
    Die Protokollführerin Norma Gallo begann zu schreiben.
    »Zunächst einmal möchte ich erneut die Verlegung des Verhandlungsortes beantragen...«
    »Einspruch!« rief Buckley.
    »Halten Sie die Klappe, Gouverneur!« entfuhr es Jake. »Ich habe gerade erst begonnen. Unterbrechen Sie mich nicht jetzt schon.«
    Buckley und die anderen hatten Jake noch nie auf diese Weise erlebt. Sie hoben verblüfft die Brauen. Es liegt an den vielen Margaritas, dachte Ellen.
    »Bitte entschuldigen Sie, Mr. Brigance«, sagte Buckley ruhig. »Und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie darauf verzichten könnten, mich Gouverneur zu nennen.«
    Noose räusperte sich. »Gestatten Sie mir einen Hinweis. Uns steht ein langes und anstrengendes Verfahren bevor. Ich weiß, daß Sie beide großem Streß ausgesetzt sind. Mehrma ls bin ich selbst in Ihrer Lage gewesen, und daher ist mir klar, was Sie nun fühlen. Sie sind beide ausgezeichnete Anwälte, und ich bin dankbar, daß bei diesem wichtigen Prozeß Anklage und Verteidigung von zwei so guten Profis vertreten werden. Nun, ich registriere einen gewissen Groll zwischen Ihnen. Das ist keineswegs ungewöhnlich, und ich bitte Sie nicht, sich die Hände zu schütteln und gute Freunde zu sein. Aber wenn Sie in meinem Gerichtssaal oder in diesem Büro sind, so bestehe ich darauf, daß Sie sich nicht gegenseitig unterbrechen und ihr Geschrei auf ein Minimum reduzieren. Sie werden sich mit Mr. Brigance, Mr. Buckley und Mr. Musgrove ansprechen. Haben Sie verstanden?«
    »Ja, Sir.«
    »Ja, Sir.«
    »Gut. Dann fahren Sie fort, Mr. Brigance.«
    »Danke, Euer Ehren. Ich weiß das sehr zu schätzen. Nun, wie ich eben schon sagte: Die Verteidigung erneuert ihren Antrag auf Verlegung des Verhandlungsortes. Ich möchte folgendes zu Protokoll geben: Während wir hier um neun Uhr fünfzehn am zweiundzwanzigsten Juli im richterlichen Büro sitzen und gleich eine Jury auswählen wollen, ist das Gerichtsgebäude von der Nationalgarde umstellt. Auf dem Rasen schreien einige Mitglieder des Ku-Klux-Klans Schwarze an, die natürlich ebenfalls ziemlich laut sind. Schwerbewaffnete Gardisten trennen die beiden Gruppen voneinander. Die eintreffenden Geschworenen haben den Rummel beobachtet. Daher halte ich es für unmöglich, eine unvoreingenommene Jury zusammenzustellen.«
    Buckley hörte mit einem arroganten Lächeln zu, und als Jake seine Ausführungen beendet hatte, fragte er: »Darf ich darauf antworten, Euer Ehren?«
    »Nein«, erwiderte Noose schlicht. »Der Antrag wird zurückgewiesen. Sonst noch

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