Die Jury
daß Sie der beste Strafverteidiger in Ford County sind.« Die Sekretärin klang deutlich amüsiert.
»Da hat sie vollkommen recht. Aber ich bin trotzdem nicht interessiert.«
Ozzie legte Willard Handschellen an und führte ihn durch den Flur ins Büro des Countygefängnisses. Dort nahm er ihm die Handschellen wieder ab und deutete auf einen Holzstuhl in der Mitte des kleinen Zimmers. Der Sheriff trat hinter seinen Schreibtisch, nahm Platz und musterte den Gefangenen.
»Mr. Willard, das ist Lieutenant Griffin von der Mississippi Highway Patrol. Dort drüben sitzen der Untersuchungsbeamte Rady sowie die beiden Deputys Looney und Prather, die Sie gestern abend kennengelernt haben – obwohl Sie sich vermutlich nicht daran erinnern. Ich bin Sheriff Walls.«
Willard sah die Männer nacheinander an, und sein Gesicht offenbarte Furcht. Er saß in der Falle. Die Tür war verriegelt. Auf dem Schreibtisch standen zwei Kassettenrecorder.
»Wir sind hier, um Ihnen einige Fragen zu stellen. In Ordnung?«
»Ich weiß nicht...«
»Bevor ich beginne, möchte ich Ihnen noch einmal Ihre Rechte erklären. Zunächst einmal: Sie haben das Recht, die Aussage zu verweigern. Verstanden?«
»Ja.«
»Können Sie lesen und schreiben?«
»Ja.«
»Gut. Dann lesen Sie das hier und unterschreiben Sie. Damit bestätigen Sie, auf Ihre Rechte hingewiesen worden zu sein.«
Willard kritzelte eine Unterschrift, und Ozzie betätigte eine rote Aufzeichnungstaste.
»Sie wissen, daß ich den Recorder eingeschaltet habe, nicht wahr?«
»Ja.«
»Und daß es Mittwoch ist, fünfzehnter Mai, acht Uhr dreiundvierzig morgens.«
»Wenn Sie das behaupten...«
»Wie lautet Ihr voller Name?«
»James Louis Willard.«
»Spitzname?«
»Pete. Pete Willard.«
»Adresse?«
»Route 6, Box 14, Lake Village, Mississippi.«
»Welche Straße?«
»Bethel Road.«
»Mit wem leben Sie zusammen?«
»Ich bin geschieden und wohne bei meiner Mutter, Earnestine Willard.«
»Kennen Sie Billy Ray Cobb?«
Willard zögerte und blickte zu Boden. Seine Stiefel lagen in der Zelle; Schmutz klebte an den weißen Socken, und die großen Zehen ragten durch Löcher. Es kann sicher nicht schaden, diese Frage zu beantworten, dachte er.
»Ja, ich kenne ihn.«
»Haben Sie ihm gestern Gesellschaft geleistet?«
»Mhm.«
»Wo waren Sie?«
»Unten am See.«
»Wann brachen Sie auf?«
»Gegen drei.«
»Welchen Wagen fuhren Sie?«
»Ich saß nicht am Steuer.«
»Welches Fahrzeug benutzten Sie, um nach Clanton zurückzukehren?«
Neuerliches Zögern. Willard starrte auf seine Zehen. »Ich glaube, ich möchte nicht noch mehr sagen.«
Ozzie betätigte eine andere Taste, und daraufhin verklang das leise Summen des Recorders. Er holte tief Luft und sah Willard an. »Sind Sie jemals in Parchman gewesen?«
Der Gefangene schüttelte den Kopf.
»Wissen Sie, wie viele Nigger es dort gibt?«
Willard schüttelte erneut den Kopf.
»Etwa fünftausend. Wissen Sie, wie viele Weiße im Parchman-Knast sitzen?«
»Nein.«
»Etwa tausend.«
Willard senkte den Kopf. Ozzie ließ ihn eine Minute lang nachdenken und zwinkerte dann Lieutenant Griffin zu.
»Haben Sie eine Ahnung, was diese Nigger mit einem Weißen anstellen, der ein schwarzes Mädchen vergewaltigt hat?«
Keine Antwort.
»Lieutenant Griffin, bitte schildern Sie Mr. Willard, wie Weiße in Parchman behandelt werden.«
Griffin trat näher, lehnte sich an Ozzies Schreibtisch und sah auf Willard hinab. »Vor fünf Jahren vergewaltigte ein Weißer in Helena County – drüben im Delta – eine Schwarze. Sie war zwölf. Man wartete auf ihn, als er in Parchman eingeliefert wurde. Die Häftlinge wußten Bescheid. In der ersten Nacht banden ihn dreißig Schwarze auf einem großen Faß fest und bestiegen ihn. Die Wärter sahen zu und lachten. Niemand hat Mitleid mit einem Vergewaltiger. Die Schwarzen nahmen sich ihn jede Nacht vor, drei Monate lang, und dann brachten sie ihn um. Die kastrierte Leiche steckte im Faß.«
Willard schauderte heftig, hob den Kopf und schnappte nach Luft.
»Wir haben es nicht auf Sie abgesehen, Pete«, sagte Ozzie. »Wir wollen Cobb. Ich bin hinter ihm her, seit er aus Parchman entlassen wurde. Und ich möchte ihn endlich aus dem Verkehr ziehen. Ich lege ein gutes Wort für Sie ein, wenn Sie mir helfen, Cobb hinter Schloß und Riegel zu bringen. Natürlich kann ich Ihnen nichts versprechen, aber der Bezirksstaatsanwalt ist ein guter Bekannter von mir. Ich rede mit ihm, falls Sie mir helfen, Cobb zu
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