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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Geschworenen könnten Anstoß an ihr nehmen.«
    »Ja, sie darf ruhig dabei sein, aber nicht in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücken.«
    Harry Rex wischte sich mit einer breiten Hand den Mund ab. »Schlafen Sie mit ihr?«
    »Himmel, nein! Ich bin doch nicht verrückt.«
    »Sie sind verrückt, wenn Sie eine so gute Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen. Die Dame ist willig.«
    »Ich muß mich um andere Dinge kümmern und überlasse sie Ihnen gern.«
    »Sie hält mich für nett und niedlich, stimmt's?«
    »Das behauptet sie jedenfalls.«
    »Vielleicht versuche ich's bei ihr«, sagte Harry Rex ernst. Dann schmunzelte er. Aus dem Schmunzeln wurde ein breites Grinsen, dem lautes Lachen folgte. Krümel flogen zu den Bücherregalen.
    Das Telefon klingelte. Jake schüttelte den Kopf, und Harry Rex nahm den Hörer ab. »Er ist nicht hier, aber ich nehme Mitteilungen für ihn entgegen.« Er zwinkerte Jake zu. »Ja, Sir. Natürlich, Sir. Selbstverständlich, Sir. Eine schreckliche Sache, ja. Daß sich jemand auf ein so tiefes Niveau begibt – es ist unfaßbar. Ja, Sir. In der Tat, Sir. Ich bin vollkommen Ihrer Ansicht. Ja, Sir. Und wie lautet Ihr werter Name, Sir? Sir?« Harry Rex lächelte und legte auf.
    »Worum ging's?«
    »Der Typ meinte, es sei eine Schande für die weiße Rasse, daß Sie den Nigger verteidigen. Er kann überhaupt nicht verstehen, warum ein weißer Anwalt bereit ist, einen Nigger wie Hailey vor Gericht zu vertreten. Er hofft, daß Ihnen der Klan eine Abreibung verpaßt. Falls das nicht der Fall sein sollte, hofft er, daß man Ihnen die Lizenz entzieht, weil Sie einen Nigger verteidigen. Er fügte hinzu, von Ihnen sei nichts anderes zu erwarten. Immerhin hätten Sie für Lucien Wilbanks gearbeitet, der mit einer Niggerin zusammenlebt.«
    »Und Sie haben ihm zugestimmt!«
    »Warum nicht? Er war nicht haßerfüllt und meinte es ernst. Jetzt fühlt er sich bestimmt besser.«
    Das Telefon klingelte erneut, und Harry Rex nahm ab. »Jake Brigance, Rechtsanwalt, Strafverteidiger, Berater und juristischer Guru.«
    Jake eilte in Richtung Toilette. »Ein Reporter!« rief ihm Harry Rex nach.
    »Ich muß auf den Topf.«
    »Er hat Durchfall«, verriet Harry Rex dem Journalisten.
    Um sechs – sieben in Wilmington – rief Jake bei Carla an. Sie war wach, las die Zeitung und trank Kaffee. Er erzählte ihr von Bud Twitty und der Warnung von Mickymaus in bezug auf noch mehr Gewalt. Nein, er fürchtete sich nicht. Es belastete ihn kaum. Seine Sorge galt in erster Linie der Jury, den zwölf auszuwählenden Geschworenen sowie ihren Reaktionen auf ihn und seinen Klienten. Er dachte nur daran, mit welchen Einstellungen sie Carl Lee begegneten, ob sie ihn für schuldig oder nicht schuldig befinden würden. Alles andere spielte keine Rolle. Zum erstenmal sprach Carla nicht davon, nach Hause zurückzukehren. Jake versicherte, am Abend noch einmal mit ihr telefonieren zu wollen.
    Als er auflegte, hörte er Stimmen im Erdgeschoß. Ellen war eingetroffen, und Harry Rex unterhielt sich laut mit ihr. Sie ist mit durchsichtiger Bluse und Minirock gekommen, dachte Jake und ging nach unten. Er irrte sich. Harry Rex gratulierte Ellen dazu, wie eine Frau aus den Südstaaten gekleidet zu sein. Sie trug ein graues, kariertes Kostüm, das aus einer Jacke mit VAusschnitt und einem kurzen Rock bestand. Unter der schwarzen Seidenbluse zeigten sich deutlich die Umrisse eines BHs. Spangen hielten das zurückgekämmte Haar fest. Erstaunlicherweise offenbarte das Gesicht subtile Spuren von Wimperntusche, Lidschatten und Lippenstift. Um es wie Harry Rex auszudrücken: Sie wirkte so sehr wie eine Anwältin, wie das für eine Frau überhaupt möglich war.
    »Danke, Harry Rex«, sagte Ellen. »Ich wünschte, ich hätte bei meiner Kleidung ebensoviel Geschmack wie Sie.«
    »Sie sehen gut aus, Row Ark«, meinte Jake.
    »Sie auch«, erwiderte Ellen. Sie musterte Harry Rex und schwieg.
    »Bitte verzeihen Sie uns, Row Ark«, brummte der Scheidungsanwalt. »Wir sind zutiefst beeindruckt, weil wir nicht wußten, daß Ihre Garderobe eine so große Auswahl enthält. Wir entschuldigen uns dafür, Sie zu bewundern, denn uns ist natürlich klar, daß wir damit Ihr emanzipiertes Herz verletzen. Ja, wir geben zu, sexistische Schweine zu sein, aber wir sind hier nun mal im Süden. Und die Männer in den Südstaaten kriegen Kulleraugen, wenn sie gut gekleidete attraktive Frauen sehen, ob emanzipiert oder nicht.«
    »Was ist in der Tüte?« fragte Ellen.
    »Das

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